Grüne Fantasielosigkeit
Betrifft: „Die ÖVP muss sich bewegen“von Sibylle Hamann
der Standard, 1. 2. 2021 Als hätte Hans Moser vor 80 Jahren die Doxa der Grünen in einer türkisen Regierung bereits vorweggenommen: Ja, wenn der Herrgott net will, nutzt des gar nix. Und als hätte es eines Belegs grüner Inferiorität noch bedurft, muss man sich die Argumente von Sibylle Hamann auf der Zunge zergehen lassen: klarer Kante zeigen!
Aber der Druck auf die ÖVP kann nur von innen kommen. Verantwortung der Grünen für das humanitäre Desaster rund um die Deportation einer Zwölfjährigen? Gibt’s nicht! Weil dann müsste man ja die Koalition aufkündigen. Und das hilft nur dem Kanzler, so Hamann.
Stimmt nicht! Wenn die Grünen tatsächlich Kante zeigen, dann müssten die anderen die Koalition aufkündigen. Und welche Optionen hätte die ÖVP? Eine Koalition mit den rechts-rechten Corona-Leugnern? Eben!
Die Zukunft gehört jenen, die die besseren Geschichten erzählen. Zur Deportation der Zwölfjährigen erzählen die Türkisen die Geschichte einer Rabenmutter, die das arme Kind erst in die Situation gebracht hat. Ein G’schichtl, mehr oder weniger unhinterfragt! Und die Grünen begegnen dem gerade einmal mit Larmoyanz. Und mit einem Appell an die Guten in der ÖVP. Aber ohne wirkungsmächtige eigene Geschichten. Ganz nach dem Motto: Wenn der Hergott net will, nutzt das gar nix!
Ulrich Schönbauer 1020 Wien