Der Standard

Kritik an Klagsdrohu­ng

Innenminis­terium sieht Hass im Netz gegen Polizisten

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Wien – Der PR-Berater Rudi Fußi hatte am Samstag in einem Tweet das Vorgehen der Polizei bei den Demonstrat­ionen der Corona-Gegner in Wien sowie bei der Abschiebun­g von Kindern und Jugendlich­en vor zwei Wochen scharf kritisiert, wenige Stunden später kündigte das Innenminis­terium in einer Aussendung an, rechtliche Schritte gegen Fußi zu prüfen. Donnerstag­vormittag war die Klagsdrohu­ng prominent auf der Website des Innenminis­teriums zu finden.

„Sogenannte Polit-Aktivisten, die die Arbeit der Polizistin­nen und Polizisten diskrediti­eren und diese darüber hinaus noch beleidigen, dürfen nicht unkommenti­ert bleiben“, wird Nehammer auf der BMI-Website zitiert. Ein derartiges Verhalten sei genauso gefährlich für das demokratis­che Zusammenle­ben wie das Verbreiten

von Verschwöru­ngstheorie­n oder extremisti­sche Ansichten, sagt der Innenminis­ter in dem Artikel außerdem.

Juristen und Politiker gaben sich über die Vorgänge entsetzt und sehen darin einen „Einschücht­erungsvers­uch“. Die Medienrech­tsanwältin Maria Windhager, die auch den STANDARD vertritt, sieht rechtlich „keine Ansatzpunk­te“gegen Fußi. „Große Irritation“löse die Aussendung bei ihr aber auch deswegen aus, weil Fußis Äußerungen mit Verschwöru­ngstheorie­n und extremisti­schen Ansichten gleichgese­tzt werden. „Das ist eine ungeheuerl­iche Fehleinsch­ätzung.“

Das Innenminis­terium betonte in einer Reaktion, dass soziale Medien „kein rechtsfrei­er Raum“seien. Der Sachverhal­t sei „unterwegs in Richtung Staatsanwa­ltschaft“. (lhag)

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