Grüner Pass für Geimpfte soll wieder Reisen ermöglichen
Kanzler Kurz unterstützt EU-weiten Plan nach israelischem Vorbild
– Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) tritt innerhalb der EU für die Einführung eines grünen Passes ähnlich wie in Israel ein. Damit sollen Reisen für bereits geimpfte Personen möglich werden. Dieser Pass, der in der gesamten EU gelten soll, könnte auch für Gastronomie, Kultur und andere Veranstaltungen Anwendung finden.
Der Pass soll mittels Handys funktionieren, wo man auch ein negatives Testergebnis hochladen oder eine kürzlich überstandene Infektion vermerken könnte. Kurz will diese Lösung, die beim EU-Gipfel am Donnerstag auf der Tagesordnung steht, so rasch als möglich. Spätestens im Sommer sollen damit Urlaubsreisen wieder möglich werden, vor allem auch nach Österreich, wo mehr als 200.000 Personen Erstund Zweitimpfung bereits erhalten haben. Besonders bei Älteren könnte die Impfaktion hierzulande wieder Fahrt aufnehmen: Das Nationale Impfgremium denkt derzeit an, eine Empfehlung auszusprechen, auch über 65-Jährige mit dem Vakzin von Astra Zeneca zu impfen.
Am Donnerstag wurden erstmals seit einem Monat wieder mehr als 2000 Neuinfektionen registriert. Die Südafrika-Mutation wurde bei sieben Fällen erstmals auch in Niederösterreich nachgewiesen. (red)
Es war ein besonders langes Jahr – und das nicht nur, weil 2020 ein Schaltjahr war. Vor genau 366 Tagen, am 25. Februar 2020, wurden in Österreich die ersten beiden Coronavirus-Infektionen bestätigt. Es handelte sich um zwei 24-jährige Italiener aus der Lombardei, die in Innsbruck lebten.
Ein Jahr später steckt das Land immer noch mitten in der Pandemie. Erstmals seit knapp fünf Wochen wurden von Dienstag auf Mittwoch laut Zahlen des Innenministeriums wieder knapp mehr als 2000 Neuinfektionen in 24 Stunden gemeldet – mehr als ein Viertel davon allein in Wien. Die Sieben-TageInzidenz, die sich Anfang Februar der Marke von 100 annäherte, kletterte mittlerweile wieder auf über 140.
Trotz dieser steigenden Tendenz und der Verbreitung von Mutationen wird gleichzeitig über weitere Lockerungen debattiert. Die Gastronomie etwa tritt vehement für ein Öffnen der Lokale ab 15. März ein. Zur Sache, ein jüngst gestarteter Politik-Blog des ÖVP-Parlamentsklubs, verkündete am Mittwoch, dass „laut einem Regierungsinsider“die Gastro-Öffnung mit Test fix sei.
Offen sei noch, wann. Die Hoteliers drängen per Petition auf eine rasche Öffnung.
Am kommenden Montag will die Bundesregierung jedenfalls über etwaige weitere Schritte beraten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) behält sich aber vor, dass es statt Öffnungsschritten in weiterer Folge auch wieder zu Verschärfungen kommen kann – nämlich dann, „wenn sich sehr starke unkontrollierte Zuwächse für die nächsten Wochen zeigen würden“.
Datenlage derzeit unklar
Die Datenbasis, auf der die Entscheidungen fußen, ist freilich weiterhin unbefriedigend. So kritisiert der Mathematiker Erich Neuwirth im Gespräch mit dem STANDARD, dass unklar ist, welchen Anteil der zuletzt massive Anstieg der Antigenschnelltests für die ansteigenden Neuinfektionszahlen hat. Bei den positiven PCR-Tests müsste aufgeschlüsselt werden, wie viele die Folge eines positiven Schnelltests sind – und wie viele auf einen Anruf bei 1450 (wegen Symptomen) zurückzuführen sind. Eine Prognose bis Ostern zu erstellen, sei aktuell nicht möglich, so Neuwirth. „Das wäre reine Spekulation. Die Daten sind derzeit zu wacklig.“Neuwirth geht aber davon aus, dass nur ein Teil des Anstiegs quasi ein „echter“Anstieg sei. Zudem müsse man noch ein paar Tage abwarten, um die Folgen der Schulöffnung abschätzen zu können.
