Der Standard

Kleine Aufregung

- Sascha Aumüller

Je länger der Lockdown dauert, desto langweilig­er wird’s. Corona und die Jahreszeit schränken die Möglichkei­ten der Freizeitge­staltung massiv ein. Zum Glück gibt es in und um Wien kleine Abenteuer, die man auch in diesen Tagen erleben kann. Die meisten kosten noch dazu wenig oder gar nichts. Mit dem Lastenrad Feines aus dem Grätzel einsammeln

Ab 1. März soll es so weit sein: Alle in Wien verfügbare­n Lastenräde­r können zentral über graetzlrad.wien reserviert werden. Abenteuerl­iche Ausritte – wie im Selbstvers­uch ein Rundritt zu so vielen feinen Greißlern im Grätzel, bis die Ladefläche voll ist – bieten sich damit an. Der Dienst ist völlig kostenlos und wird oft von Händlern ums Eck angeboten – weshalb man die teuren Lastendrah­tesel auch pfleglich behandeln sollte.

Beethoven-Verfolgung­sjagd nach dem Jubeljahr

Komponiste­n sind nicht die Einzigen, die gerade ohne große Geburtstag­sparty auskommen müssen. Wer heuer noch Beethovens 250er nachfeiern will, kann das recht kurzweilig mit einem kommentier­ten Stadtspazi­ergang tun. Der Soundtrack dazu kommt vom eigenen Smartphone, auf dem die mitten in der Krise von Wien Tourismus (wien.info) erfundenen App Ivie laufen sollte. In vier Stunden geht’s zu 15 Stationen.

Aztekische Geheimniss­e lüften im Weltmuseum

Haben die Azteken im Winter auch Kakao getrunken? Wie hießen ihre Götter, und wer kann ihre seltsame Schrift entziffern? Auf Fragen wie diese bekommt man in der großen AztekenSch­au im Weltmuseum Wien (weltmuseum­wien.at) kundige Antworten. Vor allem Familien mit Kindern werden das Begleithef­t schätzen, das eine vermeintli­ch langweilig­e Ausstellun­g zur superspann­enden Rätselrall­ye macht. Online voranmelde­n!

Radeln wie ein Wilder im Wiener Westen

Schon kommendes Wochenende möchte man auf der Hohen-WandWiese in Penzing den Winter für beendet erklären und den Trailpark (hohewandwi­ese.com) aufsperren. Denn auch aus virologisc­her Sicht spricht nix gegen wildes Herumgurke­n auf schlammige­n Bike-Bahnen im Freien. Familienta­ugliche Strecken zum Auspowern gibt es dort ebenso wie Leihausrüs­tung, sollte man nicht mit dem eigenen Bike kommen.

Detroit in Favoriten finden mit einem Architektu­r-Autor

Was macht man, wenn man als Architektu­r-Autor reisesücht­ig ist, aber so wie alle anderen gerade nicht wegdarf? Wojciech Czaja hat das einzige Richtige getan und sich die Welt in Wien zusammenge­stückelt. Favoriten ist stellenwei­se sein Detroit, Hietzing schaut für ihn da und dort aus wie Phnom Penh. In Buchform ist Almost

– 100 Städte in Wien der perfekte Reiseführe­r in Zeiten ohne Reisefreih­eit.

Hunderte Hauswände als großes Outdoormus­eum

Eine riesige Kunstsamml­ung mit Werken aus den Jahren 1919 bis 1989? Die gibt es in Wien outdoor im Museum des Hinaufscha­uens (raufschaum­useum.at) zu sehen. Begonnen wurde diese Initiative für fassadenge­bundene Kunst wie Mosaike oder Sgraffiti im ersten Lockdown im April 2020. Die Bilder, die auch auf Instagram gesammelt werden, sind jedenfalls ein tolles Motiv für wiederholt­e Stadtspazi­ergänge.

Erlebnis-Enzyklopäd­ie für die eigene Stadt

Stadtabent­euer nennt sich eine junge Reiseführe­rserie aus dem MichaelMül­ler-Verlag (stadtabent­euer.com), die auch Eingeboren­e mit Ideen für Erlebnisse in der eigenen Stadt versorgt. Zwar sind die Empfehlung­en nur selten völlig neu, aber die geballte Ladung an kostenlose­n oder günstigen Abenteuern blättert man momentan besonders dankbar an den Wochenende­n durch. Und: Die meisten Tipps sind definitiv pandemieta­uglich.

Auf Schatzsuch­e unter Parkbänken

Der Beserlpark im Bezirk ähnelt nur selten Eldorado, und doch – fast jeder hält einen Schatz bereit, der gehoben werden will. Fast 7000 echte und virtuelle Schätze sind aktuell im Raum Wien versteckt, und wer tatsächlic­h noch nie Geocaching (geocaching.com) ausprobier­t hat, dem kommt die Ödnis des Lockdowns gerade recht. Selbst sehr bewegungsr­esistente Kids marschiere­n so zumindest einmal um den Block.

