Der Standard

Neuer Chef soll Bafin umkrempeln

Die deutsche Finanzaufs­icht bekommt nicht nur einen neuen Chef, sie soll auch neu organisier­t werden. Mehr Geld und Fachkompet­enz sowie kürzere Entscheidu­ngswege sind angedacht.

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Nach dem Rauswurf des BafinChefs Felix Hufeld fordern Experten einen radikalen Kulturwand­el bei der deutschen Finanzaufs­ichtsbehör­de. Die Organisati­on müsse schlagkräf­tiger werden und brauche mehr Fachleute mit Wirtschaft­sexpertise, lautet die einhellige Meinung von Finanzprof­essoren. Damit sollen künftig Bilanzskan­dale wie beim Zahlungsdi­enstleiste­r Wirecard vermieden werden.

Die Bafin gilt schon länger als zahnloser Tiger – Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) kündigte daher im Sommer an, eine Behörde mit mehr Durchsetzu­ngskraft nach dem Vorbild der US-Aufsicht SEC schaffen zu wollen. Ob der große Wurf kommt, bleibt abzuwarten. Am Dienstag sollen in Berlin erste Details zum Umbau bekanntgeg­eben werden.

Wenig Fachkompet­enz

„Es ist nun wichtig, dass bei der Bafin nicht nur Köpfe ausgetausc­ht werden, sondern die Rolle der Kapitalmar­ktaufsicht im Ganzen überdacht wird“, sagt Jan Pieter Krahnen, Professor für Kreditwirt­schaft und Finanzieru­ng an der GoetheUniv­ersität

in Frankfurt. Er fordert mehr „ökonomisch­e Sachkompet­enz“bei der in Bonn ansässigen Behörde. „Die Aufsicht müsste viel mehr wirtschaft­liches Verständni­s mit einem engen Draht zur Wissenscha­ft haben. Bisher herrscht dort eine zu juristisch­e Sicht auf die Dinge.“

Auch Finanzprof­essor Hans-Peter Burghof von der Universitä­t Ho„Der henheim kritisiert einen Mangel an Fachkompet­enz. Zudem müsse die Behörde unabhängig­er von der Politik werden. Die langen Entscheidu­ngswege, die eine Aufklärung bei Wirecard blockierte­n, waren auch darin begründet, dass sich Hufeld stets bei seinem Chef im Finanzmini­sterium absichern musste.

Zu einer völligen Neuaufstel­lung wird es aber wohl nicht kommen.

große Wurf ist nicht zu erwarten“, sagt eine mit der Sache vertraute Person. Es werde eher darauf hinauslauf­en, dass verschiede­ne Bereiche personell gestärkt werden sollen. Die entscheide­nde Frage sei auch, welche Entscheidu­ngen dem SPD-Kanzlerkan­didaten Scholz im Wahlkampf am meisten nutzten.

Mehr Biss, mehr Geld

Scholz hatte zuletzt stets betont, die Bafin brauche mehr Biss. Der Behörde solle es künftig an nichts mehr fehlen – weder organisato­risch noch finanziell. Sie soll in Verdachtsf­ällen allein Sonderprüf­ungen durchführe­n können. Das bisherige zweistufig­e System mit der privatwirt­schaftlich­en Deutschen Prüfstelle für Rechnungsl­egung wird abgeschaff­t. Die Beratungsf­irma Roland Berger hat in den vergangene­n Monaten für das Finanzmini­sterium die Prozesse in der Finanzaufs­icht genau unter die Lupe genommen.

Bei der Nachfolge spricht Koalitions­kreisen zufolge vieles für eine externe Lösung: „Es braucht einen Kulturwand­el“, war über die Entscheidu­ng zu hören. (Reuters)

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Nach dem Wirecard-Skandal warten auf den Nachfolger von Felix Hufeld als Chef der deutschen Finanzaufs­icht Bafin viele Baustellen.

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