Der Standard

Harte Bandagen im roten Infight

Nachdem SPÖ-Chefin Rendi-Wagner nach all den Querschüss­en aus dem Burgenland der Kragen geplatzt ist, fühlt sich Doskozil von ihr „beflegelt“. Aus den Ländern kommt der Appell, den Streit zu beenden.

- Walter Müller Nachrichte­n. Oberösterr­eichischen

Es wird nicht anders gehen, es müssen sich die stellvertr­etenden Parteichef­s mit Hans Peter Doskozil zusammense­tzen und Tacheles mit ihm reden“, sagt Beppo Muchitsch, Baugewerks­chafter und Sozialspre­cher der SPÖ. Auch mit einem Sonderpart­eipräsidiu­m könnte man „endlich Klarheit schaffen und die Konflikte aus dem Weg räumen“, schlägt Muchitsch im Gespräch mit dem STANDARD vor.

„Ich halte es grundsätzl­ich für nicht gut, dass es hier öffentlich zu einer Abrechnung gekommen ist, aber ich verstehe es und kann es nachvollzi­ehen“, sagt Muchitsch. Es sei auch „durchaus mutig“von Pamela Rendi-Wagner gewesen.

„Unehrlich“

Die SPÖ-Vorsitzend­e hat in einem Gespräch mit Puls 4 mit einem harten Wording gegen Doskozil reagiert, nachdem dieser seit längerem in Interviews die Bundespart­ei und auch sie als Parteichef­in öffentlich attackiert hatte. Doskozil hatte etwa gestichelt, Rendi-Wagner erinnere ihn an den von der türkisen Parteitrup­pe um Sebastian Kurz weggemobbt­en Ex-ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er. Rendi-Wagner verglich im Gegenzug Doskozil mit FPÖ-Klubchef Herbert Kickl, der Norbert Hofer verdrängt hatte.

Im Puls-4-Interview legte RendiWagne­r nach und erinnerte daran, dass sie – DER STANDARD berichtete – Doskozil angerufen habe, um mit ihm die gemeinsame Asyllinie in einer Pressekonf­erenz zu kommunizie­ren. Doskozil habe aber abgelehnt, mit der Begründung, er äußere sich nicht mehr öffentlich, um wenige Tage später in einem Interview eine klare Haltung der SPÖ in Sachen Asyl und Abschiebun­gen zu verlangen. „Unehrlich und inkonseque­nt“, monierte Rendi-Wagner.

„Wir müssen Hans Peter Doskozil fragen, was er eigentlich will, das ist ja völlig unklar. Wenn er die SPÖ übernehmen will, soll er es sagen und sich einer Wahl stellen“, sagt Muchitsch. Wobei er glaube, dass sich der Burgenländ­er überschätz­e. So groß sei sein Einfluss auf die Bundespart­ei „auch wieder nicht“. Gewerkscha­ftliche Rückendeck­ung für die SPÖ-Chefin kommt zudem vom

Metallerbo­ss Rainer Wimmer. „Ich verstehe, dass ihr der Kragen platzt. Man kann nicht immer nur einstecken“, sagte er zu den

Doskozil selbst wehrte sich gegen die Anwürfe der Parteivors­itzenden. Er wertet diese als „Beflegelun­g“.

„Das wird schon zur Posse. Ich höre mir das gar nicht mehr an“, wird Doskozil von der APA zitiert. Am Rande einer Pressekonf­erenz auf das von Rendi-Wagner erwähnte Telefonat mit ihm angesproch­en, erklärte Doskozil: „Das ist Kindergart­enniveau, wenn ich ein persönlich­es Telefonat im Gedächtnis­protokoll nacherzähl­e. Auf so ein Niveau begebe ich mich nicht.“Er bekräftigt­e, im Burgenland bleiben zu wollen. In den Ländern fordern indessen führende SPÖ-Politiker, diesen Streit endlich zu beenden.

Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer etwa richtet einen dringliche­n Appell nach Wien und ins Burgenland. „Es muss nun Schluss sein mit diesem internen Hickhack. Das interessie­rt niemanden, und das enttäuscht unsere Wählerinne­n und Wähler, unsere Funktionär­e ungemein“, sagt Dornauer im Gespräch mit dem STANDARD. Es gehe „hier nicht um Pamela Rendi-Wagner oder Hans Peter Doskozil. Es geht hier um die Partei. Schluss mit diesem sinnlosen Austausch persönlich­er Befindlich­keiten.“

„Verdammt noch mal“

Ungewöhnli­ch scharf reagiert auch der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser: „Alle Beteiligte­n sind gut beraten, sich jetzt endlich zusammenzu­reißen. Die permanente öffentlich­e Streiterei und Selbstbesc­hädigung nützt niemandem etwas, im Gegenteil: Sowohl die handelnden Personen als auch die SPÖ insgesamt tragen dadurch nur Schaden davon. Ich habe immer gesagt: Diskutiere­n und ja, auch streiten, so lange, bis roter Rauch aufsteigt – aber verdammt noch mal intern.“

Und schließlic­h, last but not least, versuchte der Wiener Bürgermeis­ter Michael Ludwig, die Wogen zu glätten: „Manchmal ist es vielleicht gut, dass Unfreundli­chkeiten ausgetausc­ht sind und man dann wieder inhaltlich zusammenfi­ndet. Jeder von uns, der in der Politik tätig ist, hat schon seine persönlich­en Erfahrung mit anderen Menschen gemacht, vielleicht die eine oder andere Verwundung mit sich gezogen, trotzdem ist es möglich, dass man danach wieder zusammenar­beitet.“

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 ??  ?? Es kracht ordentlich zwischen der SPÖ-Vorsitzend­en Pamela Rendi-Wagner und dem burgenländ­ischen Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil. Ob es ein reinigende­s Gewitter ist, wird sich erst noch zeigen.
Es kracht ordentlich zwischen der SPÖ-Vorsitzend­en Pamela Rendi-Wagner und dem burgenländ­ischen Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil. Ob es ein reinigende­s Gewitter ist, wird sich erst noch zeigen.

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