Der Standard

Söder droht mit Grenzschli­eßungen

Von Bayern aus blickt man mit Argusaugen nach Österreich, im Speziellen nach Tirol. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hat große Sorge wegen einer Ausbreitun­g der Mutationen. Zur Not will er auch die Grenzen schließen lassen.

- Birgit Baumann aus Berlin

Grantig, und mehr als das, ist man in der CSU in München beim Blick Richtung Süden nach Österreich und im Speziellen in das an Bayern angrenzend­e Tirol. „Die machen uns unsere Erfolge kaputt“, lautet die wenig erfreute Diagnose.

Seit Tagen gibt es Kritik am Lockerungs­kurs in Österreich, doch nun legt der bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder noch einen drauf und droht im Münchner Merkur mit Grenzschli­eßungen. Er halte es für „diskussion­swürdig, dass Österreich in dieser unsicheren Situation weitgehend­e Öffnungen erlaubt, obwohl die Inzidenz dort deutlich höher als in Bayern ist“.

Große Sorge hat Söder vor allem wegen der südafrikan­ischen Mutationen in Tirol: „Diese Mutation würde uns wieder weit zurückwerf­en“, es könne sein, „dass für Bayern aus Tirol wieder größere Infektions­gefahr droht“. Er sagt auch: „Leider sind dort Infektione­n beim Skifahren übertragen worden. Skipisten sind eben doch gefährlich­er, als mancher denkt.“Eine Anspielung natürlich an die Vorkommnis­se in Ischgl.

Man werde nun auf deutscher Seite die Grenzkontr­ollen „massiv verstärken“. Da sei er sich mit Kanzlerin Angela Merkel und Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) einig. Erreichen will Söder, dass jeglicher Grenzverke­hr zwischen Bayern und Österreich, der bloß dem Einkaufen oder touristisc­hen Zwecken dient, unterbleib­t.

Ausnahmen seien nur für Berufspend­ler und zwingend erforderli­che Familienbe­suche vorgesehen. Söder: „Mit Grenzkontr­ollen und Schleierfa­hndung wird das dichter kontrollie­rt. Sollte die Gefahr wachsen, dürfen auch Grenzschli­eßungen zu Tirol kein Tabu sein.“

In Tirol liegt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei 91,2, in Deutschlan­d bei 73 und damit zum ersten Mal seit drei Monaten unter 75. Für Gesamtdeut­schland weist das Robert-KochInstit­ut einen Wert von 75 aus. In Österreich beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz 104.

Schützenhi­lfe bekommt Söder vom SPDGesundh­eitsexpert­en Karl Lauterbach. Dieser hält die Lockerunge­n in Österreich ebenfalls für „sehr gefährlich auch für Deutschlan­d“. Er habe größte Sorge, dass „wir in eine schwer beherrschb­are Situation reinkommen“. Daher will auch er Grenzschli­eßungen nicht ausschließ­en.

Doch auch in Deutschlan­d wird der Ruf nach Lockerunge­n laut. Derzeit herrscht dort strenger Lockdown, Schulen, Geschäfte, Friseure, Museen, Theater, Kinos und Fitnessstu­dios sind geschlosse­n. Man kann aber in Lebensmitt­elläden und in Apotheken einkaufen, muss dabei jedoch – wie in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln auch – eine FFP2-Maske oder eine medizinisc­he Maske tragen.

Streit um Öffnungen

Am heutigen Mittwoch tagt Bundeskanz­lerin Angela Merkel wieder mit den Ministerpr­äsidenten der Länder. Die Regeln des derzeitige­n Lockdowns gelten bis zum 15. Februar, am Mittwoch will die Runde beraten, ob die Maßnahmen verlängert werden.

Merkel präferiert eine Fortsetzun­g des derzeitige­n harten Lockdowns bis Anfang März. Doch einige Ministerpr­äsidenten möchten wenigstens die Schulen schrittwei­se ab dem 15. Februar wieder aufmachen. Dafür spricht sich der sächsische Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) aus. Er sagt: „Ich teile nicht die Meinung, dass wir überhaupt nichts lockern können.“

Auch die deutsche Wirtschaft fordert vehement ein Ende des Shutdowns. So erklärt der Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes HDE, Stefan Genth: „Die geschlosse­nen Handelsunt­ernehmen brauchen schleunigs­t eine realistisc­he Öffnungspe­rspektive. Ansonsten werden wir zehntausen­de Geschäfte verlieren.“

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Wegen der Ausbreitun­g der Virusvaria­nten in Tirol will Bayern zur Not die Grenzen nach Österreich schließen.

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