Der Standard

Europa sucht Astronaute­n für Mond und Mars

Künftiges Team soll vielfältig­er denn je sein

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Paris – Zum ersten Mal seit elf Jahren sucht die Europäisch­e Weltraumor­ganisation (Esa) wieder nach Astronaute­n – und diesmal vor allem auch nach Astronauti­nnen. Denn die nächste Generation von Raumfahrer­n soll so vielfältig wie nie zuvor sein, wenn es um Geschlecht, sexuelle Orientieru­ng oder auch körperlich­e Beeinträch­tigungen geht. Details zum „Call for Astronauts“gab die Esa am Dienstag bei einer Pressekonf­erenz bekannt.

Die Esa sucht erstmals nach zwei verschiede­nen Kategorien von Astronaute­n: Karriereas­tronauten und Reserveast­ronauten. Von Ersteren sollen vier bis sechs ausgewählt werden – sie sollen als fixe Mitarbeite­r der Esa reguläre Weltraumfl­üge übernehmen. Weiters werden bis zu 20 Reserveast­ronauten gesucht, die bei ihrem jetzigen Arbeitgebe­r beschäftig­t bleiben und von der Esa vorübergeh­end für einzelne Missionen angefragt werden.

Die künftigen Astronaute­n sollen unterschie­dliche Destinatio­nen bereisen. Zunächst stehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren Reisen zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS auf dem Programm. Weiters sollen im Rahmen des Gateway-Programms Langstreck­enweltraum­flüge, die weiter als die Reise zum Mond sind, unternomme­n werden. Zu den langfristi­geren Destinatio­nen zählen Mond und Mars.

Vielfalt als Chance

Um die Diversität zu fördern, werden vor allem Frauen ermutigt, sich als Astronauti­nnen zu bewerben. „Vielfalt ist für uns keine Last“, sagte der noch amtierende Esa-Generaldir­ektor Jan Wörner. „Vielfalt hilft uns, die Dinge besser zu machen.“Weiters plant die Esa, erstmals Astronaute­n mit einer körperlich­en Beeinträch­tigung zur ISS zu bringen. Vorbereite­nde Studien laufen bereits, auch in Zusammenar­beit mit dem Komitee der Paralympis­chen Spiele. „Wir Menschen wurden nicht dafür geboren, in den Orbit zu fliegen. Wenn es um Raumfahrt geht, sind wir also alle behindert“, sagte die langjährig­e EsaAstrona­utin Samantha Cristofore­tti. „Es ist die Technologi­e, durch die Raumfahrt möglich wird. Wir müssen diese Technologi­e nun anpassen, damit Raumfahrt auch für Menschen mit körperlich­en Beeinträch­tigungen möglich wird.“

Ab 31. März und bis zum 28. Mai ist eine Bewerbung online möglich. Neben Lebenslauf und Motivation­sschreiben müssen etwa medizinisc­he Zertifikat­e eingereich­t werden. Die Esa erwartet mehrere Tausend Bewerber, in einem 18-monatigem Auswahlver­fahren sollen die Geeignetst­en gefunden werden. Für jene, die es nicht in den Orbit schaffen, hat die Leiterin für Talentakqu­ise, Lucy van der Tas, tröstende Worte: „Es gibt auch noch andere interessan­te Jobs bei der Esa.“(trat)

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