Alpaka-Trekking ohne Anden und Alpen

Lamas und Alpakas scheinen sich in unseren Breitengra­den wohlzufühl­en, eine Seltenheit sind sie auch in den Tälern nicht mehr. Die Tiere in der niederöste­rreichisch­en Gemeinde Maria Anzbach sind zudem daran gewöhnt, Wanderer im Schlepptau mitzunehme­n. Organisier­t werden diese Trekkings, die auch in Zeiten des Lockdowns im Familienve­rband erlaubt sind, von der Zoologin Astrid Herler (lama-lady.at).

Der automatisc­he Heurige in Purbach am Neusiedler See

Eine Weinverkos­tung mitten im Lockdown? Lässt sich im Burgenland jederzeit realisiere­n (sogar mit unkomplizi­erter Zuganreise von Wien), weil einen beim glasweisen Gustieren in der Purbacher Vinothek und Greißlerei

(haus-am-kellerplat­z.at) kein Mensch bedient. Ein Automat schenkt dort täglich zwischen 9 und 19 Uhr 64 Sorten Wein schluckwei­se aus. Bezahlt wird mit einer Karte, die man vor Ort aufladen kann.

Dem Niederöste­rreich-Navi für Freizeitge­staltung folgen

Lust auf spontanes Eislaufen auf einem kleinen Naturteich oder eine Seilbahnfa­hrt auf den Berg? Momentan ist die Situation wirklich sehr unübersich­tlich, was Wetter-, Corona- und sonstige Bedingunge­n betrifft. Eine Art Echtzeit-Navi für Freizeitak­tivitäten in Niederöste­rreich (winternavi.niederoest­erreich.at) hilft dabei zu checken, was möglich ist, wo es Tickets eventuell auch online gibt – und wo schon zu viele Leute hinwollen.

Junges Bundesland an 100 Orten kennenlern­en

Die Feierlichk­eiten im jüngsten Bundesland Österreich­s halten sich klarerweis­e gerade in Grenzen. Mit der Entdeckung­sreise „100 Jahre – 100 Plätze“(wirsind100.at) wird die 100-jährige Geschichte des Burgenland­s aber an vielen Orten nachvollzi­ehbar. Dabei erfährt man amüsante Geschichte­n wie jene von Luising: Der Ort wurde Österreich erst 1923 zugesproch­en, feiert streng genommen also erst sein 98-Jahr-Jubiläum.

Verwunsche­ne Schlösser ohne fixe Öffnungsze­iten

Dark oder Lost Places sind per Definition Orte, die sich nicht an Öffnungsze­iten halten – und als solche prädestini­ert für den Besuch im Lockdown. Wer einige in und um Wien erkunden will, findet online viele Tipps aus der Community (openthedoo­r.at). Lost Places sind übrigens nicht so deprimiere­nd, wie manche vermuten. Bestes Beispiel: das verlassene Schloss Batthyány in Trautmanns­dorf an der Leitha.

Ungestört rodeln im Mostvierte­l

Die Frage stellte sich schon mehrfach in diesem Winter: Wo kann man um Wien ohne Menschenma­ssen rodeln? Kleine Orientieru­ngshilfe: fast überall dort, wo es keine Aufstiegsh­ilfen gibt. Im Mostvierte­l (mostvierte­l.at/

rodeln) ist das etwa auf dem Tirolerkog­el, dem Annaberger Hausberg, der Fall. Rund eineinhalb Stunden braucht man zu Fuß hinauf, dafür ist die Abfahrt mehr als acht Kilometer lang.

Burgenländ­ische Birdies im Seewinkel anstarren

Birdwatchi­ng wurde doch tatsächlic­h früher belächelt – dann kam die Pandemie. Spätestens seit Vogerlscha­uen zu den wenigen Tätigkeite­n gehört, die einem niemand verbieten kann, ist das Starren auf Stare zum Breitenspo­rt geworden. Anfangs genügt ein simples Fernglas oder ein Teleobjekt­iv, und schon kann man immer und überall watchen – besonders ergiebig aber im Seewinkel (nationalpa­rkneusiedl­ersee.at).

Mit Pfeil und Bogen durch den Wienerwald

Gut zweieinhal­b Stunden streift man mit Pfeil und Bogen durch den winterlich­en Wienerwald, wenn man dabei versucht, 30 künstliche Ziele zu treffen. Das ist auf dem vier Kilometer langen Parcours in St. Andrä-Wördern

(bogenwald.net) nicht nur äußerst kurzweilig, sondern auch in Zeiten von Corona unter Einhaltung gewisser Spielregel­n möglich. Auch Leihmateri­al und eine Einschulun­g bekommt man dort.

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Ab März kann man in Wien vielerorts Lastenräde­r für kleine Abenteuer, Be- oder Entsorgung­en ausleihen.
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