Kein Platz für Bruder Baum im Garten des Herrn
Ärger über Rodungen am Linzer Freinberg
Bäume umarmen ist Liebe zur Natur, Bäume umschneiden eher nicht: Im ansonsten so beschaulichen Grüngürtel am Stadtrand von Linz gehen dieser Tage die Wogen hoch. Konkret erhitzt das Areal rund um die Pädagogische Hochschule am Fuße des Linzer Freinbergs die Gemüter. Der bereits vorhandene Sportplatz soll, mit Unterstützung der Sportinitiative des Landes Oberösterreich, deutlich erweitert und um rund zwei Millionen Euro zu einem LeichtathletikTrainingsplatz ausgebaut werden.
Eigentümer der Liegenschaft und künftiger Bauherr ist die Immobilienstiftung der Diözese Linz. Und dort hat man vor kurzem beschlossen, das Fichtenmoped auszupacken und den alten Baumbestand deutlich auszudünnen.
Stauden zählen
110 gefällte Bäumen beklagen Anrainer und Baumrettungsinitiativen – was man vonseiten der klerikalen Immobilienverwaltung klar in Abrede stellt. Simon Spendlingwimmer: „Wenn man alle Stauden mitzählt, kommt man vielleicht auf 110 Bäume. Tatsächlich wurden 70 bis 80 Bäume gefällt.“Vor allem aus Sicherheitsgründen. „Da waren kranke Eschen darunter. Und überhängende Bäume an einer Böschung waren ein zu hohes Sicherheitsrisiko“, sagt Spendlingwimmer.
Rechtlich sei die Situation ohnehin eindeutig: „Der Eigentümer hat das Recht, Bäume auf seinem Grund zu fällen. Und ein eigenes Baumschutzgesetz gibt es in Oberösterreich nicht.“Mit den aufgebrachten Anrainern sei man im Gespräch, aber: „Man kann in einer so dynamischen Stadt wie Linz nicht alles unter einen Glassturz stellen.“Nachsatz: „Dort, wo heute die Häuser der aufgebrachten Anrainer stehen, waren früher auch Bäume.“Überdies werde es ohnehin „Ersatzpflanzungen“geben.
Doch die Aussicht auf frisches Grün beruhigt die aufgebrachten Anrainergemüter kaum. „Es geht um die grundsätzliche Frage, wie mit einem Lebensraum umgegangen wird. Bäume werden einfach wie Dinge behandelt, die man weggibt, wenn man eine Sportstätte, eine Straße, einen Tunnel braucht. Alle, die eine starke Lobby haben, werden schnell bedient“, beklagt die Anrainerin Theresia Buchegger im Gespräch mit dem STANDARD.
Obwohl noch nicht einmal eine Bauverhandlung stattgefunden habe, seien die Bäume der Motorsäge zum Opfer gefallen. Buchegger: „Offensichtlich will damit die Immobilienstiftung Tatsachen schaffen, bevor sich Widerstand gegen diesen Angriff auf den Linzer Grüngürtel entwickeln kann. Wir Anrainer wurden völlig übergangen.“
Wechselhaftes Klima
Am Montag gab es dann zumindest den Versuch einer vorsichtigen Annäherung. Bei einem Treffen mit den Anrainern und Baumrettern legte die diözesane Seite ihre Pläne auf den Tisch. Doch die verbindende Kraftquelle Baum scheint ausbaufähig. Zumindest erlebte Simon Spendlingwimmer ein Treffen mit einem „sehr wechselhaften Klima“. Mit einem offiziellen Einreichen des Bauprojekts rechnet man vonseiten der Diözese übrigens noch diese Woche. Die Kritik wird trotzdem nicht verstummen. Für Freitag, 13 Uhr, ist eine Protestkundgebung der Baumschützer angesetzt.