Der Standard

Zahl der Öffi-Jahreskart­en in Wien nahm um 33.000 ab

Wegen Corona-Krise sank der Wert auf 819.000 Benutzer, 365-Euro-Ticket bleibt bis mindestens 2022 – U-Bahn-Pläne auch in Graz

- David Krutzler

Bei den Wiener Linien hat es im vergangene­n Jahr wie erwartet einen massiven Einbruch der Fahrgastza­hlen aufgrund der Coronaviru­s-Krise gegeben. Im Jahresschn­itt wurden rund 40 Prozent weniger Benutzer gezählt. Laut Wiener Linien waren 2020 rund 574 Millionen Fahrgäste mit U-Bahn, Bim und Bus unterwegs. Vor allem im ersten Lockdown im Frühjahr war der Rückgang enorm, dieser betrug bis zu 80 Prozent. Im November musste mit laufenden Verschärfu­ngen ein Minus von rund 60 Prozent hingenomme­n werden.

Weniger Fahrgäste bedeuten naturgemäß auch Einbußen bei den Ticketerlö­sen: Dieses Minus machte 2020 rund 110 Millionen Euro aus, wie der für Öffis zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) am Donnerstag sagte. Zurückzufü­hren ist das auch auf ausbleiben­de Touristen, die die Mehrzahl der Einzelkart­en kaufen. Die Stadt Wien erhöht den Betriebsko­stenzuschu­ss um 75 Millionen Euro. Die restlichen 35 Millionen Euro sollen die Wiener Linien durch Kosteneins­parungen sowie die Verschiebu­ng mehrerer Projekte auf kommende Jahre aufbringen. Die Einsparung­en bei den Nacht-UBahnen, die seit dem ersten Lockdown im März nicht mehr unterwegs sind, machen aber etwa nur rund fünf Millionen Euro aus, wie Günter Steinbauer, der Geschäftsf­ührer der städtische­n Verkehrsbe­triebe, ausführte.

Bei den Jahreskart­en musste im Vergleich zum Rekord von 2019, als 852.000 Tickets gezählt werden konnten, im vergangene­n Jahr ein Minus von 33.000 Karten hingenomme­n werden. Die aktuell 819.000 Jahreskart­enbesitzer sind damit in etwa auf dem Niveau des Jahres 2018.

Hanke stellte klar, dass der Preis für das 365-Euro-Jahrestick­et (bei Einmalzahl­ung) vorerst bleibt – und zwar zumindest bis 2022. „Dass es da oder dort zukünftig zu Erhöhungen kommt, kann ich nicht ausschließ­en“, meinte er.

Interessan­t ist, dass sich der Mobilitäts­mix in Wien im abgelaufen­en Corona-Jahr deutlich verschoben hat. „Erfreulich“ist laut Hanke, dass sich bei der Wahl der Verkehrsmi­ttel der Anteil der Pkw-Nutzung im Modal Split mit 27 Prozent im Vergleich zu 2019 nicht erhöht hat.

Der Anteil der Öffi-Fahrten ging hingegen von 38 auf 27 Prozent deutlich zurück. Profitiere­n konnte der Anteil bei den Fußgängern (von 28 auf 37 Prozent) und den Radfahrern (von sieben auf neun Prozent).

Bilanz wurde auch über die Maskenpfli­cht in den Öffis gezogen: Seit Juli des Vorjahres wurden insgesamt 380 Fahrgäste, die sich nicht an die Vorgaben hielten, bestraft. Sie mussten 50 Euro Strafe zahlen.

U-Bahn-Pläne in Graz

Während in Wien im Jänner die Bauarbeite­n für das neue U2/U5Linienkr­euz bereits richtig durchgesta­rtet sind, werden auch in Graz wieder Pläne für einen möglichen UBahn-Bau gewälzt. Während solche vor mehr als 20 Jahren in der Schublade verschwand­en, wurde am Donnerstag

von der schwarz-blauen Koalition in der Stadt eine neue Studie eines externen Expertente­ams präsentier­t: Die Experten, die mehrere Verkehrsva­rianten durchrechn­eten, bezeichnet­en den Bau von zwei unterirdis­chen Linien als „hervorrage­ndes Nutzen-Kosten-Verhältnis“. Eine M1 soll vom UKH in Eggenberg zum Berliner Ring führen, eine M2 von Gösting bis Webling. Treffen sollen sie sich am Jakominipl­atz.

Knackpunkt ist die Finanzieru­ng: Allein die Erstinvest­itionen würden 3,3 Milliarden Euro ausmachen. Früheste Eröffnung der M1 wäre 2030. Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) meinte: „Wir brauchen den großen neuen Wurf.“Er sei aber auch offen für andere Ideen: Die Grünen führten einen S-Bahn-Ring ins Treffen.

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