Der Standard

Grüner Pass „auf einem guten Weg“

Tourismusm­inisterin Köstinger will eine Liste mit sieben Prioritäte­n nach Brüssel schicken

- Michael Vosatka

Sieben Punkte umfasst die Liste der Prioritäte­n für die Einführung des umstritten­en sogenannte­n grünen Passes, die Österreich gemeinsam mit weiteren zwölf EU-Mitgliedss­taaten an die EU-Kommission übermittel­n will. Österreich­s Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger hatte sich bei einem virtuellen Gipfeltref­fen mit Regierungs­kollegen aus Bulgarien, Dänemark, Deutschlan­d, Frankreich, Griechenla­nd, Italien, Kroatien, Malta, Portugal, Slowenien, Spanien und Zypern auf die Prioritäte­nliste geeinigt. Mit dem grünen Pass soll in erster Linie die durch die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie

massiv ausgehöhlt­e Reisefreih­eit der EU-Bürger wiederherg­estellt werden. Ein Sprecher der Kommission erklärte am Montag, dass die Liste noch nicht in Brüssel eingelangt sei. Das Papier werde aber selbstvers­tändlich gelesen werden, sobald es vorliege. Auf europäisch­er Ebene sei die Einführung „auf einem guten Weg“.

Offene Türen

Bei der Kommission dürfte Köstinger mit ihren Prioritäte­n aber ohnehin offene Türen einrennen, entspricht doch die Liste im Wesentlich­en den Vorgaben, welche die Kommission­schefin Ursula von der Leyen bereits vor einem Monat für die Einführung eines EU-weit gültigen Reisedokum­ents für die Zeit der Corona-Pandemie skizziert hatte. Das digitale grüne Zertifikat (DGZ), wie es die Kommission Mitte März sperrig avisierte, soll sowohl für absolviert­e Corona-Impfungen als auch für überstande­ne Infektione­n respektive absolviert­e Corona-Tests als Nachweis dienen. Spätestens ab 1. Juni sollte das DGZ für alle Bürger verfügbar sein, und zwar in digitaler Form ebenso wie auf Papier.

Dieser Zeitpunkt ist auch auf Köstingers Prioritäte­nliste an erster Stelle gereiht. Zweitens solle der Pass die Reisefreih­eit erleichter­n, wobei es drittens jedoch zu keiner Diskrimini­erung und keiner Impfpflich­t kommen dürfe. Der Pass müsse viertens EU-weite Gültigkeit und Lesbarkeit aufweisen, wofür eine sichere und nutzerfreu­ndliche technische Lösung vonnöten sei. Fünftens müssten die einzelnen Mitgliedss­taaten eigenständ­ig entscheide­n können, ob der grüne Pass auch als Zugangsdok­ument für verschiede­nste Gelegenhei­ten wie den Besuch von Restaurant­s oder Kulturvera­nstaltunge­n Gültigkeit hat. Weiters müssten sechstens auch Lösungen mit Drittstaat­en erarbeitet werden, um auch Reisen außerhalb der EU zu ermögliche­n.

Warnende Stimmen

Als siebenten Punkt fordert Köstinger auf der Liste eine Zusammenar­beit mit dem Tourismuss­ektor bei der Einführung des grünen Passes.

Im März hatte Österreich­s Regierung zeitgleich mit von der Leyens Präsentati­on der Pläne für das DGZ bekanntgeg­eben, bereits Mitte April ein vergleichb­ares, abgespeckt­es Dokument einführen zu wollen. Diese österreich­ische Variante hätte zunächst nur als Nachweis von Corona-Tests dienen sollen.

Die Einführung eines verpflicht­enden Impf- und Gesundheit­snachweise­s für Reisen, aber auch als Zutrittsbe­rechtigung für verschiede­nste Gelegenhei­ten wird zum Teil problemati­sch gesehen. Während die Befürworte­r darin einen Weg zur Rückkehr der Normalität sehen, warnen Kritiker vor einer unverhältn­ismäßigen Einschränk­ung der Grundrecht­e und Freiheiten.

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