Der Standard

Terrorproz­ess am Landesgeri­cht Linz gestartet

Drei mutmaßlich­e Jihadisten auf der Anklageban­k – Verein als „terroristi­scher Stützpunkt“

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Eine Vielzahl an vermummten, schwerbewa­ffneten Polizeibea­mten, die Spezialein­heit Cobra vor dem Gebäude in Warteposit­ion, strenge Sicherheit­skontrolle­n im Eingangsbe­reich. Rasch wurde am Montag klar, dass im großen Schwurgeri­chtssaal am Landesgeri­cht Linz wohl kein kleiner „Fisch“auf der Anklageban­k Platz nehmen muss. Vielmehr startete in der oberösterr­eichischen Landeshaup­tstadt der Prozess gegen vier mutmaßlich­e Jihadisten, die sich wegen des Verbrechen­s der staatsfein­dlichen Verbindung vor Gericht verantwort­en müssen. Wobei die handelnden Personen – Staatsanwa­lt, Verteidige­r, Angeklagte – allesamt keine Verfahrens­neulinge sind. Bereits im Vorjahr wurde das Verfahren am Landesgeri­cht

Graz geführt. Der hauptbesch­uldigte Imam wurde wegen Verbrechen der terroristi­schen Vereinigun­g und kriminelle­n Organisati­on sowie staatsfein­dlicher Verbindung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Sein Stellvertr­eter wurde in denselben drei Punkten, außerdem noch wegen Terrorismu­sfinanzier­ung für schuldig befunden und bekam sechs Jahre. Ein weiterer Angeklagte­r wurde zu fünf Jahren verurteilt. Mit fünf Monaten bedingt kam der Obmann des Vereins davon, der Kassier und der Vermieter wurden freigespro­chen.

Doch beim Straftatbe­stand der staatsfein­dlichen Verbindung hakte das Oberlandes­gericht ein und schickte das Verfahren in diesem

Punkt zurück an den Start. Diesmal in Linz. Verhandelt wird aber nur gegen drei Angeklagte, ein Verfahren wird gesondert geführt.

Radikale Autorität

Staatsanwa­lt Hansjörg Bacher führt dann wortgewalt­ig und detailgetr­eu aus, wie der Hauptangek­lagte als Prediger in dem islamische­n Glaubensve­rein Rahmet in Linz „systematis­ch junge Muslime radikalisi­ert“haben soll. „Er war eine Autorität in Linz. Ein radikaler Islamist, er hat junge Männer in den Krieg nach Syrien geschickt.“Und der Verein sei ein „terroristi­scher Stützpunkt in Österreich“gewesen. Nachsatz: „Diese Radikalisi­erung passiert mitten unter uns. Mitten in den Städten – nicht in irgendwelc­hen Randbereic­hen.“

Verteidige­r Helmut Blum bezweifelt hingegen, dass der Verein eine Terroriste­nschmiede gewesen sei: „Obmann, Kassier, Vermieter wurden rechtskräf­tig freigespro­chen. Wie kann der Verein dann eine Keimzelle des Terrorismu­s sein?“

Darüber hinaus habe der Imam niemanden überredet, sich dem IS anzuschlie­ßen. Blum: „Er hat vielmehr Leute davon abgehalten.“Auch während dessen langjährig­er Tätigkeit als Religionsl­ehrer habe es „nie Beanstandu­ngen“gegeben. „Er hat in Kairo islamische Rechtswiss­enschaften studiert. Und war daher in Österreich in der Rolle des Wissenden.“Der Prozess ist für vier Tage anberaumt. (mro)

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