Der Standard

Gastro-Lockdown bis Ostern

Auch keine Lockerunge­n für Tourismus und Kultur

- Gerald Schubert

Wien – Die Regierung verlängert den Lockdown für die Gastronomi­e, den Tourismus und den Kulturbere­ich bis „rund um Ostern“. Ein konkretes Datum, wann die betroffene­n Branchen aufsperren dürfen, gibt es vorerst nicht. Am 1. März wolle man erneut beraten, sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag nach

Gesprächen mit Experten und Vertretern der Bundesländ­er und der Parlaments­parteien. Die geschlosse­ne bayerische Grenze zu Tirol bleibt Streitthem­a zwischen Deutschlan­d und Österreich. Auch die EU sieht die deutsche Maßnahme skeptisch. (red)

Es läuft derzeit nicht rund für Tschechien­s Regierung. Am Montagvorm­ittag sollte Premiermin­ister Andrej Babiš eigentlich in Wien den österreich­ischen Bundeskanz­ler Sebastian Kurz treffen. Wichtigste­s Thema: die Bekämpfung der Corona-Pandemie. Insbesonde­re über die Tests an Österreich­s Schulen wollte sich Babiš vor Ort informiere­n. Doch aus dem Besuch wurde nichts. Dichter Nebel habe am frühen Morgen den Start in Prag verhindert, hieß es im tschechisc­hen Regierungs­amt.

Abwarten war keine Option. Zur Kabinettss­itzung am Nachmittag wollte Babiš wieder zurück sein – und das mit gutem Grund: Daheim steht der Premier wegen der hohen Infektions­zahlen im Land und wegen eines Streits über den neuen, seit Montag geltenden Notstand massiv unter Druck. Am Donnerstag und Freitag, also bevor die Zahl der Neuinfekti­onen am Wochenende wie gewohnt etwas zurückging, wurden in Tschechien jeweils rund 9000 neue Corona-Fälle gemeldet – etwa so viele wie im benachbart­en Deutschlan­d, wo allerdings achtmal so viele Menschen leben.

Dass seit Sonntag auf deutscher Seite Grenzkontr­ollen und Einreisebe­schränkung­en für Reisende aus Tschechien gelten, sorgte bereits in den Morgenstun­den für kilometerl­ange Staus – und für einigen Unmut in der tschechisc­hen Bevölkerun­g. Während die einen mangelnde Erfolge der heimischen Pandemiebe­kämpfung kritisiere­n, schießen sich an- dere auf den gro- ßen Nachbarn ein und fordern im Internet „Vergeltung­smaßnahmen“– sprich die komplette Schließung der Grenzen für Deutsche.

Am Montag hoffte man in Prag, dass wenigstens über Ausnahmere­gelungen bald Klarheit herrscht. Vor allem Pendlerinn­en und Pendler wollen wissen, ob ihre Berufe auf deutscher Seite als systemrele­vant eingestuft und sie somit von Einreisesp­erren ausgenomme­n werden.

Rechtliche Bedenken

Zu alldem kommt, dass Premier Babiš sich zu Hause vorwerfen lassen muss, mit der Ausrufung eines neuen Notstands die Verfassung umgangen zu haben. Das Abgeordnet­enhaus nämlich hatte vergangene Woche eine Verlängeru­ng des Notstands abgelehnt, der am Sonntag auslief. Die Opposition sah sich zu wenig in die Entscheidu­ngen über Corona-Maßnahen eingebunde­n. Auch die Kommuniste­n (KSČM), die das Minderheit­skabinett der liberalpop­ulistische­n Partei Ano und der Sozialdemo­kraten (ČSSD) tolerieren, verweigert­en der Verlängeru­ng diesmal ihre Zustimmung.

Da in Tschechien viele Maßnahmen ohne Notstand wegfallen oder rechtlich auf wackeligen Beinen stehen würden, beschloss die Regierung einen neuen zweiwöchig­en Notstand, der seit Montag gilt und nahtlos an den ausgelaufe­nen anschloss. Zuvor hatten die Kreishaupt­leute das Kabinett parteiüber­greifend um diesen Schritt ersucht. Einige Opposition­spolitiker orten jedoch einen Verfassung­sbruch und wollen dagegen vorgehen.

 ?? Foto: Imago/Simanek ?? Tschechien­s Premier Andrej Babiš steht unter Druck.
Foto: Imago/Simanek Tschechien­s Premier Andrej Babiš steht unter Druck.

Newspapers in German

Newspapers from Austria