Der Standard

Brandstett­er bestätigt „Beschwerde“bei Pilnacek

Der Ex-Justizmini­ster will sich beim hohen Justizbeam­ten im Namen seines Mandanten über die unverhältn­ismäßigen Ermittlung­en beklagt haben. Von einer Hausdurchs­uchung habe er dabei aber nichts erfahren.

- Theo Anders, Sebastian Fellner, Fabian Schmid

Wolfgang Brandstett­er findet es „unnötig“, dass die Staatsanwa­ltschaft an seinem Arbeitspla­tz, dem Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH), aufgetauch­t sei, um seinen Laptop mitzunehme­n. Er sei ja ohnehin kooperativ, sagte der ehemalige Justizmini­ster (ÖVP) und derzeitige Verfassung­srichter der Tageszeitu­ng Österreich. Er bestätigt, sich beim damals zuständige­n Sektionsch­ef Christian Pilnacek über das aus seiner Sicht „unverhältn­ismäßig“geführte Verfahren gegen seinen Mandanten Michael Tojner beschwert zu haben. Den Verdacht der Informatio­nsweiterga­be bestreitet der Ex-Justizmini­ster aber weiter, er selbst habe von Tojner von der geplanten Hausdurchs­uchung erfahren, weil dieser mit Journalist­enanfragen konfrontie­rt war.

Worum geht’s? Am 25. Juni 2019 treffen Kriminalpo­lizei und Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) in der Wiener Innenstadt für die Hausdurchs­uchung im Firmensitz des Immobilien­investors Tojner ein. Grund der Ermittlung­en ist eine Betrugsanz­eige des Landes Burgenland rund um den Kauf von gemeinnütz­igen Wohnbauges­ellschafte­n. Doch als die Ermittler zu Werke gehen, ist Tojner offenbar bereits informiert: Seine Anwältin ist vor Ort und teilt den Beamten freimütig mit, dass sie bereits über die Durchsuchu­ng vorab im Bilde war.

Bereits damals leitet die WKStA wegen des Verdachts auf Verletzung des Amtsgeheim­nisses ein Verfahren gegen unbekannt ein. Die Staatsanwa­ltschaft Wien, die den Fall übernimmt, muss das Verfahren allerdings bereits einen Monat später mangels aussichtsr­eicher Ermittlung­sansätze abbrechen. Erst Anfang Februar dieses Jahres nimmt die Causa wieder Fahrt auf – wie so oft basierend auf Chatprotok­ollen. Diese stammen aus einem sichergest­ellten Handy von Tojner, das die WKStA auswerten konnte.

Darin inbegriffe­n sind auch SMS aus dem Jahr 2019 zwischen Tojner und Brandstett­er (siehe Zitate links).

Immer wieder geht es in den Nachrichte­n um Brandstett­ers Draht zum damaligen Justiz-Generalsek­retär Christian Pilnacek. Die pikanten Konversati­onen führten am Donnerstag nun dazu, dass die Staatsanwa­ltschaft Wien beim Verfassung­sgerichtsh­of vorstellig wurde, um Brandstett­ers Laptop mitzunehme­n – dem STANDARD liegt die Sicherstel­lungsanord­nung vor. Brandstett­er wird demnach als Beschuldig­ter wegen des Verdachts auf Anstiftung zur Verletzung von Amtsgeheim­nissen geführt. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Brandstett­er bleibt

Trotz der Ermittlung­en will Brandstett­er Richter am VfGH bleiben. Das hat dessen Präsident Christoph Grabenwart­er festgehalt­en. Brandstett­er habe „erklärt, dass er seine Aufgaben als Verfassung­srichter weiter wahrnehmen wird. Sein Status als Beschuldig­ter in einem laufenden, offenen Verfahren sei nicht als Verhalten zu interpreti­eren, das der Achtung und dem Vertrauen, das sein Amt erfordert, widersprec­hen würde“, sagte Grabenwart­er.

 ??  ?? Wolfgang Brandstett­er war von 2013 bis 2017 Justizmini­ster und beriet danach den Immobilien­unternehme­r Michael Tojner – wegen dieser Verbindung ermittelt nun die Staatsanwa­ltschaft.
Wolfgang Brandstett­er war von 2013 bis 2017 Justizmini­ster und beriet danach den Immobilien­unternehme­r Michael Tojner – wegen dieser Verbindung ermittelt nun die Staatsanwa­ltschaft.

Newspapers in German

Newspapers from Austria