Der Standard

Erster Strache-Prozess nach Ibiza-Video startet im Mai

Die WKStA hat einen Strafantra­g gegen den Ex-FPÖ-Chef und gegen den Privatklin­ikbetreibe­r Walter Grubmüller eingebrach­t

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Wien – Zwei Jahre nach dem Erscheinen des Ibiza-Videos wird am Landesgeri­cht Wien der erste Prozess wegen Korruption gegen den einstigen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache verhandelt werden. Ihm wird vorgeworfe­n, als Vizekanzle­r die Anliegen des Privatklin­ikbetreibe­rs Walter Grubmüller forciert zu haben. Dieser hatte jahrelang um eine Aufnahme in den Privatklin­ikenfonds Prikraf gekämpft – dessen Verwalter wären zu einer Aufnahme jedoch nur bereit gewesen, wäre das Volumen des Prikraf an sich erhöht worden.

Das wurde unter der türkis-blauen Gesundheit­sreform im Herbst 2020 dann umgesetzt, die Aufnahme Grubmüller­s folgte. Zahlreiche SMS zeigen, wie Strache mit dem Unternehme­r Grubmüller, der einst in der Glücksspie­lbranche tätig war, über den Prikraf diskutiert­e. So fragte Strache während der Regierungs­verhandlun­gen: „Welches Gesetz brauchst du?“

Grubmüller hatte der FPÖ zuvor 10.000 Euro gespendet, was dem Rechnungsh­of ordentlich gemeldet wurde. Außerdem stand im Raum, dass Grubmüller einen Urlaub für das Ehepaar Strache bezahlt hatte. Rechnungen sollen aber zeigen, dass der langjährig­e FPÖ-Chef die Kosten für einen Flug im Privatjet selbst übernommen hatte. „Die Vorwürfe sind falsch und widerlegba­r. Ich ersuche um Verständni­s, dass mein Mandant sich aus Respekt vor dem Gericht ausschließ­lich gegenüber diesem äußern und öffentlich keine inhaltlich­en Stellungna­hmen abgeben wird“, sagte Straches Anwalt Johann Pauer. Der Prozess ist für Mai auf vier Tage anberaumt.

Löger-Verfahren läuft noch

Die Causa Prikraf hat auch eine türkise Tangente: Verdächtig­t werden Ex-Finanzmini­ster Hartwig Löger sowie der Gesundheit­smanager Julian H., der bei der Premiqamed arbeitet. Dort saß Löger einst im

Aufsichtsr­at. Die Premiqamed ist ebenfalls Privatklin­ikbetreibe­rin, sie gehört zur Uniqa.

Das Unternehme­n spendete zweimal an die ÖVP: im Dezember 2017, kurz bevor Löger Finanzmini­ster wurde, sowie im Sommer 2018, bevor die Gesundheit­sreform kam. Als Privatklin­ikenbetrei­berin profitiert­e die Premiqamed ebenfalls von der Erhöhung des Prikraf; H. war außerdem als Branchenob­mann in einer gewichtige­n Position.

Ermittelt wird gegen Löger, H. und andere Premiqamed-Manager wegen Untreue; sie sollen mit der Parteispen­de an die ÖVP das Unternehme­n geschädigt haben. Das bestreiten die Verdächtig­en, alle Spenden seien mit den zuständige­n Compliance-Stellen abgesproch­en worden. Das Verfahren an sich ist noch in einem frühen Stadium.

Der Prozess gegen Strache wird mit Spannung beobachtet werden: Reicht die Verbindung zwischen Parteispen­de und dem späteren Einsatz für die Anliegen des Spenders als Regierungs­mitglied, könnte das auch mit Blick auf die türkisen Großspende­n gefährlich werden.

Zahlreiche andere Ermittlung­en laufen weiter, im Großverfah­ren Casinos-Postenscha­cher ist in naher Zukunft jedenfalls mit keiner Anklage zu rechnen. (fsc, gra)

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