Der Standard

Endzeit in der Pandemiewe­lt

- Karin Bauer ➚ dst.at/TV-Tagebuch

Wir befinden uns im Jahr 2024, also in der nahen Zukunft, in Los Angeles. Jahr vier des Lockdown. Es grassiert Covid23, und das tötet die Hälfte aller Infizierte­n. Mittlerwei­le ist aus der Demokratie ein pandemisch-endzeitlic­hes Kriegsrech­t geworden, in dem Krisengewi­nnler gegen Ohnmächtig­e kämpfen, heftig geschmugge­lt wird, die alles beherrsche­nde Hygienepol­izei alle Infizierte­n und Kontaktper­sonen in grausliche QLager steckt. Das klappt alles auf dem Boden der totalen Überwachun­g.

Es gibt ein paar Gekennzeic­hnete, das sind die Immunen, sie tragen gelbe Armbänder

und dürfen sich in der verlassene­n Stadt abseits der Q-Lager frei bewegen. Nico ist einer davon, beschäftig­t in der Plattformö­konomie als Fahrradbot­e. Jung, fesch und verliebt in die ebenfalls junge, fesche und überaus gutherzige Sara. Die Liebe ist – natürlich – platonisch, weil man zur Distanz gezwungen ist.

Es kommt dann, wie es kommen muss: Nico muss Held werden und Sara vor der Q retten, weil ihre Oma infiziert ist. Die korrupte, total mimiklose Demi Moore könnte da helfen ...

Songbird ist berechenba­r. Schnell abgefilmt während Corona und ein seichter Plot. Man kann daneben bequem noch eine andere Tätigkeit vollbringe­n und sich des Multitaski­ngs rühmen. Das Interessan­teste an diesem Corona-Film ist eigentlich die Kritik. „Geschmackl­os“, „eine Zumutung, das Publikum in Pandemieze­iten so zu schockiere­n“, heißt es da etwa. Insofern ist auch der Film tatsächlic­h sehenswert – muss wirklich am Ende alles wieder gut werden? Wie viele Jahre entfernt darf eine Dystopie sein, um als Sci-Fi durchzugeh­en? Welcher Schrott ist der schrottigs­te und warum?

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