Gamestop-Hype vor US-Kongress
Die wilden Kurssprünge rund um die Aktien von Gamestop beschäftigen den US-Kongress. Neben dem Chef des Onlinebrokers Robinhood mussten auch Chefs von Hedgefonds Rede und Antwort stehen.
Die wilden Zockereien rund um die Gamestop-Aktien haben nun ein Nachspiel im USRepräsentantenhaus. Dort fanden in den vergangenen Tagen erste Befragungen statt. Der Ausschuss für Finanzdienstleistungen untersucht, wie die Aktien von Gamestop und anderen Unternehmen in schwindelerregende Höhen getrieben werden konnten.
Neben Hedgefondsmanagern und Unternehmenschefs muss auch der Youtuber „Roaring Kitty“aussagen. Gegen Keith Gill, der sich hinter dem Pseudonym verbirgt, läuft eine Klage. Ein Käufer von Gamestop-Optionen wirft Gill vor, seine Finanzausbildung – Gill soll zuletzt bei Massachusetts Mutual Life Insurance gearbeitet haben – verheimlicht und Privatanleger zum Kauf von überteuerten Aktien gebracht zu haben. Gill ist auch Teil der Reddit-Gruppe, über die sich GamestopAkteure ausgetauscht haben. Dort postet Gill unter dem Usernamen „DeepFuckingValue“.
Schuld zurückgewiesen
Gill äußerte sich bisher nicht direkt zu der Klage, verteidigte sich aber bereits generell in einer vorbereiteten Stellungnahme für eine Anhörung in einem US-Kongressausschuss. Er habe niemanden zum Handel mit Aktien angestiftet, um davon selbst zu profitieren, versicherte Gill. Die Vorstellung, dass er Social Media genutzt habe, um Gamestop-Aktien bei unwissenden Anlegern anzupreisen, sei „absurd“.
Auch Hedgefond-Manager haben ihre Geschäftsmodelle verteidigt und vor dem Ausschuss den Vorwurf von unfairen Praktiken verneint. Insbesondere der Chef von Citadel, der Milliardär und republikanische Spender Ken Griffin, sah sich mit scharfen Fragen im Ausschuss für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses konfrontiert. Geleitet wurde die Sitzung von der Demokratin Maxine Waters, einer Kritikerin der Wall Street.
Neben Griffin mussten drei weitere Männer aussagen: Griffins Kollege Gabriel Plotkin von Melvin Capital (das ist jener Hedgefonds, der aufgrund des hohen Aktienkurses von Gamestop in Schieflage geraten war und unter anderem von Citadel Finanzhilfe bekommen hat), der Chef der Kleinanlegerplattform Robinhood, Vlad Tenev, und sein Kollege vom Internetkonzern Reddit, Steve Huffman.
Für besonderen Unmut hatte die Entscheidung von Robinhood gesorgt, in der Hochphase der Turbulenzen am 28. Jänner den Kauf von Gamestop-Aktien einzuschränken. Tenev entschuldige sich nun für die Vorgänge bei dem Onlinebroker. „Ich werde nicht behaupten, dass Robinhood alles perfekt gemacht hat“, sagte er, aber Robinhood werde daraus lernen und sicherstellen, „dass wir unsere Fehler nicht wiederholen“, stellte Tenev klar. Das ist eine Verteidigungsstrategie, die auch schon Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei diversen Anhörungen in Washington an den Tag gelegt hatte.
Die Entscheidung, den Handel mit Gamestop-Aktien einzuschränken, sei jedoch nicht von den Hedgefonds beeinflusst worden, mit denen das Unternehmen Geschäfte macht. Auch Citadel-Chef Griffin erklärte auf die Frage, ob jemand von seinem Fonds sich in Verbindung mit Robinhood gesetzt habe: „Absolut nicht.“
Ermittlungen laufen
Aufsichtsbehörden ermitteln derzeit ebenfalls, ob die Aktivitäten rund um die Gamestop-Aktien mit Investorenschutz sowie fairen und effizienten Märkten vereinbar waren. Der Aktienkurs von Gamestop war in den vergangenen Wochen wie berichtet um mehr als 400 Prozent in die Höhe geschossen – von knapp sechs auf fast 483 Dollar. Kleinanleger haben die Aktie massiv gekauft, um den Preis nach oben zu treiben. Sie wollten damit Hedgefonds, die auf fallende Kurse gewettet haben, unter Druck bringen. Das ist den Anlegern zwar gelungen. Nach dieser Kursattacke ging es allerdings bergab mit den Aktien. Viele Anleger werden jetzt auf Gamestop-Papieren sitzen, die einen Verlust gebracht haben. (Reuters, bpf)