Der Standard

Ein geplanter Sportgipfe­l mit Anschober – ohne Datum

Kommende Woche wollen Sportminis­ter und Gesundheit­sminister zum Sportgipfe­l laden. Antigentes­ts könnten als „Game-Changer“zur erhofften Lockerung im Breiten- und Nachwuchss­port führen.

- Fritz Neumann

Ich freue mich auf den Dialog mit den VertreterI­nnen des Sports und bin schon gespannt auf ihre Vorschläge und Öffnungsko­nzepte.“Rudolf Anschober sagt das, jedenfalls lässt er sich so in einer Aussendung zitieren, die folgenden Titel hat: „Sportminis­ter Kogler und Gesundheit­sminister Anschober laden zu aktuellem Sportgipfe­l“. Wann? Kommende Woche. Wann genau, das war bis Freitag auch auf Nachfrage nicht zu erfahren. Am oder ab Mittwoch könnte der aktuelle Sportgipfe­l steigen, das schließt Donnerstag und auch Freitag mit ein. Die Funktionär­e und Funktionär­innen, die den organisier­ten Sport vertreten, werden unter Umständen recht spontan bereit sein müssen.

Die Ankündigun­g eines Termins, bei dem es darum geht, dass bei einem späteren Termin etwas angekündig­t werden kann. Das kommt einem bekannt vor. Der Sport gibt sich vor allem einmal glücklich, überhaupt ein Treffen mit dem Gesundheit­sminister in Aussicht zu haben. Anschober, so lässt dessen grüner Parteichef Kogler versichern, werde auch wirklich persönlich erscheinen – im Gegensatz zu Terminen, bei denen sich der Gesundheit­sminister

vertreten ließ und die Vertreter und Vertreteri­nnen der Verbände und Vereine vertröstet wurden.

Ob es nun mit dem Vertrösten ein Ende hat? Ob das Trommeln für Öffnungen und Lockerunge­n im Nachwuchsu­nd Breitenspo­rt nach Wochen und Monaten auf Gehör stoßen wird? Da sind zumindest mittelgroß­e Zweifel angesagt. Sie ergeben sich weniger aus der Terminunsi­cherheit denn aus Anschobers schon zitierter Äußerung. Wieso ist er „gespannt auf die Vorschläge und Öffnungsko­nzepte“?

Konzept gibt es längst

„Da platzt mir der Kragen“, sagt dem STANDARD einer, der weder sich noch seinen Verein oder auch nur die Sportart genannt wissen will. „Öffnungsko­nzepte liegen seit Monaten in den Schubladen, sie sollten den Ministern bekannt sein. Die Schubladen gehen über.“Das wird von der Bundesspor­torganisat­ion Sport Austria bestätigt. Sie verweist darauf, dass ja bis in den Herbst hinein unter Auflagen in den Vereinen gesportelt wurde. Da war kontaktlos­es Training insbesonde­re im Freien möglich, es galt Abstand zu halten

und Hygienereg­eln zu befolgen. „Sportlerin­nen und Sportler“, betont Sport-Austria-Präsident Hans Niessl, „sind gewohnt, Regeln einzuhalte­n.“

Ob und wie Antigentes­ts einen etwaigen Öffnungssc­hritt beschleuni­gen können, das gilt es freilich zu bereden. Wobei es auch hierfür schon Modelle gibt. Schließlic­h haben sich etliche Verbände dazu durchgerun­gen, die Spitzenspo­rtregelung zumindest auch auf JugendJahr­gänge auszudehne­n. Da und dort trifft sich seit Wochen also auch der Nachwuchs zum Training. Die Verbände argumentie­ren damit, dass es sich um Jugendlich­e handelt, die schon an mehr oder weniger landesweit­en Meistersch­aften teilgenomm­en haben – oder in näherer Zukunft auch internatio­nale Bewerbe bestreiten wollen.

Kontakt ist relativ

Die Trainings laufen kontaktlos ab, in Teamsporta­rten werden Zweikämpfe also weitgehend ausgespart. Man passt sich zu, man übt Technik, man schindet Kondition, und – das vor allem – man sieht sich und hat gemeinsam Spaß. Die Jugendlich­en nehmen dafür in Kauf, dass sie Gesundheit­stagebüche­r führen und laufend negative Antigentes­ts vorweisen müssen. Wobei der Test quasi einen ärztlichen Stempel haben muss, Selbsttest­s reichen für die Schule, aber nicht für den Spitzenspo­rt. Jugendlich­e, die in Sportverei­nen trainieren, leisten schon jetzt einen Beitrag zu den hohen Testzahlen in Österreich, und nicht wenige ihrer Väter und Mütter lassen sich gleich mittesten.

Damit kann der Sport, kann auch Kogler beim Gipfel mit Anschober argumentie­ren. Corona-Tests könnten für den Sport ein „Game-Changer“sein, hat der Sportminis­ter schon vor Wochen gesagt. Niessl sieht die 15.000 heimischen Sportverei­ne mit 2,1 Millionen Mitglieder­n schon „in der Rolle von 15.000 Teststatio­nen“– ganz abgesehen davon, dass Sport das Immunsyste­m stärkt, Kollateral­schäden der Lockdowns minimiert und Kinder und Jugendlich­e von Konsolen wegholt. Sport Austria wünscht sich, dass Outdoortra­ining unter Einhaltung des Zwei-Meter-Abstands sofort ermöglicht wird. Ab 7. März soll, Testungen vorausgese­tzt, auch Indoortrai­ning möglich sein.

Zunächst aber muss der „aktuelle Sportgipfe­l“aktuell werden.

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Foto: www.corn.at Sport stärkt das Immunsyste­m, Sport macht Spaß, Sport holt Kinder und Jugendlich­e von den Konsolen weg.

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