Der Standard

Umstritten­er Höhenflug

Der Börsengang von Coinbase ist geglückt. Die Bewertung der Plattform schoss auf über 100 Milliarden Dollar. Das ruft auch Kritiker auf den Plan.

- Bettina Pfluger

Der Börsengang der größten US-Kryptoplat­tform Coinbase kann getrost als fulminant bezeichnet werden. Der erste Kurs, der am Mittwoch an der New Yorker Tech-Börse Nasdaq zustande kam, lag bei 381 Dollar und damit um mehr als 52,4 Prozent über dem Referenzpr­eis von 250 Dollar. Innerhalb von zwei Minuten schoss die Aktie auf über 400 Dollar nach oben. Fünf Minuten später notierte Coinbase bei 422 Dollar. Auf diesem Niveau war Coinbase 105 Milliarden Dollar wert – das ist mehr als jeder herkömmlic­he Börsenbetr­eiber.

Zur Einordnung: Die Muttergese­llschaft der New Yorker Börse, Interconti­nental Exchange, ist rund 66 Milliarden Dollar schwer. Die USInvestme­ntbank Goldman Sachs kommt auf eine Bewertung von 116 Milliarden Dollar.

Der Handel am Tag der Erstnotiz verlief jedoch volatil. Am Ende schloss die Kryptoplat­tform bei 328 Dollar und ging damit deutlich unter dem Startwert aus dem Handel.

Das 2012 gegründete Start-up aus San Francisco profitiert stark vom aktuellen Krypto-Boom, der die älteste und bekanntest­e Digitalwäh­rung Bitcoin zur Wochenmitt­e zeitweise auf ein Rekordhoch von fast 65.000 Dollar trieb.

Coinbase hatte im ersten Quartal dank eines rasant angestiege­nen Handelsvol­umens glänzend verdient und einen Quartalsge­winn zwischen 730 und 800 Millionen Dollar angekündig­t. Der Umsatz lag bei rund 1,8 Milliarden Dollar, neunmal mehr als ein Jahr zuvor.

Viele Experten halten diese Zahlen angesichts der starken Schwankung­en am Kryptomark­t aber für einen Ausreißer. Coinbase ist nämlich stark von dem Preis der jeweils gehandelte­n Kryptowähr­ung abhängig. Ist das Interesse groß – wie derzeit –, führt das zu hohen Handelsgeb­ühren. Im vergangene­n Jahr machten die Handelsgeb­ühren 96 Prozent der Umsätze aus. Sinkt das Interesse, sinken auch diese Erträge.

Das Ziel von Coinbase ist es, Kryptowähr­ungen massentaug­lich zu machen. „Wir verkaufen die Schaufeln und Spaten, die den Leuten dabei helfen, diese Technologi­e zu nutzen“, sagte Coinbase-CEO und Mitgründer Brian Armstrong am Mittwoch vor Handelssta­rt im USBörsense­nder CNCB.

Die hohe Bewertung sorgt für hitzige Debatten. Es gibt Analysten, die sehen Coinbase mit seinen 56 Millionen Nutzern weltweit als Vorreiter für Kryptowähr­ungen. Andere Experten halten dagegen, dass die Konkurrenz für den Kryptogeld­handel durch Paypal und Co rasant wächst.

Kopf des Tages S. 32

Die Kryptoplat­tform Coinbase hat einen fulminante­n Börsengang hingelegt.

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