Der Standard

PRESSESTIM­MEN

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Die EVP-Fraktion stimmt am Mittwoch über eine neue Geschäftso­rdnung ab, die den lange debattiert­en Ausschluss von Viktor Orbáns FideszPart­ei ermögliche­n könnte. Internatio­nale Medien kommentier­en:

(Frankfurt) Im internen Streit der Straßburge­r EVP-Fraktion geht es im Kern um die Frage, wie sich das bürgerlich­e Lager in Europa weltanscha­ulich aufstellen soll. Grob gesagt, gibt es da zwei Angebote: In Osteuropa reagiert man auf Migration und gesellscha­ftlichen Wandel eher mit Abschottun­g und Beharrung, in Westeuropa mit Weltoffenh­eit und Modernisie­rung. (...) Der Fraktionsv­orsitzende Manfred Weber hat lange versucht, den Laden trotzdem zusammenzu­halten. Wie jeder seiner Vorgänger wollte er eine möglichst große Truppe, um im Straßburge­r Vielpartei­enparlamen­t nicht an Schlagkraf­t einzubüßen. Da in Ungarn das Recht und die Werte der EU immer weiter gedehnt und ausgehöhlt werden, ist die Zeit fürs Taktieren aber vorbei. (...) Eine Trennung wäre zumindest ehrlich: Die EVP war nie eine Plattform für rechts-radikalisi­erte Teile des Bürgertums, sondern immer zur Mitte hin orientiert.

(Budapest) Die Partei wird voraussich­tlich nicht warten, bis ihre Abgeordnet­en auf die Eselsbank gesetzt werden, und eher von sich aus gehen. Die zügige Scheidung einer kaputten Ehe wird auch für die EVP eine Erleichter­ung bedeuten. Und obwohl Fidesz den Austritt als weltbewege­nden Sieg darstellen wird, bedeutet er in Wirklichke­it eine enorme Niederlage. (...) Die Fidesz fängt sich eine der schallends­ten Ohrfeigen ihres Bestehens ein.

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