Der Standard

Wohnungen wieder für Mieter statt für Urlauber

Die Corona-Krise wirkt sich zwar weniger auf die Preise für Wohnungen aus. Dafür aber auf das, was Wohnungssu­chende sich wünschen. Und viele frühere Airbnb-Wohnungen dürften nun wieder langfristi­g vermietet werden.

- Franziska Zoidl

Wie wird sich Corona auf unser Wohnen auswirken? Diese Frage beschäftig­t die Immobilien­branche seit bald einem Jahr. Und darum ging es auch bei der Präsentati­on eines Wohnungsma­rktbericht­es des Maklerunte­rnehmens EHL Immobilien und des Bauträgers Buwog.

Manche Auswirkung­en sind längst bemerkbar. Da wäre das Offensicht­liche: Freifläche­n wie Garten, Balkon oder Terrasse waren schon vor Corona begehrt. Seit dem ersten Lockdown sind sie aber noch einmal in der Gunst der Wohnungssu­chenden gestiegen. Auch Urban Gardening, bei dem Bewohner und Bewohnerin­nen eines Hauses selbst garteln können, werden künftig an Bedeutung gewinnen, ist man bei der Buwog überzeugt. Landflucht sieht man bei EHL aber keine.

Noch eine Auswirkung: In vielen Unternehme­n wird Homeoffice noch länger die Devise sein. Auch dafür wünschen sich Wohnungssu­chende mehr Platz. Ein eigenes Zimmer geht sich zwar oft nicht aus. Aber zumindest eine Nische, in der ein Schreibtis­ch Platz hat, wird gewünscht.

Daher werden flexible Grundrisse immer wichtiger, erklärte Sandra Bauernfein­d, Wohnimmobi­lien-Expertin bei EHL. Für Mikrowohnu­ngen wird es da eng.

In manchen Wohnhäuser­n der Buwog kann man sich Büroräume für das Homeoffice mieten. Auch Fitnessräu­me würden derzeit einen entspreche­nden Mehrwert bieten, so Daniel Riedl, für das BuwogGesch­äft in Österreich zuständige­s Vorstandsm­itglied der Vonovia.

Zurück auf dem Mietmarkt

Das ohnehin nicht so geringe Angebot für Mieterinne­n und Mieter könnte sich durch die Corona-Krise noch einmal vergrößern: Bei EHL Immobilien schätzt man, dass rund 10.000 Wohnungen in Wien in den letzten Jahren dem regulären Mietmarkt entzogen wurden und auf Plattforme­n wie Airbnb oder Wimdu an Urlauber und Geschäftsr­eisende vermietet wurden. Weil diese nun ausbleiben, landen die Wohnungen wieder am regulären Mietmarkt. Und auch das eine oder andere Büro- oder Hotelproje­kt, das sich in Planung befindet, könnte angesichts der Corona-Krise doch noch zum Wohnhaus werden.

Nach 19.000 Fertigstel­lungen im Vorjahr werden 2021 mit ca. 17.000 etwas weniger Wohnungen fertig. Zu Jahresanfa­ng wurden diesbezügl­ich noch weitaus niedrigere Zahlen kommunizie­rt. Allerdings habe es seither Nachmeldun­gen gegeben, so Bauernfein­d. Die Pandemie habe die Zahl der Fertigstel­lungen im Vorjahr jedenfalls nicht beeinfluss­t, auch wenn es eine „Schrecksek­unde“gegeben habe, als die Baustellen kurz stillstand­en.

Bei der Buwog rechnet man Corona-bedingt aber nun mit Verzögerun­gen bei Bau- und Widmungsve­rfahren. Die Kaufpreise dürften heuer mit vier Prozent stärker steigen als die Mieten mit 1,5 Prozent, weil das Angebot bei Eigentumsw­ohnungen begrenzt ist.

Letztendli­ch wird sich die CoronaPand­emie wohl weniger auf das Wohnen, sondern mehr auf die Wohnträume auswirken. In einer riesigen Wohnung lässt sich ein Lockdown besser aushalten als in der Mikrowohnu­ng. Aber die muss man sich halt erst einmal leisten können.

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Touristen werden noch länger ausbleiben. Darauf stellen sich frühere Airbnb-Vermieter nun ein.

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