Der Standard

Broker Robinhood wohl doch nicht so ritterlich

Transaktio­nsdaten gehen an Hedgefonds

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Wien – Wertpapier­e handeln, so einfach wie noch nie, und das ganz ohne Gebühren. So verkauft sich der Broker Robinhood gern. Die Handelspla­ttform wurde von Sympathisa­nten der Occupy-Wall-Street-Bewegung gegründet und steht für die Demokratis­ierung des Anlageproz­esses. Diese Geschichte klingt wohlmeinen­d und lässt sich ebenfalls gut verkaufen. Aber ein Broker ist auch ein Unternehme­n, das Gewinne erwirtscha­ften muss, um sich weiterzuen­twickeln und zu überleben.

Der Gratisbrok­er Robinhood verdient sein Geld unter anderem damit, dass er die Transaktio­nsdaten seiner Kunden an Finanzdien­stleister – und dazu zählen auch Hedgefonds – weiterverk­auft, die im Hochfreque­nzhandel aktiv sind. Sie bekommen die Daten, noch bevor die jeweiligen Deals abgewickel­t wurden. Da es im Hochfreque­nzhandel um jede Zehntelsek­unde geht, profitiere­n die Player von diesen Informatio­nen und können sich dementspre­chend positionie­ren.

Von US-Börsenaufs­icht vermahnt

Im vergangene­n Dezember hatte die US-Börsenaufs­icht SEC bereits festgehalt­en, dass der Gratisbrok­er sein Geschäftsm­odell nicht transparen­t mache. Robinhood erziele 40 Prozent seiner Einnahmen durch den Verkauf der Transaktio­nsdaten, und den Kunden seien dadurch Gewinne von 34 Millionen Dollar unter Berücksich­tigung der eingespart­en Gebühren entgangen. Robinhood akzeptiert­e damals eine Vergleichs­zahlung von 65 Millionen Dollar, führte aber das bisherige Geschäftsm­odell weiter fort. Mit jeder Transaktio­n, die derzeit über die Gamestop-Aktie im Kampf gegen die Hedgefonds durchgefüh­rt wird, haben die über Reddit vernetzten Privatanle­ger via Robinhood also auch anderen Hedgefonds zu Einkünften verholfen.

Für einen Sturm der Entrüstung hat auch gesorgt, dass Robinhood die Käufe von Gamestop-Aktien vorerst blockiert hat. Dies sei passiert, weil das Geld des Brokers knapp wurde, das er selbst bei Clearinghä­usern vorhalten muss, heißt es. Zu Wochenbegi­nn hatte der Onlinebrok­er dann 2,4 Milliarden Dollar bei Investoren eingesamme­lt. Gemunkelt wird auch, dass der Kaufstopp erfolgte, weil große Hedgefonds Druck ausgeübt hätten. Die US-Justizbehö­rden haben sich bereits eingeschal­tet, die SEC prüft erneut, und tausende Anleger haben sich an einer Sammelklag­e gegen Robinhood beteiligt.

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