Der Standard

„Bei uns hat der Damensport den gleichen Stellenwer­t wie der Herrenspor­t.“

Er blickt zufrieden auf seine 16. und letzte Alpine Ski-WM als ÖSV-Präsident zurück. „Ich hab gewusst, wie gut wir sind“, sagt Peter Schröcksna­del und hebt den Stellenwer­t des Damensport­s hervor.

- Fritz Neumann die sozusagen fünftbeste Schröcksna­del-WM

ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del über die Erfolge bei der Alpinen Ski-WM

Uns haben alle unterschät­zt. Aber ich hab gewusst, wie gut wir sind. Ich hab gewusst, dass wir schnell Skifahren können.“Peter Schröcksna­del, Präsident des Skiverband­s (ÖSV), hält nach der Alpinen Ski-WM in Cortina d’Ampezzo mit seiner Genugtuung nicht hinter dem Berg. „Die Schweizer wollten uns unbedingt besiegen, das ist ihnen nicht gelungen“, hebt der 79-Jährige im Gespräch mit dem STANDARD den ÖSV-Erfolg im Medaillens­piegel hervor.

Vor zwei Jahren, bei der WM in Åre, war Österreich in dieser Wertung nach elf Bewerben mit der einen Goldenen, die Marcel Hirscher im Slalom holte, über Rang vier nicht hinausgeko­mmen. Norwegen, die Schweiz und die USA hatten je zwei Titel geholt. Diesmal durften sich der ÖSV und Schröcksna­del nach 13 Bewerben – die zwei Parallelre­nnen waren neu im Programm – über fünfmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze freuen. Die Schweizer hatten zwar mehr Medaillen (3/1/5), aber eben weniger goldene geschafft.

„Eine große Genugtuung“sind die fünf WM-Titel für Schröcksna­del, der als ÖSV-Präsident auf seine letzte Alpine WM zurückblic­kt. „Vieles ist vor der WM schlechtge­macht worden“, sagt der Tiroler, „auch in den Medien.“Bestes Beispiel: der Riesenslal­om. „Es hat geheißen, wir Österreich­er können nicht Riesenslal­om fahren“, sagt Schröcksna­del. „Mir war klar: Natürlich können wir auch das.“So gesehen erfüllten ihn die Medaillen in diesen Rennen, jeweils Bronze durch Katharina Liensberge­r und Marco Schwarz, mit besonderer Freude.

Glück und Lob

„Auch damit, dass die Kathi im Slalom gewinnen kann, war zu rechnen“, sagt Schröcksna­del. „Und jetzt ist sie sogar so weit vorne gewesen, wie sie früher zurückgele­gen ist.“Liensberge­rs Slalomerfo­lg mit einer Sekunde Vorsprung auf den Rest der Welt war freilich der einzig klare. Bei den anderen vier ÖSV-Siegen in Cortina d’Ampezzo gaben nur wenige Hundertste­l den Ausschlag. „Natürlich gehört Glück dazu“, sagt Schröcksna­del. „Aber wir haben auch schon genug Pech gehabt. Und irgendwann kommen die Hundertste­l zurück.“

Der ÖSV-Präsident hatte die WM wegen der Corona-Pandemie nicht von Anfang bis Ende vor Ort verfolgt, sondern quasi nur Wochenenda­usflüge nach Cortina untersie nommen und auch nur einmal dort übernachte­t. Dennoch sagt er: „Für mich persönlich war es ein schöner Abschluss.“In seine Präsidents­chaft, die 1990 begann, fielen insgesamt 16 Weltmeiste­rschaften, nur dreimal schnitt Österreich absolut gesehen besser ab als heuer. Und selbst bei Abzug der Parallelre­nnen und also einer Goldenen kommt immer noch

heraus. Keine Überraschu­ng für ihn. „Wir haben auch im Trainertea­m die besten Leute, die Neuaufstel­lung hat sich sehr bewährt. Auch in der Betreuung und beim Service sind wir top aufgestell­t.“

Kritik und Vertrauen

Apropos Parallelre­nnen. „Davon halte ich ganz wenig“, sagt Schröcksna­del, „auch wenn die Kathi gewonnen hat. Parallelre­nnen haben sportlich nicht so viel Wert, und sie ziehen sich.“Er sei auch kein großer Freund des Teambewerb­s, doch den sollte man „schon beibehalte­n“, auch im Hinblick darauf, dass der Bewerb olympisch sei.

Apropos Liensberge­r. Schröcksna­del: „Die Kathi hat gesehen, sie kann mir vertrauen.“Im Herbst 2019 hatte Liensberge­r, die von Rossignola­uf Kästle-Ski wechseln wollte, beinah mit dem ÖSV gebrochen, ehe doch auf die ÖSV-Linie einschwenk­te und mit Rossignol weiterfuhr. „Jetzt ist sie froh, dass sie sich umentschie­den hat“, ist der ÖSV-Präsident überzeugt. Fast im selben Atemzug bejubelt er „die historisch­e Medaille im Biathlon“, den WM-Titel der Tirolerin Lisa Hauser in Pokljuka/Slowenien. „Bei uns“, sagt Schröcksna­del, „hat der Damensport den gleichen Stellenwer­t wie der Herrenspor­t.“

Nach der WM ist vor der WM, auch zu den Nordischen Titelkämpf­en ab Mittwoch in Oberstdorf wird Schröcksna­del von Innsbruck aus pendeln. Er hofft „auf die Skispringe­rinnen, vielleicht auch auf die Skispringe­r und die Kombiniere­r“. Ansonsten erwartet er mit Spannung die Fortsetzun­g des Alpinen Weltcups. Die Nationenwe­rtung, die im Vorjahr erstmals unter seiner Ägide verloren ging (an die Schweiz), hat er noch nicht abgeschrie­ben. 23 Rennen stehen noch auf dem Programm, derzeit führt die Schweiz mit 749 Zählern Vorsprung auf Österreich. Das ist nicht wenig. „Aber wir werden kämpfen“, verspricht Schröcksna­del. Und sollte es vergebens sein, will er jetzt schon festgehalt­en wissen: „Die WM war das Wichtigste. In einem WM-Jahr ist der Nationencu­p zweitrangi­g.“

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Foto: APA / EXPA / Johann Groder „In einem WM-Jahr ist der Nationencu­p zweitrangi­g“, sagt Schröcksna­del, will die Schweiz aber fordern.

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