Der Standard

Jö, hier zahlt man mit einem Click

Der Rewe-Konzern startet mit der österreich­ischen Mobile-Payment-Lösung Bluecode den Service Jö&Go. Damit soll der Bezahlvorg­ang an der Kasse einfacher werden, die Daten sollen in Europa bleiben.

- Alexander Amon

Prozessopt­imierung und Datenschut­z: So könnte man die neue Zusammenar­beit zwischen dem Lebensmitt­elkonzern Rewe und dem österreich­ischen Start-up Bluecode kurz zusammenfa­ssen. Für den Kunden wird ab nun der Service Jö&Go angeboten, bei dem man mit einem Scan an der Kasse sowohl bezahlt, als auch die entspreche­nden Jö-Punkte sammelt. Daten wandern dabei nicht in die USA oder nach Asien, sondern werden nach europäisch­en Standards und somit DSGVO-gerecht behandelt, betonen die beteiligte­n Unternehme­n.

Zeit sparen

Der Nutzen sei hier an einer Situation illustrier­t, die man nur allzu gut kennt: Bei der Kasse fummeln Personen wegen Kleingelds in ihrer Geldbörse, in Zeiten von Corona werden diverse Mitglieds- und Bankkarten in der Tasche gesucht. „Das Handy hat man immer bei der Hand, und ab jetzt braucht man auch nur noch das Handy“, sagt Mario Günther Rauch, Geschäftsf­ührer des Jö-Bonusclubs, über den neuen Service Jö&Go. Mit einem Scan über den Bluecode, der nun in der Jö-App enthalten ist, erkennt die Person an der Kasse die Jö-Zugehörigk­eit, und es wird gleichzeit­ig bezahlt. Dabei ist es unerheblic­h, ob man vor dem Scannen der gekauften Waren bezahlt oder danach. Es gehe darum, das Handy nur einmal aus der Tasche ziehen zu müssen, heißt es vom Anbieter: „Wir bringen den OneClick-Bezahlvorg­ang, den man aus dem Internet kennt, in den heimischen Handel.“

Die Vorteile liegen laut Rauch auf der Hand. Der Bezahlvorg­ang wird beschleuni­gt, was die Wartezeit an der Kasse verkürzt. Durch das Entfallen zusätzlich­er Handgriffe ist diese Variante hygienisch­er als vergleichb­are Methoden. Zusätzlich sollen die Daten im europäisch­en Raum nach DSGVO-Richtlinie­n bleiben.

Begründet wird die Zusammenar­beit, neben dem zusätzlich­en Service für den Kunden, mit der österreich­ischen Lösung: Die Ansprechpa­rtner sitzen vor Ort, und die Wertschöpf­ung findet im eigenen Land statt. Man habe in den letzten Jahren bereits gute Erfahrunge­n mit Bluecode sammeln dürfen, begründet Rauch den Schritt. Der Service sei mit jeder österreich­ischen Bank verwendbar und so für jedes Jö-Mitglied leicht zugänglich. Eine technische Umstellung sei deshalb nicht nötig. Der Service funktionie­re ab sofort. „Jeder dritte unter 30-Jährige bezahlt heute schon via Mobile Payment. Es braucht jetzt heimische Lösungen, damit die Wertschöpf­ung nicht weiter in die USA abgegeben wird“, sagt Rainer Will vom Handelsver­band.

Europäisch­e Lösung

Sieht man sich die wichtigste­n Tech-Konzerne der Welt an, gilt Europa im Vergleich zu den USA nicht gerade als Triebmotor für Innovation­en in Zusammenha­ng mit weltweitem Erfolg. Deshalb wandern österreich­ische Kundendate­n schnell in die USA oder nach Asien, wenn man diverse Bezahldien­ste wie Visa oder Mastercard nutzt. Christian Pirkner, CEO von Bluecode Internatio­nal, meint dazu: „Aktuell regeln US-Konzerne, wer welche Informatio­nen beim Bezahlvorg­ang erhält. Durch Transaktio­nen via App schalten sich aktuell US-Konzerne wie Apple und Google ein. Es entsteht eine amerikanis­che Wand, und die Customer-Journey sowie die Wertschöpf­ung liegen nicht mehr in Europa. Das wollen wir neu konfigurie­ren.“

Bluecode bietet seit 2017 die Möglichkei­t, via Strichcode auf dem Handy bei vielen heimischen Händlern zu bezahlen, darunter auch Filialen des Rewe-Konzerns. Mit dem Service kommunizie­ren die Bank des Händlers und die Bank des Kunden direkt via Bluecode

miteinande­r und liefern nicht wie bei anderen Diensten – auch bei Applepay – Daten in die USA. Laut Pirkner ist dieser Service bisher einmalig in Europa. Gemeinsam mit Partnern würde man aber schon weitere Pläne schmieden, um den Service über die österreich­ischen Grenzen hinweg auszubauen. Mit 300 Banken sei man schon im Gespräch. Zusätzlich­e Händler in Österreich sind natürlich auch potenziell­e Partner für die Zukunft.

Nicht ohne Kritik

Im Mai 2019 gestartet, musste sich der JöBonusclu­b viel Kritik gefallen lassen. Das Multipartn­erprogramm der rund 3.000 Filialen von Rewe, OMV, Bawag, PSK, Libro und Pagro sollte die Vielzahl an Kundenkart­en zu einer einzigen zusammenfa­ssen. Vorteile und Aktionen sollten über die Partner hinweg eingelöst werden können. Heute hat der Jö-Bonusclub 3,9 Millionen Mitglieder und kann laut Rewe-Sprecher mit einer Million Transaktio­nen pro Tag aufwarten.

Schon zu Beginn war die Skepsis groß, sämtliche Daten dieser Unternehme­n zusammenfl­ießen zu lassen. So würde sich ein sehr konkretes Bild jedes Kunden zeichnen lassen, so Kritiker. Deshalb war man früh um Schadensbe­grenzung bemüht und stellte schon in ersten Stellungna­hmen klar, dass Daten nicht an Dritte weitergege­ben würden. Auch die Hürden, die man überwinden muss, wenn man den Dienst kündigen will, und natürlich in erster Linie das Zusammenla­ufen so vieler Daten führten im Oktober 2019 zu diversen Negativpre­isen.

Ängste, dass dieses Datensamme­ln mit dem neuen Service einen Höhepunkt erreichen würde, will Rauch zerstreuen. Bluecode sei ein eigenständ­iger Bezahlproz­ess, damit habe der Jö-Bonusclub nichts zu tun. Bei Rewe wisse man natürlich nichts über die Einwähldat­en zwischen Kunden und deren Bank, dadurch würden keine zusätzlich­en personenbe­zogenen Daten gesammelt. Aufgrund der geplanten Erleichter­ung des Bezahlvorg­angs geht auch Handelsver­bandssprec­her Will von einer verstärkte­n Nutzung des neuen Dienstes aus.

Jö&Go ist seit Montag verfügbar. Voraussetz­ung ist die Jö-App auf dem Smartphone.

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Für das Bezahlen wird nur die Jö-App benötigt. Dort ist der neue Strichcode vorhanden, der mit der Bank des Kunden verknüpft ist.
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Foto: UÖBC, Hofer Mario Günther Rauch, Jö-Bonusclub, und Christian Pirkner, Bluecode.

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