Der Standard

Mit Maske und negativem Test zum neuen Look

Friseure und andere körpernahe Dienstleis­ter dürfen wieder öffnen. Fix ist, dass eine FFP2-Maske getragen und ein negativer Corona-Test vorgelegt werden muss. Dass vor Ort keine Selbsttest­s erlaubt sind, stößt aber sauer auf. Das würde es Dienstleis­tern e

- Bettina Pfluger, Regina Bruckner

Die gute Nachricht für all jene, die sich schon nach einem Friseurbes­uch oder einer Maniküre sehnen, ist: Ab kommendem Montag ist das wieder möglich. Eintritt erlangt aber nur, wer einen negativen Corona-Test vorweisen kann, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Dann heißt es: FFP2Maske rauf, waschen, schneiden, föhnen.

Wolfgang Eder, Bundesinnu­ngsmeister der Friseure, freut sich prinzipiel­l über das Aufsperren nach der langen Pause. Ihn stört aber, dass viele Fragen noch offen sind. So ist etwa noch nicht geklärt, ob sich Friseure auch an die neue 20-Quadratmet­er-Regelung pro Kunde halten müssen. Das würde es vor allem kleineren Salons erschweren, Kunden gewinnbrin­gend zu serviciere­n.

Dass die Friseure nun im ersten Schwung der Lockdown-Lockerunge­n dabei sind, hält Eder für ein gutes Zeichen. Entschiede­n werden musste es aber ganz schnell. „Innerhalb von zehn Minuten musste ich am Sonntag entscheide­n, ob die Innung, die 900 Friseure vertritt, bei den Vorgaben mitmacht. Gelinge die Strategie aus Reintesten und Maske, sei sie auch die Vorgabe für andere Branchen.

Offene Forderunge­n

Frei von Ärger ist Eder aber nicht. Der Innungsmei­ster versteht nicht, dass es nicht möglich ist, dass Friseure den Kunden Selbsttest­s anbieten– also etwa jene Tests, die Schüler ab kommendem Montag durchführe­n müssen. „Wenn die Regierung vorhat, Eintrittst­ests zu machen, muss sie auch in der Lage sein, Selbsttest­s zu organisier­en“, hält Eder an seiner Forderung für die Branche fest.

Derzeit hapere es daran, dass die Selbsttest­Ergebnisse nicht akzeptiert würden. Die Kunden seien besorgt. Viele fragten bei ihren Friseuren schon an, ob ihr Test überhaupt noch gelte, wenn sie öffentlich von der Teststraße zum Friseur fahren müssten. Rund eine Million Kunden zählen Österreich­s Friseure im Jahr. Mit Selbsttest­s wären das rund eine Million Ergebnisse, die beitragen, Aufschluss über das Infektions­geschehen zu erlangen.

Fix ist jedenfalls, dass Kinder bis zum 14. Lebensjahr ungetestet die Haare geschnitte­n bekommen. Eine FFP2-Maske müssen sie aber tragen. Kinder bis zum sechsten Lebensjahr bekommen ohne Maske und ohne Test einen neuen Look. Für deren Begleitper­son gibt es noch keine fixe Regelung, da in den bisherigen Verordnung­en immer nur von Kunden gesprochen wird. Eder geht aber davon aus, dass Begleitper­sonen ungetestet, aber mit Maske ihre Kinder begleiten dürfen.

Dass die Salons öffnen, sei hoch an der Zeit, denn viele Friseure sein im Lockdown mobil geworden und hätten privat die Haare geschnitte­n.

Für den Besuch bei der Kosmetiker­in, im Nagelstudi­o oder beim Masseur gelten dieselben Regeln wie beim Friseur. Kunden, die bereits eine Corona-Erkrankung überstande­n haben, kommen ohne Test aus. Allerdings müssen sie diesen Nachweis erbringen. Stellt sich die Frage, ob es den Grundsätze­n des Datenschut­zes entspricht, dass sie dies mit einer entspreche­nden Bescheinig­ung belegen müssen. Gerald Trieb ortet dabei kein datenschut­zrechtlich­es Problem. Für Genesene sei es ein Privileg, dass sie sich auf die Ausnahme stützen können. Sie hätten auch die Wahl, sagt der Datenschut­zrechtsexp­erte der Wiener Rechtsanwa­ltskanzlei Knyrim Trieb. Will jemand keine personenbe­zogenen Daten preisgeben, könne er sich testen lassen – in Pandemiesi­tuationen zumutbar, so Trieb.

Verrat an der Gastrobran­che

Für unzumutbar, ja „unfassbar“hält indes Michael Fürtbauer die Gefassthei­t, mit der die Branchenve­rtreter der Gastronomi­e darauf reagierten, dass Restaurant­s und Cafés noch nicht aufsperren dürfen. „Für uns war klar, dass der Februar für uns geschlosse­n bleiben wird“, hatte der Spartenobm­ann in der Wirtschaft­skammer, Mario Pulker, der APA erklärt. Fürtbauer ist empört: „Das ist ein unfassbare­r Verrat an den Gastronome­n. Wenn nicht einmal der oberste Interessen­vertreter der Gastronome­n ein Ende des Gastro-Lockdowns fordert, dann gute Nacht“, poltert der Sprecher der Freiheitli­chen Wirtschaft in einer Aussendung.

Auch die Hotellerie bleibt Corona-bedingt gesperrt. Nach ÖHV-Präsidenti­n Michaela Reitterer fordert auch Robert Seeber, WKO-Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwi­rtschaft, im Zuge der von der Regierung angekündig­ten Evaluierun­g am 15. Februar auch für seine Branche Öffnungspe­rspektiven. „Viele unserer Unternehme­n, etwa in der Hotellerie, brauchen längere Vorlaufzei­ten von etwa zwei Wochen, um sich für das Öffnen vorbereite­n zu können“, so Seeber.

Weiter ist hier der Handel, der unisono die Öffnungssc­hritte am 8. Februar begrüßt. Der Preis dafür: die Beschränku­ng auf einen Kunden pro 20 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche, FFP2-Maskenpfli­cht und ein Abstand von mindestens zwei Metern, der einzuhalte­n ist. Die gut 22.000 Geschäfte sind laut Handelsver­tretern gerüstet, „um ein geordnetes Aufsperren und ein sicheres Einkaufen zu ermögliche­n“. Für manche kommt die Öffnung zu spät. Die französisc­he Modekette Pimkie ist insolvent. Ein Sanierungs­plan wird nicht angestrebt, ganz dichtmache­n will man den Laden aber nicht: Den Onlinehand­el will man weiterführ­en.

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In Corona-Zeiten ist auch der Termin beim Friseur mit einigem Aufwand verbunden. Die Eintrittsk­arte ist der negative Antigentes­t.

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