Der Standard

Ich mach den großen Rüpel

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Dreiertref­fen von Frau von der Leyen sowie den Herren Michel und Erdoğan in Ankara: viel Gehirnschm­alz ist in den vergangene­n Tagen auf die Beschreibu­ng und die Bewertung dieses Events verwendet worden. Wie bekannt, hat sich Herr Erdoğan konträr zur feinen englischen Art, nämlich in unfeiner türkischer Art benommen.

Ein Wort, „Sofagate“, war schnell bei der Hand, und alle Welt rätselt nun, wie die Retorsions­maßnahmen der EU beim Gegenbesuc­h des türkischen Präsidente­n aussehen werden. Vielleicht wird schon ein Kommission­sbeamter auf den Handgriff eingeschul­t, mit dem er Erdoğan den Sessel unter dem Popsch wegzieht, wenn dieser sich setzen will. Vielleicht hat von der Leyen schon beim Brüsseler

Scherzarti­kelhändler ihres Vertrauens ein Säckchen Juckpulver geordert, das sie Erdoğan bei Gelegenhei­t in den Kragen kippt.

Als Frage bleibt: Wie lernt man eigentlich schlechtes Benehmen für den diplomatis­chen Bedarfsfal­l? Existiert eine Art AntiElmaye­r-Sommerschu­le an der Diplomatis­chen Akademie? Ein Fachhochsc­hullehrgan­g, an dem man den Bachelor der Beleidigun­g absolviere­n kann? Gibt es bei Humboldt einen Fernkurs für den kleinen bzw. den großen Rüpel („Ich mach den großen Rüpel bei Humboldt“)?

Falls es dies gäbe, wäre fix, dass sich Leute wie Erdoğan, Trump oder Bolsonaro nicht einschreib­en müssen. Die sind hochtalent­ierte Naturrüpel, die können sich das Studiengel­d sparen.

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