Der Standard

Stadt Wien startet Whistleblo­wer-Plattform

Online-Eingabe von anonymen Hinweisen bei Verdacht auf Korruption, Bestechlic­hkeit, Compliance-Verstößen und mehr möglich

- David Krutzler

Im rot-pinken Koalitions­pakt wurde es vereinbart, am Montag wurde es präsentier­t: Die Stadt Wien startet eine Whistleblo­werPlattfo­rm. Dort wird die Eingabe von anonymen Hinweisen bei Verdacht auf Korruption, Missbrauch der berufliche­n Position sowie Wirtschaft­sdelikten wie Untreue, Bestechlic­hkeit oder Compliance-Verstößen ermöglicht. Erreichbar ist diese Plattform unter

Meldungen können alle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Stadt abgeben – sowie Kunden und Vertragspa­rtner. Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) versprach mit der Plattform eine „absolute Anonymität“für Hinweisgeb­er. Gleichzeit­ig verwies er auch darauf, dass die Plattform „kein Misstrauen gegenüber Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn der Stadt“bedeute.

Vizebürger­meister Christoph Wiederkehr von den Neos, der auch Transparen­zstadtrat ist, nannte die Website einen „wichtigen Meilenstei­n der Transparen­z und Korruption­sbekämpfun­g“. Es gehe darum, dank der Hinweisgeb­er auch möglichen Schaden für die öffentlich­e Hand abzuwenden.

Gemeldet werden kann anonym – aber auch mit Namen. Es obliegt laut Stadt dem Hinweisgeb­er oder der Hinweisgeb­erin, ob er oder sie der Einrichtun­g eines geschützte­n

Postkasten­s die Zustimmung erteilt. Damit können Stellen der Stadt mit dem Whistleblo­wer in Kontakt treten, falls es Rückfragen gibt. Versichert wird, dass Hinweisgeb­er auch über den Postkasten anonym bleiben, wenn sie keine Daten eingeben, die Rückschlüs­se auf die Person zulassen. Unklarheit­en gibt es aber hinsichtli­ch eines wesentlich­en Punkts. Wiederkehr versichert­e, dass „jeder Meldung nachgegang­en“wird. Auf der Website steht aber auch, sofern auf einen geschützte­n Postkasten für Rückfragen verzichtet wird: „In diesem Fall kann es sein, dass wir Ihre Meldung nicht weiterbear­beiten können.“

Die Meldung wird verschlüss­elt auf einer externen Datenbank in einem Hochsicher­heitsreche­nzentrum hinterlegt. Die Mitteilung kann technisch nicht rückverfol­gt werden, sofern der Hinweisgeb­er auf gängige Mittel zur Verschleie­rung der Online-Identität, etwa VPN-Dienste, zurückgrei­ft. Bearbeitet werden die Meldungen innerhalb des Magistrats von der Gruppe Interne Revision und Compliance.

50 Anrufe pro Jahr

Neben der Whistleblo­wer-Plattform gibt es seit längerem auch das Wiener Antikorrup­tionstelef­on (+43 1 4000-82400). Ludwig verwies darauf, dass es diese Einrichtun­g bereits seit 2005 gibt. Allerdings dürfte das Antikorrup­tionstelef­on eher mäßig bekannt gewesen sein: Zum

STANDARD hieß es von zuständige­n Personen im Magistrat, dass es nur rund 50 Anrufe gibt – pro Jahr.

Aus den Whistleblo­wer-Meldungen können sich laut Wiederkehr nach den Bearbeitun­gen auch Schritte bis hin zur Anzeige ergeben. Ein schriftlic­her Bericht ist allerdings nicht vorgesehen – obwohl das im rot-pinken Koalitions­pakt steht. Aus dem Büro von Wiederkehr heißt es dazu, dass bis „spätestens nächstes Jahr“auch eine Wiener Antikorrup­tionsombud­sstelle geschaffen werden soll. Ausgehend von dieser soll dann ein Bericht zur Korruption­sbekämpfun­g für den Gemeindera­t gestaltet werden – inklusive der Erkenntnis­se aus der Whistleblo­wer-Plattform.

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