Wer sein Rad liebt, der repariert und serviciert es
Die enorme Nachfrage lässt globale Fahrradlieferketten stocken – Entspannung kommt erst 2023. Bis dahin: ab zum Service
In Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen an die SameDay-Delivery von Amazon und Co gewöhnen, klingt es beinahe unvorstellbar: Lieferung in Kalenderwoche 52 – kurz vor Silvester – heißt es da etwa immer öfter, wenn man Ersatzteile für seinen Drahtesel benötigt. Gefühlt ist vieles ausverkauft oder nicht lieferbar, nur wenige kommen aktuell wirklich zeitnah an ihr Wunschrad oder zu Ersatzteilen für in die Jahre gekommene Räder – egal ob elektrisch unterstützt oder nur muskelbetrieben. Es heitert nur schwer auf, aber das Leid ist derzeit wahrlich ein geteiltes. Die Lieferengpässe bei Fahrradzubehör nehmen ob der Pandemie selbst schon pandemische Ausmaße an.
Weltweit boomt Radfahren, nicht zuletzt weil viele Menschen sich nicht in Öffis drängen oder mit der Emissionsschleuder Auto im Stau stehen wollen. Und weil sich Fabriken nicht so schnell aus dem Boden stampfen lassen, sind die Reparaturtermine umso begehrter.
„Es ist unglaublich viel los“, sagt auch Willi Kasyk dem STANDARD. Er führt die „Radwerkstatt“im fünften Wiener Bezirk und ist seit Jahrzehnten
im Geschäft. Kasyk sieht den aktuellen Boom nicht nur durch die Pandemie heraufbeschworen. Generell würden die Winter milder und die Infrastruktur besser, sodass viele Menschen merken, dass es viel angenehmer ist, kürzere Strecken mit dem Zweirad zu bewältigen.
Gerade aktuell würden viele ganz alte Modelle aus den Kellern hervorzaubern. Diese gelte es umso besser zu checken, weil ihnen Jahre an regelmäßiger Wartung fehlen. „Dann wird es schnell nicht nur für einen selbst, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer gefährlich“, so der passionierte Radmechaniker.