Jö, hier zahlt man mit einem Click
Der Rewe-Konzern startet mit der österreichischen Mobile-Payment-Lösung Bluecode den Service Jö&Go. Damit soll der Bezahlvorgang an der Kasse einfacher werden, die Daten sollen in Europa bleiben.
Prozessoptimierung und Datenschutz: So könnte man die neue Zusammenarbeit zwischen dem Lebensmittelkonzern Rewe und dem österreichischen Start-up Bluecode kurz zusammenfassen. Für den Kunden wird ab nun der Service Jö&Go angeboten, bei dem man mit einem Scan an der Kasse sowohl bezahlt, als auch die entsprechenden Jö-Punkte sammelt. Daten wandern dabei nicht in die USA oder nach Asien, sondern werden nach europäischen Standards und somit DSGVO-gerecht behandelt, betonen die beteiligten Unternehmen.
Zeit sparen
Der Nutzen sei hier an einer Situation illustriert, die man nur allzu gut kennt: Bei der Kasse fummeln Personen wegen Kleingelds in ihrer Geldbörse, in Zeiten von Corona werden diverse Mitglieds- und Bankkarten in der Tasche gesucht. „Das Handy hat man immer bei der Hand, und ab jetzt braucht man auch nur noch das Handy“, sagt Mario Günther Rauch, Geschäftsführer des Jö-Bonusclubs, über den neuen Service Jö&Go. Mit einem Scan über den Bluecode, der nun in der Jö-App enthalten ist, erkennt die Person an der Kasse die Jö-Zugehörigkeit, und es wird gleichzeitig bezahlt. Dabei ist es unerheblich, ob man vor dem Scannen der gekauften Waren bezahlt oder danach. Es gehe darum, das Handy nur einmal aus der Tasche ziehen zu müssen, heißt es vom Anbieter: „Wir bringen den OneClick-Bezahlvorgang, den man aus dem Internet kennt, in den heimischen Handel.“
Die Vorteile liegen laut Rauch auf der Hand. Der Bezahlvorgang wird beschleunigt, was die Wartezeit an der Kasse verkürzt. Durch das Entfallen zusätzlicher Handgriffe ist diese Variante hygienischer als vergleichbare Methoden. Zusätzlich sollen die Daten im europäischen Raum nach DSGVO-Richtlinien bleiben.
Begründet wird die Zusammenarbeit, neben dem zusätzlichen Service für den Kunden, mit der österreichischen Lösung: Die Ansprechpartner sitzen vor Ort, und die Wertschöpfung findet im eigenen Land statt. Man habe in den letzten Jahren bereits gute Erfahrungen mit Bluecode sammeln dürfen, begründet Rauch den Schritt. Der Service sei mit jeder österreichischen Bank verwendbar und so für jedes Jö-Mitglied leicht zugänglich. Eine technische Umstellung sei deshalb nicht nötig. Der Service funktioniere ab sofort. „Jeder dritte unter 30-Jährige bezahlt heute schon via Mobile Payment. Es braucht jetzt heimische Lösungen, damit die Wertschöpfung nicht weiter in die USA abgegeben wird“, sagt Rainer Will vom Handelsverband.
Europäische Lösung
Sieht man sich die wichtigsten Tech-Konzerne der Welt an, gilt Europa im Vergleich zu den USA nicht gerade als Triebmotor für Innovationen in Zusammenhang mit weltweitem Erfolg. Deshalb wandern österreichische Kundendaten schnell in die USA oder nach Asien, wenn man diverse Bezahldienste wie Visa oder Mastercard nutzt. Christian Pirkner, CEO von Bluecode International, meint dazu: „Aktuell regeln US-Konzerne, wer welche Informationen beim Bezahlvorgang erhält. Durch Transaktionen via App schalten sich aktuell US-Konzerne wie Apple und Google ein. Es entsteht eine amerikanische Wand, und die Customer-Journey sowie die Wertschöpfung liegen nicht mehr in Europa. Das wollen wir neu konfigurieren.“
Bluecode bietet seit 2017 die Möglichkeit, via Strichcode auf dem Handy bei vielen heimischen Händlern zu bezahlen, darunter auch Filialen des Rewe-Konzerns. Mit dem Service kommunizieren die Bank des Händlers und die Bank des Kunden direkt via Bluecode
miteinander und liefern nicht wie bei anderen Diensten – auch bei Applepay – Daten in die USA. Laut Pirkner ist dieser Service bisher einmalig in Europa. Gemeinsam mit Partnern würde man aber schon weitere Pläne schmieden, um den Service über die österreichischen Grenzen hinweg auszubauen. Mit 300 Banken sei man schon im Gespräch. Zusätzliche Händler in Österreich sind natürlich auch potenzielle Partner für die Zukunft.
Nicht ohne Kritik
Im Mai 2019 gestartet, musste sich der JöBonusclub viel Kritik gefallen lassen. Das Multipartnerprogramm der rund 3.000 Filialen von Rewe, OMV, Bawag, PSK, Libro und Pagro sollte die Vielzahl an Kundenkarten zu einer einzigen zusammenfassen. Vorteile und Aktionen sollten über die Partner hinweg eingelöst werden können. Heute hat der Jö-Bonusclub 3,9 Millionen Mitglieder und kann laut Rewe-Sprecher mit einer Million Transaktionen pro Tag aufwarten.
Schon zu Beginn war die Skepsis groß, sämtliche Daten dieser Unternehmen zusammenfließen zu lassen. So würde sich ein sehr konkretes Bild jedes Kunden zeichnen lassen, so Kritiker. Deshalb war man früh um Schadensbegrenzung bemüht und stellte schon in ersten Stellungnahmen klar, dass Daten nicht an Dritte weitergegeben würden. Auch die Hürden, die man überwinden muss, wenn man den Dienst kündigen will, und natürlich in erster Linie das Zusammenlaufen so vieler Daten führten im Oktober 2019 zu diversen Negativpreisen.
Ängste, dass dieses Datensammeln mit dem neuen Service einen Höhepunkt erreichen würde, will Rauch zerstreuen. Bluecode sei ein eigenständiger Bezahlprozess, damit habe der Jö-Bonusclub nichts zu tun. Bei Rewe wisse man natürlich nichts über die Einwähldaten zwischen Kunden und deren Bank, dadurch würden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten gesammelt. Aufgrund der geplanten Erleichterung des Bezahlvorgangs geht auch Handelsverbandssprecher Will von einer verstärkten Nutzung des neuen Dienstes aus.
Jö&Go ist seit Montag verfügbar. Voraussetzung ist die Jö-App auf dem Smartphone.