Wie die FPÖ bei den Casinos mitspielen wollte
Arca sollte Casag-Anteile von Sazka kaufen – Gudenus sprach mit Mirko Kovats über Einstiegsidee
DRenate Graber
er Einstieg der tschechischen Sazka in die Casinos Austria (Casag) 2018 hat viel bewegt – und zu einem schweren Streit unter den Aktionären des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns geführt. Mit der 2016 eingestiegenen Novomatic zerkrachten sich die Tschechen, die immer die Mehrheit wollten, völlig. Als der Freiheitliche Peter Sidlo im März 2019 in den Casag-Vorstand bestellt wurde, enthielten sie sich der Stimme, sie hatten Bedenken gegen ihn. Inzwischen ist der Aktionärsstreit (der Staat hält 33 Prozent) vorbei: Ende 2019 stieg Johann Grafs Glücksspielkonzern aus, Sazka übernahm seine Anteile.
Viel davon geschah auf offener Bühne, allerdings ging es auch hinter dem Vorhang bewegt zu. Wie sich aus Unterlagen ergibt, die zum Teil im U-Ausschuss zu Ibiza und Postenschacher thematisiert wurden, war der damalige Investmentbanker Sidlo Mitte 2018 involviert, als man versuchte, die Casinos-Aktionärsstruktur zu verändern.
Das erschließt sich auch aus Chats Sidlos mit Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus und aus einer Einvernahme Sidlos. Da sagte er, damals sei „eine Denkvariante“gewesen, dass die slowakische ArcaGruppe die Casinos-Anteile von Sazka übernehme. Im Chat mit Gudenus schrieb er das so: Seine Freunde seien „bereit und auch fähig, den Deal zu machen“. So wollte man „eine der Streitparteien aus dem Spiel nehmen“, erklärte Sidlo in der Postenschacher-Causa, in der er alle Vorwürfe zurückweist. Und: „Der Deal ist jedenfalls kein FPÖ-Deal und kein Novomatic-Deal.“
Zur Erinnerung: Die slowakische Arca wollte damals die Wiener Privatbank übernehmen, ist dabei aber am Veto der Bankenaufsicht gescheitert. Teile der FPÖ hätten sich sehr viel davon erwartet: Unter den neuen Eigentümern wollte man das
Institut dafür nützen, die FPÖ und die rechten Fraktionen aus dem EUParlament diskret zu finanzieren; DER STANDARD hat berichtet.
Abseits der Arca gab es aber noch andere Ideen für eine Übernahme der Casinos-Anteile der Sazka Group. Das belegen Gudenus-Chats von August 2018, in denen er sich mit einem früheren Manager aus der Finanzbranche unterhielt. Letzterer schlug Gudenus „bezüglich Casag“ein Treffen mit Mirko Kovats vor, der einst die A-Tec Industries aufgebaut hatte, die 2010 Insolvenz anmelden musste.
Wie kam Kovats ins Spiel? Laut dem Exmanager, der nicht namentlich genannt werden will, sei die Unzufriedenheit von Casag-Aktionär
Sazka ja öffentlich bekannt gewesen und Kovats habe Geschäftsmöglichkeiten in Österreich sondiert.
Tatsächlich trafen Gudenus, Kovats und der Exmanager einander am 23. August 2018 um 15 Uhr für eine Stunde im Wiener Palais Coburg. „Mirko war begeistert von Dir!“, erfuhr Gudenus danach per Whatsapp von seinem Bekannten, der ankündigte: „Ich bereite mit Kovats etwas vor.“Gudenus Antwort: „Wir bleiben dran :)“
Mit diesem Treffen hatte es sich dann aber auch schon, die Idee wurde nicht weiter verfolgt, so der Exmanager. Kovats selbst erinnert sich an den Coburg-Termin mit Gudenus nicht, wie er dem STANDARD sagte. Er habe Gudenus von früher gekannt, aus einem geplanten Russland-Geschäft, aus dem dann nichts geworden sei. Gudenus gab keine Stellungnahme ab, Sidlo wusste laut seiner Aussage von alldem nichts.
Das Ende vom Lied ist bekannt: Sazka blieb an Bord – und hält heute 55 Prozent an den Casinos.