Der Standard

Wer sein Rad liebt, der repariert und serviciert es

Die enorme Nachfrage lässt globale Fahrradlie­ferketten stocken – Entspannun­g kommt erst 2023. Bis dahin: ab zum Service

- Fabian Sommavilla

In Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen an die SameDay-Delivery von Amazon und Co gewöhnen, klingt es beinahe unvorstell­bar: Lieferung in Kalenderwo­che 52 – kurz vor Silvester – heißt es da etwa immer öfter, wenn man Ersatzteil­e für seinen Drahtesel benötigt. Gefühlt ist vieles ausverkauf­t oder nicht lieferbar, nur wenige kommen aktuell wirklich zeitnah an ihr Wunschrad oder zu Ersatzteil­en für in die Jahre gekommene Räder – egal ob elektrisch unterstütz­t oder nur muskelbetr­ieben. Es heitert nur schwer auf, aber das Leid ist derzeit wahrlich ein geteiltes. Die Lieferengp­ässe bei Fahrradzub­ehör nehmen ob der Pandemie selbst schon pandemisch­e Ausmaße an.

Weltweit boomt Radfahren, nicht zuletzt weil viele Menschen sich nicht in Öffis drängen oder mit der Emissionss­chleuder Auto im Stau stehen wollen. Und weil sich Fabriken nicht so schnell aus dem Boden stampfen lassen, sind die Reparaturt­ermine umso begehrter.

„Es ist unglaublic­h viel los“, sagt auch Willi Kasyk dem STANDARD. Er führt die „Radwerksta­tt“im fünften Wiener Bezirk und ist seit Jahrzehnte­n

im Geschäft. Kasyk sieht den aktuellen Boom nicht nur durch die Pandemie heraufbesc­hworen. Generell würden die Winter milder und die Infrastruk­tur besser, sodass viele Menschen merken, dass es viel angenehmer ist, kürzere Strecken mit dem Zweirad zu bewältigen.

Gerade aktuell würden viele ganz alte Modelle aus den Kellern hervorzaub­ern. Diese gelte es umso besser zu checken, weil ihnen Jahre an regelmäßig­er Wartung fehlen. „Dann wird es schnell nicht nur für einen selbst, sondern auch alle anderen Verkehrste­ilnehmer gefährlich“, so der passionier­te Radmechani­ker.

Newspapers in German

Newspapers from Austria