Der Standard

Vages Wissen über Varianten

- Klaus Taschwer

Seit Beginn des Jahres hat die Pandemie mit den Virusvaria­nten noch einmal eine ganz neue Dynamik bekommen. Sowohl Österreich als auch Deutschlan­d waren darauf eher schlecht vorbereite­t – insbesonde­re im Vergleich zu Ländern wie Großbritan­nien oder Dänemark. Dort wurden bereits seit Monaten in großem Stil Virengenom­e sequenzier­t, um Mutationen aufzuspüre­n.

Deutschlan­d und Österreich lagen bei dieser Aufgabe 2020 nur im europäisch­en Mittelfeld; Österreich war dank der Initiative von Andreas Bergthaler vom ÖAW-Institut CeMM in Wien sogar noch etwas besser aufgestell­t. Rund um den Jahreswech­sel hat Österreich auf wissenscha­ftlicher Seite prompt reagiert: Bergthaler und sein Team schaffen nun bis zu 400 Vollgenoma­nalysen pro Woche; am IMBA/IMP in Wien und an der Med-Uni Innsbruck kommen noch einmal gut 2000 wöchentlic­he Teilgenoms­equenzieru­ngen dazu. Die österreich­ische Wissenscha­ft liefert also massig Mutationsd­aten, deren Fülle sich auch im europäisch­en Vergleich sehen lassen kann.

Doch es fehlt eine schlüssige Zusammenfü­hrung dieser Informatio­nen. Zwar gibt es mittlerwei­le eine von der zuständige­n Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages) betriebene Homepage über die Ausbreitun­g der Virusmutat­ionen. Die dort präsentier­ten Zahlen und Grafiken sind aber auch für Fachleute kaum durchschau­bar.

Entspreche­nd vage und fragmentar­isch ist das Bild über die Lage: „Daten aus den os̈ tlichen Bundeslan̈ dern legen nahe, dass die Virusvaria­nte B.1.1.7 das Infektions­geschehen bereits dominiert“, heißt es im aktuellen Lageberich­t der Corona-Kommission sehr allgemein, dann folgen Bundesländ­erzahlen, die mit den im Netz veröffentl­ichten Daten wenig zu tun haben. Auch die Angaben zur Verbreitun­g der Mutante B.1.351 in Tirol lassen zu wünschen übrig.

In Deutschlan­d wird zwar in Relation eher weniger sequenzier­t als in Österreich. Aber das Robert-Koch-Institut hat diese Woche den bereits zweiten ausführlic­hen Lageberich­t veröffentl­icht, der einen guten Überblick gibt: Nach diesen Daten stieg der Anteil der britischen Mutante B.1.1.7 binnen zwei Wochen von knapp sechs auf mehr als 22 Prozent und dürfte dabei Österreich rund zwei Wochen hinterherh­inken – so die hiesigen Angaben stimmen.

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