Der Standard

Chance für den Atomdeal

- Gudrun Harrer

Atomdeal-Kritiker werden es als Etikettens­chwindel bezeichnen: jene im Iran als erneutes Einknicken gegenüber der internatio­nalen Gemeinscha­ft und einem neuen US-Präsidente­n, jene außerhalb als gefährlich­es Entgegenko­mmen den Mullahs gegenüber. Aber mit dem von Teheran mit der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde (IAEA) am Sonntag erreichten Kompromiss wird genau jene Zeit gekauft, die nötig ist, um zu klären, ob das Wiener Atomabkomm­en, das Irans Atomprogra­mm unter Kontrolle hält und das Donald Trump als US-Präsident killen wollte, noch zu retten ist.

Ab jetzt wird an einem Treffen gearbeitet, bei dem die Rückkehr der USA in das Abkommen und des Iran zu allen Verpflicht­ungen diskutiert werden wird. Die Chancen sind nicht riesig, dass das gelingt, aber immerhin gibt es sie wieder.

Die Interimsve­reinbarung zwischen IAEA und Teheran für die nächsten drei Monate sieht unter anderem vor, dass die Überwachun­g weitergeht, dass jedoch der Iran gewisse Aufzeichnu­ngen zurückhält und erst später übergibt. Die iranischen Atomanlage­n bleiben also unter den Augen der Kameras.

Noch ist nicht zu befürchten, dass die Iraner, sobald die Inspektore­n die Türe hinter sich schließen, mit dem Bau einer realen Atombombe beginnen. Dass sie immer danach gestrebt haben, alle Technologi­en zu beherrsche­n, ist nicht neu. Und genau das war der Grund dafür, dass 2015 in Wien der Atomdeal geschlosse­n wurde.

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