Chance für den Atomdeal
Atomdeal-Kritiker werden es als Etikettenschwindel bezeichnen: jene im Iran als erneutes Einknicken gegenüber der internationalen Gemeinschaft und einem neuen US-Präsidenten, jene außerhalb als gefährliches Entgegenkommen den Mullahs gegenüber. Aber mit dem von Teheran mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) am Sonntag erreichten Kompromiss wird genau jene Zeit gekauft, die nötig ist, um zu klären, ob das Wiener Atomabkommen, das Irans Atomprogramm unter Kontrolle hält und das Donald Trump als US-Präsident killen wollte, noch zu retten ist.
Ab jetzt wird an einem Treffen gearbeitet, bei dem die Rückkehr der USA in das Abkommen und des Iran zu allen Verpflichtungen diskutiert werden wird. Die Chancen sind nicht riesig, dass das gelingt, aber immerhin gibt es sie wieder.
Die Interimsvereinbarung zwischen IAEA und Teheran für die nächsten drei Monate sieht unter anderem vor, dass die Überwachung weitergeht, dass jedoch der Iran gewisse Aufzeichnungen zurückhält und erst später übergibt. Die iranischen Atomanlagen bleiben also unter den Augen der Kameras.
Noch ist nicht zu befürchten, dass die Iraner, sobald die Inspektoren die Türe hinter sich schließen, mit dem Bau einer realen Atombombe beginnen. Dass sie immer danach gestrebt haben, alle Technologien zu beherrschen, ist nicht neu. Und genau das war der Grund dafür, dass 2015 in Wien der Atomdeal geschlossen wurde.