Wie die Blutgruppe auf den Covid-Verlauf wirkt
Erste Studien zeigen, dass Blutgruppe A oft einen schwereren Verlauf bringt
Was jeden Menschen unverwechselbar macht, ist nicht nur sein Fingerabdruck, die Iris seiner Augen oder die Biometrie seines Gesichts – seine roten Blutkörperchen machen ihn ebenso einmalig. „Viele Gene bestimmen, welche Kombination aus rund 360 verschiedenen Proteinen und Kohlehydraten sich auf der Oberfläche jener scheibenförmigen Zellen befindet, die jeden Winkel des Körpers mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgen“, sagt Günther Körmöczi von der Medizinischen Universität Wien. Er arbeitet dort als Transfusionsmediziner und Blutgruppenforscher.
Auch zum Thema Blutgruppen und Covid-19 gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Studien. „Sie belegen statistisch eindeutig, dass Menschen mit der Blutgruppe A ein höheres Risiko für die Erkrankung beziehungsweise einen schweren Verlauf haben, während die Blutgruppe 0 eher protektiv zu wirken scheint“, sagt Körmöczi.
Für den Mediziner ist die Blutgruppe A ein unabhängiger Risikofaktor „mit einer gewissen Relevanz, die wahrscheinlich zusammen mit anderen Risikofaktoren mit vorne dabei ist“. In Österreich haben laut Gesundheitsministerium 41 Prozent der Menschen Blutgruppe A, 15 Prozent Blutgruppe B, sieben Prozent Blutgruppe AB und 37 Prozent Blutgruppe 0.
Zusammenhang nicht fix
Noch aber ist der Zusammenhang zwischen Blutgruppe und Covid-19Verlauf nicht geklärt. Jedoch werden derzeit mehrere Theorien in der Forscherwelt diskutiert. So ist etwa schon länger bekannt, dass Personen mit der Blutgruppe 0 eine langsamere Blutgerinnung haben. „Viele Covid-19-Erkrankte bekommen Thrombosen, manche versterben daran. So könnte man Patienten mit Blutgruppe A hierfür besonders engmaschig beobachten und frühzeitiger eine Therapie einleiten“, sagt Körmöczi.
Für viel naheliegender für das geringere Risiko eines schweren Infektionsverlaufs hält der Mediziner aber die Theorie, dass Menschen mit Blutgruppe 0 bereits Antikörper gegen Zellen der Blutgruppen A und B besitzen. „Das Immunsystem mit Blutgruppe 0 kommt daher möglicherweise besser mit Corona-Viren zurecht, die von Infizierten mit der Blutgruppe A oder B ausgehustet werden, weil die Viren dann eben auch A oder B tragen dürften.“
Experten warnen jedoch davor, nur aufgrund der Blutgruppe davon auszugehen, dass man vor einem schweren Verlauf geschützt sei.