Der Standard

Rückkehr der queeren Stimme zum roten Klub

- Sebastian Fellner

Mario Lindners Karriere war schon vor seiner Geburt, man verzeihe das Wortspiel, auf Schiene. Sowohl Vater als auch Großvater waren Sozialdemo­kraten und Eisenbahne­r. Da war es nur logisch, dass Lindner nach der Hauptschul­e bei der ÖBB Elektroins­tallateur lernte. So kam er auch mit der SPÖ in Berührung, für die er Ende März nach eineinhalb­jähriger Auszeit wieder in den Nationalra­t einzieht. Der 40Jährige folgt auf Thomas Drozda nach dessen Rücktritt.

Aufgewachs­en ist Lindner im steirische­n Landl, im Dreiländer­eck mit

Ober- und Niederöste­rreich. Über die Bundesbahn­en ist er zur Gewerkscha­ft gekommen, über die dortige sozialdemo­kratische Fraktion zur Partei. Bis heute ist Lindner im Hauptberuf Referent beim Gewerkscha­ftsbund. Auch Gemeindera­t in seiner steirische­n Heimat ist Lindner seit 2005 durchgehen­d. Über den Umweg einer Landtagska­ndidatur landete der Steirer 2015 im Bundesrat, wenig später wurde er dort Präsident. 2017 erfolgte auf Wunsch des damaligen Parteichef­s Christian Kern der Wechsel in den Nationalra­t. Bei der Neuwahl im Jahr 2019 reichten die Stimmen aber nicht mehr für ein Mandat.

Das Vermarkten liegt Lindner, wie ein politische­r Wegbegleit­er aus einer anderen Partei erzählt: Der Bundesrat etwa habe durch Lindners Engagement als Präsident in der öffentlich­en Wahrnehmun­g gewonnen – es hat wohl auch geholfen, dass er der jüngste und erste bekennende homosexuel­le Präsident der Kammer war. Auch SoHo, die queere Organisati­on der Sozialdemo­kraten, habe innerparte­ilich an Stellenwer­t gewonnen, seit er den Vorsitz übernommen hat.

Mit seiner Meinung hält Lindner nicht hinter dem Berg. Auch wenn er sich bemühe, Interna zuerst intern zu besprechen, wie er sagt. Als Parteigesc­häftsführe­r Martin Deutsch und der steirische Abgeordnet­e Max Lercher im Clinch lagen, setzte sich Lindner öffentlich für den Rebellen Lercher ein. Heute beschreibt er das Verhältnis zur Parteispit­ze als gut.

Seine politische­n Schwerpunk­te hat Lindner auf LGBTQ-Rechte und das Ehrenamt gelegt. In letzterem Bereich sticht auch die einzige Ausnahme zur roten Bilderbuch­parteikarr­iere heraus: In seiner Freizeit macht der Sanitäter Schichtdie­nste im Rettungsau­to – nicht beim SPÖ-affinen Samariterb­und, sondern beim Roten Kreuz. Erklärt ist das aber einfach: In Lindners abgelegene­r Heimat gibt es nur die ÖVP-nahe Rettungsor­ganisation.

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Foto: Parlaments­direktion/Simonis Mario Lindner kehrt nach einer Pause in den Nationalra­t zurück.

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