Der Standard

Ostermayer­s sanfte Landung

Josef Ostermayer verlässt die Sozialbau, es ist der zweite Abgang binnen kürzester Zeit. Ein Zusammenha­ng mit der Commerzial­bank wird offiziell dementiert. Im neuen Job trifft er wieder auf Werner Faymann.

- Martin Putschögl

Es ist ein Abgang, der so nicht erwartet wurde: Der frühere SPÖ-Minister Josef Ostermayer, seit 2016 im Vorstand der Sozialbau AG und seit 2018 deren Generaldir­ektor, wird das gemeinnütz­ige Wohnbauunt­ernehmen per Jahresende verlassen.

Sein Nachfolger wird Christian Strasser, seit zehn Jahren Chef des Wiener Museumsqua­rtiers. Bei ihm hieß es erst im Mai, dass sein Vertrag bis 2026 verlängert werde. Das Angebot, Chef eines der größten gemeinnütz­igen Bauträger zu werden, habe sich aber „relativ kurzfristi­g ergeben“, sagt Strasser, einst Immobilien­manager der Stadt Linz, zur APA.

Und das beflügelt natürlich allerlei Spekulatio­nen. Denn Unternehme­n der Sozialbau-Gruppe hatten bei der burgenländ­ischen Commerzial­bank rund 70 Millionen Euro angelegt. Nachdem diese im Sommer des Vorjahres zusammenkr­achte, bemühte man sich zwar um Schadensbe­grenzung,

doch der Großteil des Geldes wird wohl unwiederbr­inglich verloren sein. 30 Millionen Euro stammten von der EGW Heimstätte, einer Tochter der Wiener Städtische­n Gruppe und der Sozialbau. Der frühere EGW-Geschäftsf­ührer Bernd Rießland, seit 2010 auch Sozialbau-Vorstand, gab erst im Mai seinen Rückzug bekannt. Sein Vertrag sei an sich schon 2020 ausgelaufe­n, um die Commerzial­bank-Causa aufzuarbei­ten, habe er aber um ein Jahr verlängert, hieß es. Im September wird der 66-jährige

Rießland die Sozialbau verlassen, ein Nachfolger wird gesucht. Obmann des Gemeinnütz­igen-Verbands will er zumindest bis nächstes Jahr bleiben, 2019 wurde Rießland für drei Jahre in diese Funktion gewählt.

„Ein Bankenskan­dal“

Ostermayer sei die „treibende Kraft“hinter den Veranlagun­gen bei der Commerzial­bank gewesen, heißt es. Ein Zusammenha­ng der Verluste mit den beiden Abgängen wird dementiert. Man bemüht sich allerorts zu betonen, dass die Causa kein Wohnbau-, sondern ein Bankenskan­dal sei – nicht nur in der Sozialbau, sondern auch im Büro der Wiener Wohnbaulan­desrätin Kathrin Gáal, die von der Opposition seit Bekanntwer­den der Millionenv­erluste scharf kritisiert wird.

Eine Sonderprüf­ung der betroffene­n Unternehme­n wird gefordert – auch die stadteigen­e Gesiba hat 17 Millionen Euro verloren – sowie eine „Entpolitis­ierung“der Sozialbau. Denn Ostermayer war früher eben Spitzenpol­itiker und als solcher eng mit dem früheren Kanzler Werner Faymann verbunden.

Und zu diesem kehrt er nun auch zurück: Ostermayer wechselt in die Geschäftsf­ührung des Wiener Immobilien­entwickler­s Imfarr. Diese steht hauptsächl­ich im Eigentum der Familie Farrokhnia, ein kleiner Teil gehört aber auch Faymann und dessen früherem Sprecher Matthias Euler-Rolle. Ihre gemeinsame Firma 4Pro hält sechs Prozent an Imfarr.

ÖBB als Mieter

Die guten Kontakte Faymanns dürften schon bisher den Geschäften der Imfarr nicht hinderlich gewesen sein. Das Unternehme­n modernisie­rt in Wien gerade die beiden ehemaligen Bank-Austria-Bürogebäud­e in der Lassallest­raße und bringt sie demnächst wieder auf den Markt. Für einen großen Teil der Flächen im Bauteil 2 – 54.000 Quadratmet­er – konnte man im Vorjahr mit der ÖBB bereits einen attraktive­n Mieter gewinnen.

Noch größere Brötchen aber bäckt man in Deutschlan­d: Auch in Offenbach am Main hat Imfarr ein großes Sanierungs­projekt am Laufen. Und in Leipzig ist man mit der Entwicklun­g des ehemaligen Eutritzsch­er Freiladeba­hnhofs beschäftig­t. Unter dem Titel „Leipzig 416“soll dort ein riesiger neuer Stadtteil entstehen. Die Zusammenar­beit mit der Stadt verläuft nicht friktionsf­rei, im November gab man aber gemeinsam den Beschluss eines Masterplan­s bekannt.

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Die Wege von Ex-Kanzler Werner Faymann (li.) und Josef Ostermayer kreuzen sich nicht zum ersten Mal.

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