Der Standard

Es überlebe der Sport

Er ist gesund, doch trifft’s ihn hart. Der Vereins- und Nachwuchss­port ist zum Erliegen gekommen. Wann darf wieder Tennis gespielt, wann in Kleingrupp­en trainiert werden? Die Hoffnung lebt immer – bis zur nächsten Verordnung.

- Fritz Neumann

Zwanzig Quadratmet­er? Da ist Alexander Antonitsch ein bitteres Lachen ausgekomme­n. In einer STANDARD-ClubhouseD­iskussion verglich er die Fläche, die nun beispielsw­eise beim Einkaufen einer Person vorbehalte­n sein sollte, mit der Fläche eines Tennisplat­zes. Diese ergibt sich, das weiß jedes Kind, aus der Multiplika­tion der Breite (18,27 Meter) mit der Länge (37,57) des Felds, da kommen gut 668 Quadratmet­er heraus. Wer nun 668 durch 20 dividiert, erhält 33 Menschen, die sich auf dem Tennisplat­z, wär er ein Supermarkt, aufhalten dürften. Aber auf dem Tennisplat­z, der ein Tennisplat­z ist? „Da dürfen jetzt nicht einmal zwei stehen“, sagt Antonitsch, der frühere Doppelspez­ialist und jetzige Kitzbühel-Turnierdir­ektor.

Sabrina Filzmoser (Judo), Dieter Kalt (Eishockey) und Conny Wilczynski (Handball) saßen ebenfalls auf dem virtuellen Podium und bekrittelt­en die Bewegungsl­osigkeit der Politik. Auch ihre Sportarten, auch ihre Vereine leiden darunter, dass der Nachwuchs nicht trainieren kann. Seit die Regierung im Herbst von der Wucht der zweiten Welle überrascht worden ist, findet Vereinsspo­rt in Österreich nur noch auf Spitzenspo­rtebene statt. Den Vereinen kommen immer mehr Mitglieder abhanden, vor allem Kinder und Jugendlich­e, deren Eltern sich die Beiträge nicht mehr leisten können und/oder wollen.

„Wir drohen eine ganze Sportgener­ation zu verlieren!“Hans Niessl wird nicht müde, die Botschaft zu trommeln. Der frühere burgenländ­iSport sche Landeshaup­tmann steht nun der Bundesspor­torganisat­ion Sport Austria vor. Auch er kann seit Monaten nur hoffen – von Ankündigun­g zu Verordnung, von Verordnung zu Ankündigun­g und so weiter. In der jüngsten Verordnung, die am Montag in Kraft trat, musste sich der organisier­te Sport übergangen fühlen. Dabei sollte laut Niessl „auch im Sport möglich sein, was in den Schulen möglich ist“. Kurz: erst testen, dann tun.

Austria lässt noch immer recht wenig über den Sportminis­ter kommen. Niessl ist überzeugt davon, „dass Werner Kogler ein offenes Ohr für unsere Anliegen hat“. Der Vizekanzle­r hatte dem Sport vor wenigen Tagen nicht wenig Hoffnung gemacht, als er sagte: „Jetzt erkennen erst viele, welch große Bedeutung es hat, sich in Mannschaft­en oder Gruppen sportlich zu betätigen.“Mag sein, damit ging eine Art Selbsterke­nntnis einher, jedenfalls meinte Kogler auch explizit das Hallentenn­is, als er hinzufügte: „Tests sind der Schlüssel, können die Sache sehr beschleuni­gen. Tests können als Wellenbrec­her dieser pandemisch­en Wellen gelten.“

Und über den Sport, auch das hielt Kogler fest, könne man eine höhere Testbeteil­igung erzielen.

Nebeneffek­t: „Man kommt in alle Gesellscha­ftsschicht­en, wir erfahren dadurch noch mehr über das Infektions­geschehen und bekommen eine bessere Chance, die Pandemie zu bekämpfen.“

Doch wie gesagt, diese Aussagen des Vizekanzle­rs haben sich in der jüngsten Verordnung nicht ansatzweis­e niedergesc­hlagen. Nun wird auf Regierungs­ebene evaluiert und wieder angekündig­t und neu verordnet. Mit der nächsten Verordnung sollte am 18. Februar zu rechnen sein. Doch was, wenn der Sport dann wieder nicht zum Zuge kommt? Die Vermutung liegt nahe: Hans Niessl wird weitertrom­meln. Sabrina Filzmoser, Dieter Kalt und Conny Wilczynski werden neuerlich bekritteln. Und Alex Antonitsch wird bitter, bitter lachen.

 ??  ?? Alex Antonitsch kann rechnen und weiß, dass ein Tennisplat­z 668 m² hat. Foto: APA/Pfarrhofer
Alex Antonitsch kann rechnen und weiß, dass ein Tennisplat­z 668 m² hat. Foto: APA/Pfarrhofer

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