Der Standard

Von Kanzler Kurz verunglimp­ft

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Die Attacken auf die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) kommen bei Türkis nicht aus dem Nichts. Immer wieder fiel ÖVP-Chef und Kanzler Sebastian Kurz in den vergangene­n Jahren mit Aussagen auf, die von wenig Respekt für wichtige Eckpfeiler der Republik getragen waren.

Mai 2019: Parlament Nach dem Ibiza-Skandal versuchte Kurz ohne FPÖ mit einer ÖVP-Minderheit­sregierung weiter im Amt zu bleiben. Doch der Nationalra­t war mehrheitli­ch damit nicht einverstan­den: SPÖ, FPÖ und Liste Jetzt wählten die Regierung per Misstrauen­santrag ab. Daraufhin brachte Kurz die Legitimitä­t der gewählten parlamenta­rischen Volksvertr­etung in Misskredit und spielte diese gegen den vermeintli­chen Volkswille­n aus. Sein Slogan: „Das Parlament hat bestimmt, das Volk wird entscheide­n.“Auf das ihm zustehende Mandat im Parlament verzichtet­e der ÖVP-Chef, fortan inszeniert­e er sich im Wahlkampf als Opfer einer unfairen Opposition.

Februar 2020: Justiz

Bei einem Hintergrun­dgespräch mit Journalist­en behauptete Kurz, es gäbe ein linkes bzw. rotes Netzwerk in der WKStA. Die Ermittlung­en gegen ÖVP-Kreise seien politisch motiviert, insinuiert­e er damit. Zudem unterstell­te er der Korruption­sstaatsanw­altschaft, Akteninhal­te an Medien zu spielen. Belegen konnte der Kanzler seine Vorwürfe im Zeugenstan­d nicht, ein entspreche­ndes Verfahren wurde jüngst von der Staatsanwa­ltschaft Wien eingestell­t.

April 2020: Verfassung Nach der anfänglich­en Hektik während der ersten Pandemiewe­lle machten Juristen bald darauf aufmerksam, dass die Lockdown-Verordnung­en rechtlich wohl nicht gedeckt waren. Kurz wischte die grundrecht­lichen Bedenken jedoch flugs als „juristisch­e Spitzfindi­gkeiten“beiseite. Eine Überarbeit­ung der problemati­schen Regelungen hielt er für überflüssi­g, denn bis der Verfassung­sgerichtsh­of darüber entschiede, wären sie ohnedies nicht mehr in Kraft.

Juni 2020: U-Ausschuss Im Juni war Kurz als Auskunftsp­erson im IbizaUnter­suchungsau­sschuss geladen. Er setzte auf zahlreiche Ablenkunge­n und rhetorisch­e Kniffs, um konkrete Antworten zu umschiffen – oftmals mit Schützenhi­lfe des Vorsitzend­en Wolfgang Sobotka (ÖVP), der unparteiis­ch sein sollte. Auf kritische Fragen von Abgeordnet­en reagierte Kurz gereizt, tat sie als politische­s „Spiel“ab. Den SPÖ-Fraktionsc­hef Kai Jan Krainer versuchte der Kanzler etwa als ahnungslos darzustell­en. (ta)

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