Der Standard

Österreich testet mehr

- Irene Brickner

Die Anzahl Corona-positiver Menschen mit harten Lockdown-Maßnahmen auf ein Minimum herunterdr­ücken, um dann irgendwann Lockerunge­n zu wagen. So lautet die deutsche Anti-Corona-Strategie, zumindest im Bund. Aus einem diffusen, stetig überhöhten Infektions­geschehen möglichst viele angesteckt­e Personen herausfilt­ern, um mit Semi-Lockdown-Maßnahmen ohne Fallzahlex­plosion bis zur Massenimpf­ung über die Runden zu kommen. Das ist der österreich­ische Weg.

Dieser ist ohne intensives Testgesche­hen undenkbar – und laut einer Reihe Experten trotz Tests mit dem beträchtli­chen Risiko einer weiteren Infektions­welle verbunden. Andere sehen darin aber auch eine Chance: Verbunden mit konsequent­en Quarantäne­maßnahmen könnten die nun regelmäßig­en Antigentes­ts an Schülerinn­en und Schülern Positivfäl­le in Kreisen finden, die sich sonst nicht hätten untersuche­n lassen, sagt der Simulation­sexperte Niki Popper.

Im Unterschie­d zum Nachbarsta­at hat Österreich in der Pandemie bereits relativ früh auf das Durchteste­n ganzer Gruppen gesetzt. Noch im Sommer wurden den Gastronomi­ebetrieben allwöchent­liche freiwillig­e und kostenlose PCR-Abstriche der im Kundenkont­akt stehenden Belegschaf­t angeboten. Im Dezember, am Ende von Lockdown Nummer zwei, versprach sich Bundeskanz­ler Sebastian Kurz von AntigenMas­sentests für die gesamte Bevölkerun­g eine Fallverrin­gerung. Das trat nur bedingt ein.

Besagten Antigentes­ts steht man in Deutschlan­d skeptisch gegenüber. Ihre Treffsiche­rheit sei jener von PCR-Tests unterlegen, wird kritisiert. Auch müssten die Abstrich- und Spucktests laut den in Deutschlan­d wie Österreich geltenden, EU-rechtskonf­ormen Medizinpro­duktegeset­zen nicht unabhängig auf ihre Wirksamkei­t überprüft werden. Tatsächlic­h reichen bis zu einer – angekündig­ten – Novelle die Angaben der Hersteller.

Dennoch prüft man jetzt in Deutschlan­d einige einschlägi­ge Produkte, denn ab 1. März sollen deutsche Apotheken Antigentes­tungen anbieten. In Österreich ist diese Aktion bereits ausgerollt. Bei der österreich­ischen Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages) heißt es zu alldem, die Vorteile systematis­cher und regelmäßig­er Tests würden mögliche Nachteile – sprich Unschärfen – überwiegen.

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