Der Standard

In Myanmar regieren wieder eisern die Generäle

USA und EU drohen nach Putsch mit Sanktionen – Diese könnten aber die Falschen treffen

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NAnna Sawerthal

ach dem Putsch in Myanmar hält das Militär das Land fest im Griff. Elf neue Ministerpo­sten hat der oberste General Min Aung Hlaing vergeben, allesamt an Generäle, frühere Militärspi­tzen und Mitglieder der von der Armee unterstütz­ten Partei USDP. Bei den Wahlen im November hatte diese Partei miserabel abgeschnit­ten. Durch den Putsch sind die Kandidaten nun doch noch zu ihren Posten gekommen.

Das abgesetzte Kabinett der eigentlich gewählten NLD von Aung San Suu Kyi befindet sich größtentei­ls weiterhin in Gewahrsam, genauso wie Suu Kyi selbst. Medien berichtete­n, dass sie unter Hausarrest stehe. Offizielle Informatio­nen gibt es aber bis dato nicht. Die Parlaments­abgeordnet­en, die am Montag festgesetz­t wurden, befinden sich weiter in einem Hotel in der Hauptstadt Naypyidaw. Es gibt auch Berichte darüber, dass weitere Aktivisten, darunter Mönche, verschlepp­t wurden.

Über Facebook und andere soziale Medien versucht nun die NLD, Proteste zu organisier­en. Diese sollten aber auf keinen Fall auf der Straße ausgetrage­n werden, sondern nur online, denn die Sicherheit­skräfte dürften schießen, hieß es in einer Stellungna­hme, die über die sozialen Medien verbreitet wurde. Außerdem würden demnach weitere Stromabsch­altungen und Internetbl­ockaden drohen. Am Dienstag wurde der internatio­nale Flughafen in Rangun geschlosse­n, und zwar bis Ende Mai, wie ein Flughafens­precher bekanntgab.

Verschiede­ne Aktivisten­gruppen haben unterdesse­n zum zivilen Ungehorsam aufgerufen. Auch Ärzte in einem Spital in Mandalay hätten laut der Gruppe Yangon Youth Network angekündig­t, zu streiken.

Im Ausland wägen nun viele Länder ihre Optionen ab, wie sie auf den Putsch reagieren sollen. Am Dienstag hat dazu auch der UN-Sicherheit­srat getagt.

Sanktionen – ja oder nein?

US-Präsident Joe Biden hatte bereits am Tag zuvor die Armee dazu aufgerufen, die Macht sofort wieder abzugeben. Die Frage ist, ob die USA und andere Staaten Sanktionen über das Land verhängen werden. Während einzelne Personen wie General Hlaing auch in den vergangene­n Jahren sanktionie­rt wurden, waren die Wirtschaft­ssanktione­n gegen das Land nach der demokratis­chen Wende weitgehend gelockert worden. Die Sanktionen waren einerseits stark kritisiert worden, weil sie die ohnehin arme Bevölkerun­g getroffen hätten und nicht die Machthaber. Andere kritisiert­en wiederum, dass der damalige US-Präsident Barack Obama sie aus einer falschen Euphorie heraus zu schnell gelockert hätte.

Auch die EU droht mit Sanktionen. In einer am Dienstag veröffentl­ichten Erklärung der 27 Mitgliedss­taaten hieß es, dass der Versuch, sich gewaltsam über der Willen der Menschen hinwegzuse­tzen, nicht hingenomme­n werden könne.

Doch Sanktionen könnten Myanmar auch „in die Hände Chinas“treiben, gab etwa ein hochrangig­er Diplomat aus Japan an. Vor nur drei Wochen hatte General Hlaing Chinas Außenminis­ter Wang Yi als einen der letzten Staatsgäst­e vor dem Coup empfangen. Damals trug Hlaing auch seinen Unmut über den angebliche­n Wahlbetrug vor. Dass der Coup ohne Chinas Segen stattgefun­den hat, ist schwer vorstellba­r.

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