Harte Bandagen im roten Infight
Nachdem SPÖ-Chefin Rendi-Wagner nach all den Querschüssen aus dem Burgenland der Kragen geplatzt ist, fühlt sich Doskozil von ihr „beflegelt“. Aus den Ländern kommt der Appell, den Streit zu beenden.
Es wird nicht anders gehen, es müssen sich die stellvertretenden Parteichefs mit Hans Peter Doskozil zusammensetzen und Tacheles mit ihm reden“, sagt Beppo Muchitsch, Baugewerkschafter und Sozialsprecher der SPÖ. Auch mit einem Sonderparteipräsidium könnte man „endlich Klarheit schaffen und die Konflikte aus dem Weg räumen“, schlägt Muchitsch im Gespräch mit dem STANDARD vor.
„Ich halte es grundsätzlich für nicht gut, dass es hier öffentlich zu einer Abrechnung gekommen ist, aber ich verstehe es und kann es nachvollziehen“, sagt Muchitsch. Es sei auch „durchaus mutig“von Pamela Rendi-Wagner gewesen.
„Unehrlich“
Die SPÖ-Vorsitzende hat in einem Gespräch mit Puls 4 mit einem harten Wording gegen Doskozil reagiert, nachdem dieser seit längerem in Interviews die Bundespartei und auch sie als Parteichefin öffentlich attackiert hatte. Doskozil hatte etwa gestichelt, Rendi-Wagner erinnere ihn an den von der türkisen Parteitruppe um Sebastian Kurz weggemobbten Ex-ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner. Rendi-Wagner verglich im Gegenzug Doskozil mit FPÖ-Klubchef Herbert Kickl, der Norbert Hofer verdrängt hatte.
Im Puls-4-Interview legte RendiWagner nach und erinnerte daran, dass sie – DER STANDARD berichtete – Doskozil angerufen habe, um mit ihm die gemeinsame Asyllinie in einer Pressekonferenz zu kommunizieren. Doskozil habe aber abgelehnt, mit der Begründung, er äußere sich nicht mehr öffentlich, um wenige Tage später in einem Interview eine klare Haltung der SPÖ in Sachen Asyl und Abschiebungen zu verlangen. „Unehrlich und inkonsequent“, monierte Rendi-Wagner.
„Wir müssen Hans Peter Doskozil fragen, was er eigentlich will, das ist ja völlig unklar. Wenn er die SPÖ übernehmen will, soll er es sagen und sich einer Wahl stellen“, sagt Muchitsch. Wobei er glaube, dass sich der Burgenländer überschätze. So groß sei sein Einfluss auf die Bundespartei „auch wieder nicht“. Gewerkschaftliche Rückendeckung für die SPÖ-Chefin kommt zudem vom
Metallerboss Rainer Wimmer. „Ich verstehe, dass ihr der Kragen platzt. Man kann nicht immer nur einstecken“, sagte er zu den
Doskozil selbst wehrte sich gegen die Anwürfe der Parteivorsitzenden. Er wertet diese als „Beflegelung“.
„Das wird schon zur Posse. Ich höre mir das gar nicht mehr an“, wird Doskozil von der APA zitiert. Am Rande einer Pressekonferenz auf das von Rendi-Wagner erwähnte Telefonat mit ihm angesprochen, erklärte Doskozil: „Das ist Kindergartenniveau, wenn ich ein persönliches Telefonat im Gedächtnisprotokoll nacherzähle. Auf so ein Niveau begebe ich mich nicht.“Er bekräftigte, im Burgenland bleiben zu wollen. In den Ländern fordern indessen führende SPÖ-Politiker, diesen Streit endlich zu beenden.
Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer etwa richtet einen dringlichen Appell nach Wien und ins Burgenland. „Es muss nun Schluss sein mit diesem internen Hickhack. Das interessiert niemanden, und das enttäuscht unsere Wählerinnen und Wähler, unsere Funktionäre ungemein“, sagt Dornauer im Gespräch mit dem STANDARD. Es gehe „hier nicht um Pamela Rendi-Wagner oder Hans Peter Doskozil. Es geht hier um die Partei. Schluss mit diesem sinnlosen Austausch persönlicher Befindlichkeiten.“
„Verdammt noch mal“
Ungewöhnlich scharf reagiert auch der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser: „Alle Beteiligten sind gut beraten, sich jetzt endlich zusammenzureißen. Die permanente öffentliche Streiterei und Selbstbeschädigung nützt niemandem etwas, im Gegenteil: Sowohl die handelnden Personen als auch die SPÖ insgesamt tragen dadurch nur Schaden davon. Ich habe immer gesagt: Diskutieren und ja, auch streiten, so lange, bis roter Rauch aufsteigt – aber verdammt noch mal intern.“
Und schließlich, last but not least, versuchte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, die Wogen zu glätten: „Manchmal ist es vielleicht gut, dass Unfreundlichkeiten ausgetauscht sind und man dann wieder inhaltlich zusammenfindet. Jeder von uns, der in der Politik tätig ist, hat schon seine persönlichen Erfahrung mit anderen Menschen gemacht, vielleicht die eine oder andere Verwundung mit sich gezogen, trotzdem ist es möglich, dass man danach wieder zusammenarbeitet.“