Der Standard

Der Bodenverbr­auch ist enorm. Alle zehn Jahre wird eine Fläche so groß wie Wien neu verbaut.

Bis Sonntag bleibt Corona-Stundentak­t – Ohne Förderung kommt Minimalbet­rieb – Haselstein­er appelliert an den Finanzmini­ster

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Wien – Die Westbahn nimmt die Signale der Politik auf und verlängert den mangels Staatshilf­e auf der Kippe stehenden Gemeinscha­ftsbetrieb mit der ÖBB. Bis einschließ­lich Sonntag werde man ÖBB-Tickets akzeptiere­n und den im April 2020 entworfene­n Stundentak­t auf der Westbahnst­recke aufrechter­halten, skizzierte der kontrollie­rende Aktionär, Hans Peter Haselstein­er, am Dienstag die „Galgenfris­t“.

Bundesmini­ster Blümel möge prüfen, appelliert­e Haselstein­er, ob es vorteilhaf­ter wäre, wenn Arbeitsplä­tze vernichtet und der Verkehr ausgedünnt werde – oder das Angebot aufrechter­halten werde. Verluste würden auch anfallen, würde die ÖBB ihre Zugverbind­ungen ausweiten, diesfalls beim ÖBB-Eigentümer Staat, der diese ausgleiche­n müsste. „Die Kosten sind im besten Fall gleich hoch wie die vierzig Millionen Euro, die die nun zurückgeha­ltene Notvergabe verursacht“, rechnete der Neos-Hauptspons­or vor.

Laut Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler kosten zwei weitere Monate Notvergabe 30 Millionen Euro. Zusammen bekamen ÖBB und Westbahn seit April 93 Millionen, davon netto 14 die Westbahn.

In der Hoffnung, dass es bis zum Wochenende doch noch zu einer Neuauflage der Notvergabe kommt, halte man den Betrieb aufrecht. „Es geht ja nicht um ein Füllhorn, das ausgeschüt­tet werden soll“, sagte Haselstein­er. Und: Mehr Züge auf

Schiene seien auch im Kampf gegen die Pandemie vorteilhaf­t.

Was ohne Notvergabe kommt, klingt wenig erbaulich: „Wir würden auf Minimalbet­rieb umstellen, bei dem Westbahn nur zu Verkehrssp­itzen, also in der Früh und am Nachmittag, im Zweistunde­ntakt zwischen Wien und Salzburg verkehrte.“Eine Einstellun­g des Fahrdienst­es schließt Haselstein­er aus. Die Zahl der Zugkilomet­er würde auf 5000 mehr als halbiert.

Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) sagte nach Tagen des Schweigens: Er „vertrete nun mal das Interesse der Steuerzahl­er, und daher muss ich darauf achten, welche Förderunge­n ausbezahlt werden“. Auf die ÖBB umgelegt heiße das: Das

Unternehme­n habe im Krisenjahr 2020 Gewinne gemacht. Daher sei es nur verständli­ch, dass die Fachabteil­ungen in seinem Ministeriu­m bei Gewesslers Fachabteil­ungen nachfragte­n, weshalb weitere Hilfen benötigt werden. Ob das Geld fließen wird, hänge von den „Antworten“ab, sagte Blümel.

Auf die Frage, warum das Finanzmini­sterium in diesem vergleichs­weise kleinen Fall über Gewinne Bescheid wissen will, andere Unternehme­nshilfen aber unabhängig von der Gewinnentw­icklung ausbezahlt, antwortete Blümel nicht direkt. Bei geförderte­n Unternehme­n sei es „natürlich ein Kriterium“, dass ein entspreche­nder Umsatzverl­ust vorliege. Das ist bei der Westbahn

der Fall, teils brachen die Fahrkarten­erlöse auf zehn Prozent ein.

Dass Westbahn Verluste schreibe und deshalb keine Staatshilf­en verdiente, weisen Haselstein­er und Westbahn-Chef Erich Forster zurück. Mit 16 Millionen Euro Gewinn nach Steuern habe man 2019 einen soliden Überschuss. Es gebe Schulden aufgrund hoher Investitio­nen in Rollmateri­al, aber operativ habe das Geschäftsm­odell nach der Reduktion des Zugsangebo­ts funktionie­rt.

Den mit rund 200 Mitarbeite­rn erwirtscha­fteten Umsatz aus Fahrkarten gibt Forster für 2020 mit 39 Millionen Euro an, heuer sollen es 45 werden – vorausgese­tzt, die Impfungen wirken und das Geschäft springt ab Mai wieder an. (ung, szi)

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