Bei der Intensivbettenbelegung war nach einigen Tagen eines leichten Anstiegs wieder eine Entspannung festzustellen. Im Vergleich zur Vorwoche benötigten acht Personen weniger eine intensivmedizinische Betreuung. Die Zahl von 256 belegten Intensivbetten ist aber immer noch so hoch wie zum Höhepunkt der ersten Welle im April 2020.
Mutationscluster im Zillertal
Indes verbreitet sich die südafrikanische Mutation weiter: Wegen eines Clusters im Tiroler Zillertal wird der Hauptort Mayrhofen für mindestens eine Woche abgeriegelt. Aktuell sind in der knapp 4000 Einwohner zählenden Gemeinde bereits 42 aktiv positive Fälle zu verzeichnen. Bei mindestens 29 davon konnte die südafrikanische Virusmutation nachgewiesen werden. Die Behörden rechnen damit, dass diese Zahl noch deutlich ansteigen wird. Um eine weitere lokale Ausbreitung zu verhindern, wurde in einer Sitzung des Tiroler Einsatzstabs die Abschottung der Ortschaft ab Samstag beschlossen.
Bis dahin soll die entsprechende Verordnung ausgearbeitet werden: Das Verlassen Mayrhofens wird dann nur mehr mit negativem PCR-Test erlaubt sein, der nicht älter als 72 Stunden ist. Zudem gelte es, Testmöglichkeiten im Ort aufzubauen, wie der zuständige Bezirkshauptmann von Schwaz, Michael Brandl, erklärte. Eine „Testpflicht“werde es mangels juristischer Grundlage nicht geben, aber man appelliere an die Bevölkerung, sich bis Mittwoch mindestens zweimal testen zu lassen. Das Skigebiet bleibt offen.
Im ganzen Bezirk Schwaz wird zudem die vom Gesundheitsministerium neu geschaffene Möglichkeit der Ausweitung der FFP2-Masken-Pflicht auf öffentliche Orte erfolgen. In erster Linie soll dies an Orten in Kraft treten, die stark frequentiert werden, wie etwa Einkaufszentren. Zudem werden die polizeilichen Kontrollen intensiviert, kündigte der Bezirkshauptmann an. Ihm sei klar, dass die Bevölkerung ob der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen „müde“sei. Dennoch bittet er, weiter zu kooperieren.
In Niederösterreich wurden am Mittwoch die ersten Fälle mit der ansteckenden Südafrika-Mutante nachgewiesen. Konkret handelt es sich um sieben Betroffene aus Wiener Neustadt. Sie sind bereits genesen, werden aber weiter abgesondert und müssen sich vor Aufhebung der Quarantäne einem weiteren PCRTest unterziehen. Als Quelle gilt nach Angaben des Landes ein Reiserückkehrer aus Südafrika, der mit einem negativen Antigentest nach Österreich zurückgekommen ist. In Wien ist in einer Volksschule in Hietzing ein Cluster mit der britischen Mutation aufgetaucht: Bisher wurde die Mutante bei zwölf Schülern nachgewiesen, dazu kommen bislang vier Fälle beim Lehrpersonal.
Die Schweiz setzte zusätzlich zu Salzburg auch Kärnten, Niederösterreich und die Steiermark auf ihre Liste der Risikoländer und -gebiete. Bei Einreise ist von Personen aus diesen Bundesländern ab 8. März eine Quarantäne von einer Woche einzuhalten.
„Das wäre reine Spekulation. Die Daten sind derzeit zu wacklig.“
Mathematiker Erich Neuwirth zu einer Prognose bis Ostern