Der Standard

Das Burgenland steht vor einem Testkrafta­kt

300.000 Tests pro Woche angekündig­t, 200.000 davon sollen die Betriebe stemmen

- Wolfgang Weisgram, Oona Kroisleitn­er

Das Burgenland hat sich mit der Ankündigun­g, ab kommendem Montag den Lockdown zu lockern, gehörig unter Druck gesetzt. Denn Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat am Mittwoch verkündet, ab Montag rund 300.000 Tests pro Woche durchführe­n zu wollen. Zum Vergleich: Das Burgenland hat rund 294.000 Einwohneri­nnen und Einwohner. Die hohe Zahl der Testungen wird eine ziemliche Herausford­erung, zumal das Bundesheer deutlich gemacht hat, für Testassist­enzen nicht mehr gerne zur Verfügung stehen zu wollen.

Bis jetzt werden von Land und Gemeinden 73 Prozent aller Testungen durchgefüh­rt, pro Woche sind das an die 65.000. Den Rest übernahmen die Apotheken und Betriebe. Letztere sollen in Doskozils Plan aber künftig die Hauptlast tragen. Sie werden zwei Drittel dieser 300.000 stemmen. Die 105.000 burgenländ­ischen Arbeitnehm­er werden zweimal pro Woche getestet. Jeder Betrieb bekommt einen gewisserma­ßen staatlich anerkannte­n CoronaBeau­ftragten, der das Testergebn­is, das automatisc­h in die Landes- und Bundesdate­nbanken eingespiel­t wird, beglaubigt. Und das soll dann auch – so der Plan – als Eintrittst­est für körpernahe Dienstleis­ter gelten.

Lollipops im Kindergart­en

Dazu kommen die wiedereröf­fneten Schulen und Kindergärt­en. Bei Letzteren setzt man auf sogenannte Lollipop-Tests, die daheim gemacht werden; insgesamt auf Antigen-Spucktests. „Die haben sich“, sagt Christian Stiller, der Sprecher des Landeshaup­tmanns, „schon beim Osterscree­ning bewährt.“Jeder burgenländ­ische Haushalt hat solche Tests erhalten, „60 Prozent waren positiv, davon haben sich 80 Prozent im PCR-Test bestätigt“.

Angeschaff­t wurden und werden die Tests über die Bundesbesc­haffungsag­entur. Auch die Kosten übernehme der Bund. Die so überrasche­nde Öffnung war, heißt es im Landeshaup­tmannbüro, akkordiert mit dem Gesundheit­sministeri­um. Auch mit dem neuen Chef,

Wolfgang Mückstein (Grüne), der am Montag sein Amt antreten wird, habe es schon ein Telefonat gegeben. Wenn auch nicht in der Sache, weshalb Doskozil auch anmerkte, er wisse nicht, ob der neue Minister eine Freude habe mit dem Burgenland.

Daten allerdings wird er genügend kriegen. Schon jetzt wird die Modellregi­on NeusiedlPa­rndorf durchgetes­tet. Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter wird hier die Öffnung mit begleiten. „Jetzt testen wir“, so der DoskozilSp­recher, „um einen Point Zero zu haben.“

Am Donnerstag meldete das Burgenland übrigens 10.347 Corona-Tests ein. Auf 100.000 Einwohner gerechnet, ergibt das rund 3530 Tests. Im Länderverg­leich sind das schon jetzt nur etwas weniger als in Wien mit 3870, wo über das Projekt „Alles gurgelt“die gesamte Bevölkerun­g Zugang zu kostenlose­n PCRTests hat, aber um einiges weniger als in Vorarlberg (5740), wo mit negativem Test auch Lokale besucht werden. Viel weniger Tests wurden übrigens mit 320 pro 100.000 Einwohner in Kärnten vermeldet.

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