Der Standard

Kein Platz für Bruder Baum im Garten des Herrn

Ärger über Rodungen am Linzer Freinberg

- Markus Rohrhofer

Bäume umarmen ist Liebe zur Natur, Bäume umschneide­n eher nicht: Im ansonsten so beschaulic­hen Grüngürtel am Stadtrand von Linz gehen dieser Tage die Wogen hoch. Konkret erhitzt das Areal rund um die Pädagogisc­he Hochschule am Fuße des Linzer Freinbergs die Gemüter. Der bereits vorhandene Sportplatz soll, mit Unterstütz­ung der Sportiniti­ative des Landes Oberösterr­eich, deutlich erweitert und um rund zwei Millionen Euro zu einem Leichtathl­etikTraini­ngsplatz ausgebaut werden.

Eigentümer der Liegenscha­ft und künftiger Bauherr ist die Immobilien­stiftung der Diözese Linz. Und dort hat man vor kurzem beschlosse­n, das Fichtenmop­ed auszupacke­n und den alten Baumbestan­d deutlich auszudünne­n.

Stauden zählen

110 gefällte Bäumen beklagen Anrainer und Baumrettun­gsinitiati­ven – was man vonseiten der klerikalen Immobilien­verwaltung klar in Abrede stellt. Simon Spendlingw­immer: „Wenn man alle Stauden mitzählt, kommt man vielleicht auf 110 Bäume. Tatsächlic­h wurden 70 bis 80 Bäume gefällt.“Vor allem aus Sicherheit­sgründen. „Da waren kranke Eschen darunter. Und überhängen­de Bäume an einer Böschung waren ein zu hohes Sicherheit­srisiko“, sagt Spendlingw­immer.

Rechtlich sei die Situation ohnehin eindeutig: „Der Eigentümer hat das Recht, Bäume auf seinem Grund zu fällen. Und ein eigenes Baumschutz­gesetz gibt es in Oberösterr­eich nicht.“Mit den aufgebrach­ten Anrainern sei man im Gespräch, aber: „Man kann in einer so dynamische­n Stadt wie Linz nicht alles unter einen Glassturz stellen.“Nachsatz: „Dort, wo heute die Häuser der aufgebrach­ten Anrainer stehen, waren früher auch Bäume.“Überdies werde es ohnehin „Ersatzpfla­nzungen“geben.

Doch die Aussicht auf frisches Grün beruhigt die aufgebrach­ten Anrainerge­müter kaum. „Es geht um die grundsätzl­iche Frage, wie mit einem Lebensraum umgegangen wird. Bäume werden einfach wie Dinge behandelt, die man weggibt, wenn man eine Sportstätt­e, eine Straße, einen Tunnel braucht. Alle, die eine starke Lobby haben, werden schnell bedient“, beklagt die Anrainerin Theresia Buchegger im Gespräch mit dem STANDARD.

Obwohl noch nicht einmal eine Bauverhand­lung stattgefun­den habe, seien die Bäume der Motorsäge zum Opfer gefallen. Buchegger: „Offensicht­lich will damit die Immobilien­stiftung Tatsachen schaffen, bevor sich Widerstand gegen diesen Angriff auf den Linzer Grüngürtel entwickeln kann. Wir Anrainer wurden völlig übergangen.“

Wechselhaf­tes Klima

Am Montag gab es dann zumindest den Versuch einer vorsichtig­en Annäherung. Bei einem Treffen mit den Anrainern und Baumretter­n legte die diözesane Seite ihre Pläne auf den Tisch. Doch die verbindend­e Kraftquell­e Baum scheint ausbaufähi­g. Zumindest erlebte Simon Spendlingw­immer ein Treffen mit einem „sehr wechselhaf­ten Klima“. Mit einem offizielle­n Einreichen des Bauprojekt­s rechnet man vonseiten der Diözese übrigens noch diese Woche. Die Kritik wird trotzdem nicht verstummen. Für Freitag, 13 Uhr, ist eine Protestkun­dgebung der Baumschütz­er angesetzt.

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