Wieso läuft noch immer nichts im organisierten Sport?
Hans Niessl und Wolfgang Konrad fragen stellvertretend für viele
Wien – Hans Niessl muss einem fast schon leidtun. Schließlich kann der Präsident der Bundessportorganisation Sport Austria kaum etwas anderes tun, als immer wieder nur sein Bedauern auszudrücken. „Es ist schade“, hält Niessl aktuell fest, „dass der Vereinssport, insbesondere jener für Kinder und Jugendliche, nicht gleichzeitig mit den Schulen am 8. Februar geöffnet wird.“Wieder einmal musste sich der organisierte Sport bei LockdownLockerungen der Regierung übergangen fühlen. Dabei wäre eine Öffnung der Vereine laut Niessl „über die Schultests gemeinsam mit den sportartenspezifischen Präventionskonzepten“durchaus möglich.
Der frühere burgenländische Landeshauptmann klingt mittlerweile einigermaßen verzweifelt. Mag sein, das hat auch damit zu tun, dass sich Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) noch vor kurzem die Öffnung von Tennishallen vorstellen konnte, nun aber auch davon nicht mehr die Rede ist. Jedenfalls glaubt Niessl nach wie vor, im ebenfalls grünen Gesundheitsministerium doch noch Gehör finden zu können. „Wir hoffen inständig, dass man auch dort versteht, dass der organisierte Sport mit seinen 15.000 Vereinen und zwei Millionen Mitgliedern ein starker Partner in der Bewältigung dieser Gesundheitskrise sein kann. Unsere 15.000 Vereine könnten in die Rolle von 15.000 Teststationen schlüpfen, sobald sie die dazu nötigen Selbsttests erhalten.“
„Können Teil der Lösung sein“
Niessl geht davon aus, dass sich viele Menschen regelmäßig testen lassen würden, um trainieren zu dürfen. „Wir könnten einen laufenden, österreichweiten Überblick über das Infektionsgeschehen liefern.“Die Gefahr, dass in Sportvereinen Schindluder getrieben werde, sei minimal, versichert der Sport-AustriaPräsident. Schließlich wären Garderoben und Kantinen geschlossen zu halten. „Im organisierten Vereinssport ist man es gewöhnt, Regeln einzuhalten“, sagt Niessl. „Wir können ein Teil der Lösung sein!“
In diese Kerbe schlägt auch Wolfgang Konrad. Dem Veranstalter des Vienna City Marathons sind derzeit auch als Organisator kleinerer Laufbewerbe und Trainings die Hände gebunden. „Die Bedeutung von Aktivsportveranstaltungen muss von der Politik und ihren Experten viel stärker berücksichtigt werden“, fordert Konrad. „Laufevents sind risikoarm und bringen viele positive Wirkungen für die Gesundheit.“Das Infektionsrisiko im Freien sei „extrem gering“, bei ungefähr hundert im Vorjahr durchgeführten Laufevents sei kein einziger Fall aufgetreten. „Wir sind als professionelle Organisatoren bereit, unsere Events sicher durchzuführen“, sagt Konrad. Auch er führt das Argument der freiwilligen Corona-Testungen an. „Aktivsportveranstaltungen fördern die Test- und Impfbereitschaft der Teilnehmenden.“(fri)