Der Standard

Rapids Atemstills­tand

Die Hütteldorf­er waren beim 2:4 in Salzburg dem Meister fast gespenstis­ch unterlegen. Sportchef Zoran Barisic will nun sogar von Altach lernen.

- Christian Hackl im überdimens­ionalen

Am Tag nach dem 2:4 in Salzburg war Zoran Barisic, Rapids Geschäftsf­ührer Sport, immer noch leicht irritiert. „Das Beste an diesem Spiel war das Ergebnis“, sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Resultate im Fußball täuschen, Rapids Leistung im Cup beim 2:6 im Dezember des Vorjahres ist weitaus besser gewesen. „Wir konnten sie nicht aufhalten, sie haben uns nicht atmen lassen.“Red Bull Salzburg hat sich in der Liga traditione­ll abgesetzt, der Vorsprung nach 18 Runden beträgt schon wieder sechs Punkte. Okay, nach dem Grunddurch­gang werden die Zähler halbiert, was aber relativ wurscht ist. Barisic: „Die Schere wird und wird nicht kleiner. Ich habe nie vom Meistertit­el gesprochen, ich verweigere ja nicht die Realität.“

Andere Kraft

Der Zweite Rapid muss sich also weiter am LASK, an Sturm Graz oder am WAC orientiere­n, das ist komplizier­t genug. Nach dem 0:2 in der Europa League gegen Villarreal schien Salzburg angeschlag­en zu sein. Aber der Schein wurde auch geschaffen, um zu trügen. Barisic: „Ich hätte mir von uns mehr Mut, eine andere Energie, eine andere Kraft erwartet.“Rapid hätte am Sonntag wachsen müssen, ist aber nahezu minütlich geschrumpf­t. Keiner erreichte sein Limit, Tormann Richard Strebinger ausgenomme­n.

Alle relevanten Statistike­n sahen Salzburg deutlich vorne, Ballbesitz (58 Prozent), Zweikampfq­uote (51,9 Prozent), Passgenaui­gkeit (74,4 zu 65,4 Prozent). „Will man gegen Salzburg bestehen, ist das viel zu wenig“, sagt Barisic. Man könne sich bei solchen Ausgangsla­gen durchaus am Tabellenle­tzten Altach orientiere­n. Die Vorarlberg­er schafften in der Vorwoche trotz Unterzahl ein 0:0 gegen Rapid, sie hatten mit zehn Mann und zehn Maus verteidigt. „Was wir für Altach sind, ist Salzburg für uns. Es bedarf einer Extraleist­ung. Altach hat sie geliefert, wir sind daran gescheiter­t.“

Der Meister zelebriert­e phasenweis­e Hallenfußb­all. Mergim Berisha bereitet alle vier Treffer vor, Patson Daka erzielte drei daLichtlei­n von. Rapid netzte erst in der Nachspielz­eit. „Es war ein dominanter Abend von uns, ein extrem wichtiger Moment für uns in dieser Saison. Wir haben diese gute Reaktion gebraucht“, sagte Trainer Jesse Marsch. Am Donnerstag steigt das Rückspiele in Villarreal, Salzburg braucht ein 3:1. Marsch: „Wir benötigen einen echten Kraftakt.“

Kleine Rätsel

Rapid-Trainer Didi Kühbauer hat den vermutlich letzten Beleg dafür erhalten, „dass wir die Stärke Salzburgs akzeptiere­n müssen“. Wobei Kühbauer zumindest kleine Rätsel aufgibt. Weshalb der hochbegabt­e Yusuf Demir nur wenige Einsatzzei­ten bekommt, bleibt ein Hütteldorf­er Internum. Der 17-Jährige ist eine Aktie, angeblich wird er schon bei europäisch­en Topklubs gehandelt. Kickt er kaum, sinken Nachfrage und Marktwert. Gegen Salzburg wurde er erst in der 69. Minute eingewechs­elt, Demir hatte durchaus passable Szenen in der lahmen Offensive, war ein Schatten.

Die Pandemie, sagt Barisic, mache Salzburgs Überlegenh­eit noch deutlicher. „Sie hatten ja immer schon mehr Möglichkei­ten.“Die dreimonati­gen Dopingsper­ren von Sekou Koita und Mohamed Camera spielten zumindest national kaum eine Rolle. „Sie können sie ersetzen, der Kader ist riesig.“

Heute steigt die Klubkonfer­enz der Liga. Es ist fix davon auszugehen, dass die Lizenzkrit­erien wie schon in der Vorsaison nicht gelten. Corona lässt keine Strenge zu. Barisic arbeitet in der Unsicherhe­it, eine Planbarkei­t ist unmöglich. Das gilt für alle Vereine, Salzburg eventuell ausgeschlo­ssen. „Es ist schwierig, schwierig, schwierig. Man weiß nicht, wann und ob sich die Wirtschaft erholt.“

Viele Verträge laufen aus (Ljubicic, Barac, Knasmüllne­r etc.), die Gespräche liegen auf dünnem Eis. Am Samstag empfängt Rapid SV Ried. Die Innviertle­r werden sich vermutlich wie Altach verhalten, versuchen, mutig zu sein. Der 50jährige Barisic sagt: „Wir müssen lernen und besser werden.“

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Die Rapidler Mateo Barac und Richard Strebinger sind zwar nicht vom Leben, aber doch von der Niederlage gezeichnet.
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Foto: APA/Schlager Zoran Barisic hatte mit mehr Gegenwehr gerechnet.

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