ZITAT DES TAGES
Donnerstagnacht gelang der US-Weltraumbehörde Nasa die bislang schwierigste Landung auf dem Mars. Nun soll der Hightech-Rover Perseverance in einem ausgetrockneten See nach Spuren von Leben suchen.
„Ich bin sicher auf dem Mars. Ausdauer bringt dich überall hin.“
Der Hightech-Rover Perseverance (dt. Ausdauer) informierte die Erde via Twitter über die geglückte Marslandung
Elf Minuten und 22 Sekunden können sehr lang sein, wenn es um den Verbleib eines zwei Milliarden Euro teuren Raumfahrzeugs geht. So lange brauchte das Signal des Marsrovers Perseverance der USWeltraumbehörde Nasa vom Mars zur Erde. Am Donnerstag kurz vor 22 Uhr MEZ traf sein erlösender Gruß von unserem Nachbarplaneten im kalifornischen Missionskontrollzentrum der Nasa ein und bestätigte: Der Rover hat seinen Höllenritt durch die dünne Marsatmosphäre überstanden und ist heil auf dem Mars gelandet. Zum Beweis schickte er sogar gleich ein Bild von seinem neuen Standort.
In der entscheidenden Phase der riskanten Landung war dem Projektteam der Nasa und allen beteiligten Wissenschaftern und Ingenieuren nichts anderes übriggeblieben, als zu hoffen. Denn der Rover war ganz auf sich allein gestellt, die Landung musste vollständig autonom ablaufen, da der Mars für eine direkte Steuerung viel zu weit von der Erde entfernt ist.
Das komplizierte Manöver klappte wie nach Drehbuch. Zuerst trennte sich die Sonde, die den Rover zum Mars gebracht hatte, von der Landeeinheit. Diese raste mit 19.500 km/h in die obere Marsatmosphäre, dann wurde es brenzlig: Die Hitzeschilde des Landers mussten durch die Reibung Temperaturen von bis zu 1300 Grad Celsius aushalten. Etwa elf Kilometer über dem Marsboden öffnete sich ein riesiger Fallschirm, um den Lander weiter abzubremsen.
Doch das reichte für eine sichere Landung auf dem Mars nicht, die Atmosphäre unseres Nachbarplaneten hat nur gut ein Prozent der Dichte der Erdatmosphäre. Also aktivierte das Landemodul von Perseverance im nächsten Schritt acht Bremstriebwerke, die für weitere Verlangsamung sorgten. Zuletzt wurde der Rover aus der Luft an Seilen heruntergelassen und sanft auf dem Boden abgesetzt. Das vollständige Manöver dauerte gerade einmal sieben Minuten – „sieben Minuten des Schreckens“, wie es die Ingenieurin Swati Mohan aus dem Nasa-Kontrollzentrum formulierte.
Gefährliches Terrain
Die Anspannung war groß, Marslandungen zählen zu den größten Herausforderungen der Raumfahrt. Der Nasa ist das schwierige Manöver zwar schon in der Vergangenheit beeindruckende neun Mal gelungen. Perseverance unbeschadet auf den Boden zu bringen war aber noch um einiges kniffliger als bei früheren Missionen. Nie zuvor musste ein Rover in einem so riskanten Terrain landen wie Perseverance. Die ausgewählte Region ist wissenschaftlich hochinteressant, birgt aber etliche Gefahren in
Form von schroffen Felswänden und Gesteinsbrocken. Dank seines Kamerasystems konnte der Rover aber offenkundig allen Problemen ausweichen.
Nun befindet er sich wohlauf im Jezero-Krater auf der Nordhalbkugel des Planeten. Aus früheren Daten ist bekannt, dass sich dort einst ein riesiger See befunden haben muss – zu einer Zeit, als die Bedingungen auf dem Mars weitaus lebensfreundlicher waren als heute. Das Hauptziel der Mission ist es, in den etwa 3,5 Milliarden Jahre alten Sedimenten dieses einstigen Sees und seiner Zuflüsse nach Spuren von Leben zu suchen.
Perseverance, auf Deutsch Beharrlichkeit, wiegt rund eine Tonne und hat die Größe eines Kleinwagens – damit ist er der bisher größte und schwerste Rover auf dem Mars. Sein Hightech-Labor umfasst sieben wissenschaftliche Instrumente, 23 Kameras und einen Laser. Damit sollen vor allem Gestein und Sedimente analysiert werden, mithilfe eines Radars könnte Perseverance auch unterirdische Wasserreservoirs finden, so es welche gibt.
Der Rover hat auch Mikrofone an Bord, die uns die Geräuschkulisse am Mars näherbringen sollen. Acht Jahre und zwei Milliarden Euro haben die USA in Entwicklung, Bau und Transport der Mission gesteckt, der Betrieb selbst wurde mit rund 250 Millionen Euro budgetiert. Unterstützung erhält Perseverance von einer kleinen Helikopterdrohne, die kurze Testflüge unternehmen und Luftaufnahmen machen soll.
Aufwachphase im Krater
Ingenuity, so heißt das Fluggerät, ist aber in erster Linie ein Test. Flüge in der dünnen Marsatmosphäre sind eine enorme Aufgabe. Die Drohne wiegt 1,8 Kilogramm und ist äußerst leistungsfähig. Ihre vier Rotorblätter aus Kohlefasern müssen weitaus schneller rotieren, als dies auf der Erde nötig wäre. Ingenuity soll erstmals unter Beweis stellen, dass solche Flüge auf dem Mars möglich sind. Künftig könnte diese Technologie größere Aufgaben bei der Erforschung anderer Himmelskörper übernehmen.
Außerdem soll Perseverance, der bereits fünfte Marsrover der Nasa, interessante Bodenproben sammeln und in speziellen Behältern an geeigneten Plätzen hinterlegen. Diese sollen später in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) abgeholt und zurück zur Erde gebracht werden. Die Planungen für die aufwendige Rückholaktion laufen, sind aber noch nicht ganz auf Schiene. Theoretisch könnte aber Anfang der 2030er-Jahre zum ersten Mal Marsgestein in irdischen Labors untersucht werden.
Wie geht es aber jetzt unmittelbar für Perseverance weiter? Nach den ersten Systemchecks soll der Rover in den kommenden Wochen nach und nach „aufwachen“und alle Funktionen testen. Zudem muss er noch seinen exakten Aufenthaltsort eruieren. Er hat es in die angestrebte Region im Jezero-Krater geschafft, wo genau er sich dort aber befindet, ist noch unklar.
„Auf dem Mars zu landen ist eine unglaublich schwierige Aufgabe, und wir sind sehr stolz darauf, unsere vergangenen Erfolge weiter auszubauen“, freute sich Michael Watkins, Direktor des Jet Propulsion Laboratory in Kalifornien, das maßgeblich am Bau und Betrieb der Mission beteiligt ist. Jetzt fange die Arbeit aber eigentlich erst richtig an.
Für Begeisterung sorgte die jüngste Marslandung indes auch anderswo – nicht zuletzt in einem kleinen bosnischen Dorf namens Jezero. Nach diesem Ort ist der Krater, den Perseverance nun erkunden soll, passenderweise benannt – übersetzt bedeutet der Name „See“.