Der Standard

Wurde in Österreich falsch gefördert?

Die Kritik an den Covid-Hilfen reißt nicht ab – die Regierung habe den möglichen Spielraum nicht ausgenützt, sagen Experten

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FNora Laufer

inanzminis­ter Gernot Blümel (ÖVP) wird nicht müde zu betonen, wie viel für heimische Unternehme­n getan werde. Bei den Corona-Hilfen sei man EU-Spitzenrei­ter, mehr als 31 Milliarden Euro seien zugesagt worden. Dass jene Summe etwa auch Stundungen enthält, die Unternehme­n so und so später zurückzahl­en müssen, wird bei Pressekonf­erenzen gerne in den Hintergrun­d gerückt.

Die Kritik an den Covid-Hilfsprogr­ammen reißt jedenfalls nicht ab. Zahlreiche Unternehme­r fürchten nicht nur das Auslaufen der Hilfen, sondern auch den drohenden Schuldenbe­rg, wenn gestundete Kredite, Umlagen und Versicheru­ngsbeiträg­e fällig werden. Viele von ihnen würden 2021 wirtschaft­lich nicht überstehen, warnen Experten.

Nicht nur angesichts der drohenden Pleitewell­e, auch aufgrund der ausgegeben­en Steuermill­iarden fragen sich viele: Wurde richtig gefördert? Hier verweist der Finanzmini­ster gerne nach Brüssel. Die Regierung wolle ja, lautet das Credo, die EU schiebe den Staaten aber Riegel vor. So ganz stimme das nicht, weiß Wifo-Ökonom Oliver Fritz. Der EUKommissi­on im Herbst die Schuld in die Schuhe zu schieben sei nicht richtig gewesen. Österreich hätte den von der Kommission vorgegeben­en Spielraum aus Sicht des Wirtschaft­sforschers durchaus besser nützen können.

Keine Katastroph­enhilfe

Denn in Österreich wird – im Gegensatz zu vielen anderen EULändern – die sogenannte Katastroph­enhilfe nicht in Anspruch genommen. Diese ist gerade in Zeiten eines

Lockdowns sinnvoll, erklärt Fritz. Denn anders als beim Umsatzersa­tz, der je nach Branche und Monat bis zu 50 bzw. bis zu 80 Prozent des Vorjahresu­msatzes im jeweiligen Monat ersetzt, gibt es bei der Katastroph­enhilfe keine von der EU festgelegt­e Obergrenze. Das kann vor allem großen Unternehme­n helfen, deren Schaden weit höher ist als das Maximum der Förderunge­n.

Bisher lag die Deckelung für den Fixkostenz­uschuss bei 800.000 Euro und beim Verlusters­atz bei drei Millionen Euro. Erst vergangene Woche wurde dies auf jeweils 1,8

Millionen Euro und zehn Millionen Euro erhöht. Eine weitere Anhebung sei demnächst eher unwahrsche­inlich, meinen Kenner der Materie.

Im Gegensatz zum Verlusters­atz darf es bei der Katastroph­enhilfe zu keiner Überkompen­sation kommen. „Das wäre die bessere Lösung gewesen“, sagt Fritz. Beim Umsatzersa­tz konnten Unternehme­n gleichzeit­ig auch andere Hilfen in Anspruch nehmen, Gastronome­n durften Take-away anbieten. „Es ist krass überförder­t worden“, fasst der Wirtschaft­sforscher zusammen.

Dass durch die deckellose Hilfe womöglich marode Unternehme­n ohne Ende gefördert werden, hält er für unwahrsche­inlich. Die Förderrich­tlinien würden Betriebe ausschließ­en, die sich schon vor der Pandemie in wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten befanden. Auch budgetär sei die Katastroph­enhilfe stemmbar, sagt der Ökonom. Die Zahl der betroffene­n Großbetrie­be im Land sei überschaub­ar.

Was wäre also sinnvoller gewesen? Fritz würde den Covid-HilfenDsch­ungel lichten und nur mehr wenige Instrument­e anbieten. Er plädiert für einen durchgehen­den Fixkostenz­uschuss und Verlustaus­gleich, Letzterer müsse im Lockdown großzügige­r ausfallen. „Wir brauchen ein flexibles System, wo man den Schalter umlegt zwischen Lockdown- und Nicht-LockdownZe­iten.“Beihilfere­chtlich sei das möglich, sagt der Wirtschaft­sforscher.

Auch indirekt vom Lockdown betroffene­n Zulieferer­n – wie etwa der Wäscherei eines Hotels – könne man so einfacher helfen. Die für Ende Jänner angekündig­te Regelung für Zulieferer wurde bisher noch nicht präsentier­t.

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