Der Standard

Straches einstiger Leibwächte­r soll nicht in U-Ausschuss

Justiz bittet um späteren Termin, weil er kooperiert

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Wien – Mit ihm hat alles begonnen: Ohne Heinz-Christian Straches einstigen Sicherheit­smann Oliver R. gäbe es wohl kein Ibiza-Video, keine Spesenaffä­re und keine Ermittlung­en gegen hochrangig­e ÖVPPolitik­er. Denn R. brachte die IbizaAffär­e erst ins Rollen: Ab dem Jahr 2014 sammelte er belastende­s Material gegen den damaligen FPÖ-Chef Strache – angeblich, weil sich R. nach einer Erkrankung schlecht behandelt gefühlt habe.

R. sammelte haufenweis­e Spesenabre­chnungen seines Chefs, die ein System der falschen Abrechnung belegen sollen. Außerdem sollen über ihn Haarproben des FPÖ-Chefs in Umlauf geraten sein, die wiederum Suchtgiftm­ittelkonsu­m beweisen sollten – Strache hat je bestritten, illegale Substanzen konsumiert zu haben.

Weil R. und sein Anwalt M. das Material jedoch nicht verwerten konnten – Politberat­er winkten ab, Justiz und Bundeskrim­inalamt ebenso – entwickelt­e M. mit dem Sicherheit­sberater Julian H. die Idee zum Ibiza-Video. Der Rest ist Geschichte.

Konsultati­onsverfahr­en

Gern hätten die Abgeordnet­en des Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­sses gewusst, was R. zu der Aktion gegen seinen damaligen Chef bewogen hat. Auch Hinweise auf Schmiergel­dzahlungen aus Osteuropa hatten sich die Mandatare erwartet, als sie R. für Dienstag luden.

Doch die Justiz machte der Befragung nun einen Strich durch die Rechnung: Per Konsultati­onsverfahr­en ließen Ministeriu­m und Staatsanwa­ltschaft Wien ausrichten, dass eine öffentlich­e Befragung von R. den aktuellen Ermittlung­en schaden könnte. Dieser soll sich, genau wie Straches einstige Büroleiter­in Karin S., äußerst kooperativ zeigen. Beide werden wegen Beitragsha­ndlungen in der Spesenaffä­re als Beschuldig­te geführt, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Staatsanwa­lt kommt

Warum R. für die Ermittlung­en so wichtig ist, kann – zumindest abstrakt – gleich der zuständige Staatsanwa­lt Bernd Schneider erläutern. Er ermittelt für die Staatsanwa­ltschaft Wien gegen die sogenannte­n Hintermänn­er des IbizaVideo­s. Am Dienstag dürfte Schneider die einzige Auskunftsp­erson sein, der rote Ex-Casinos-Manager Dietmar Hoscher sagte aus gesundheit­lichen Gründen ab.

Der Mittwochvo­rmittag steht dann im Zeichen der Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG), geladen ist ihr Manager Hans-Peter Weiss. Nach ihm kommt der einstige Finanz-Sektionsch­ef Eduard Müller, der in der Expertenre­gierung Bierlein sogar zum Finanzmini­ster avanciert war. Jetzt ist Müller in der Finanzmark­taufsicht. Unter TürkisBlau war er als Sektionsch­ef in zahlreiche Vorgänge im Finanzmini­sterium involviert, die den U-Ausschuss interessie­ren.

Die letzte Befragung dieser Woche ist für Bernd Pichlmayer reserviert, mittlerwei­le Mitarbeite­r im Kabinett des Bundeskanz­lers und Gruppenlei­ter im Bundeskanz­leramt. Er war in die Vorgänge rund um das Schreddern von Festplatte­n kurz vor der Abwahl von Sebastian Kurz im Sommer 2019 involviert. Die „Schreddera­ffäre“zog zwar keine strafrecht­lichen Konsequenz­en nach sich, politisch sorgt sie allerdings weiterhin für Aufregung. (fsc)

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