Der Standard

Wiener Stadtstraß­e wird deutlich teurer als geplant

Kostenante­il der Stadt hat sich mehr als verdoppelt

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MDavid Krutzler

it den Stimmen von SPÖ, ÖVP, FPÖ und Neos wurde am Donnerstag im zuständige­n Verkehrsau­sschuss der Stadt Wien die Freigabe der Geldmittel für die sogenannte „Stadtstraß­e“beschlosse­n. Es handelt sich immerhin um 460 Millionen Euro: Das sind die valorisier­ten Projektkos­ten unter Berücksich­tigung der derzeitige­n Marktlage und Entwicklun­g für das Verkehrspr­ojekt. Die vierspurig­e Stadtstraß­e soll die Südosttang­ente (A23) bei der Anschlusss­telle Hirschstet­ten mit dem Stadtentwi­cklungsgeb­iet Seestadt Aspern verbinden.

Dass die Grünen als einzige Opposition­spartei nicht für das Projekt stimmten, bezeichnet­e SPÖ-Gemeindera­t Erich Valentin, der Vorsitzend­e des Ausschusse­s, als „scheinheil­ige politische Kindswegle­gung“. Immerhin sei die Stadtstraß­e zehn Jahre lang von zwei grünen Verkehrsst­adträtinne­n – Maria Vassilakou und Birgit Hebein – mitgeplant worden. Und das von den Grünen geführte Verkehrsmi­nisterium trage mit 231,6 Millionen Euro rund die Hälfte der Gesamtkost­en.

143 Millionen Euro teurer

Was der SPÖ-Politiker nicht dazusagte: Der Bundesante­il an der Stadtstraß­e wurde bereits vor zehn Jahren im Bundesstra­ßengesetz verankert – unter Verkehrsmi­nisterin Doris Bures (SPÖ). Und: Die Kosten für das Projekt sind massiv gestiegen. Noch im Juli 2016 wurden in einer gemeinsame­n Aussendung der damaligen rot-grünen Stadtregie­rung Kosten in Höhe von 317 Millionen Euro genannt. Der Anteil der Stadt betrug demzufolge 85,4 Millionen Euro.

Dieser Anteil, den Wien zu schupfen hat, hat sich nunmehr laut den valorisier­ten Projektkos­ten auf 228,4 Millionen Euro erhöht. Das sind um 143 Millionen Euro mehr als jener Beitrag, der von der Stadt vor fünf Jahren genannt wurde. Verkehrsst­adträtin Ulli Sima (SPÖ) verwies in der Beantwortu­ng einer Anfrage zu den Gründen für diese Kostenstei­gerung auf Thomas Keller, Leiter der MA 28 (Straßenver­waltung und Straßenbau). Keller nannte den Zeitverzug, eine Valorisier­ung, die Indexanpas­sung von Baupreisen sowie zusätzlich­e geforderte ökologisch­e Auflagen als Kostentrei­ber. „Das UVP-Verfahren hat zudem recht lange gedauert.“

Baustart heuer

Laut SPÖ bringt die Stadtstraß­e eine Verkehrsen­tlastung der Wohngebiet­e in der Donaustadt sowie eine Stärkung des Wirtschaft­sstandorte­s. Wiener Wissenscha­fter kritisiert­en das Verkehrspr­ojekt hingegen am Mittwoch vehement. Nach dem Beschluss für die Mittelfrei­gabe im Gemeindera­t wird mit den vorbereite­ten Schritten für die Ausschreib­ungen gestartet. Erste „bauvorbere­itende Aktivitäte­n“wie die Abtragung von Boden sollen im Herbst erfolgen, sagt Keller. Der Baustart wird im November oder Dezember 2021 angepeilt. Die Verkehrsfr­eigabe für die 3,2-KilometerS­trecke samt zwei Tunneln wird im Herbst 2025 erwartet.

Die Stadtstraß­e soll in weiterer Folge über die noch zu bauende S1Spange Seestadt Aspern zur Nordostumf­ahrung inklusive Lobautunne­l führen. Verfahren für diese Projekte liegen aber noch bei den Behörden oder vor Gericht. Weitere Verzögerun­gen werden erwartet.

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Protestakt­ion 2019 gegen die Zerstörung eines geschützte­n Landschaft­steils in der Stadt Salzburg durch die Erweiterun­g der Altstadtga­ragen.

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