Die schillernden Gläubiger der einstigen Meinl Bank
Im Konkursverfahren haben auch Oligarchen Forderungen angemeldet – Viele Konten standen unter Beobachtung
Aus dem Konkursverfahren der früheren Meinl Bank erschließt sich die rege Geschäftstätigkeit, die das zuletzt in Anglo Austrian AAB Bank umfirmierte private Bankhaus tätigte – vor allen auch mit (Firmen-)Kunden aus Russland oder der Ukraine. Mit vielen dieser Kunden wickelte das Institut Back-to-Back-Geschäfte ab, bei denen quasi gegen Einlagen von Unternehmen Kredite an deren Töchter fließen. Geschäfte, die bei der Bankenaufsicht nicht selten den Verdacht auf Geldwäscherei aufkommen lassen. Die Bankenaufseher der EZB entzogen der Anglo Austrian im November 2019 die Lizenz, danach ging sie pleite, und jetzt wird sie abgewickelt.
Auch Nordkorea will Geld
Betroffen davon sind 391 Gläubiger, die (per März) 515 Millionen Euro an Forderungen angemeldet haben, wobei 360 Mio. davon vom Masseverwalter bestritten wurden. Unter den Gläubigern finden sich auch so bekannte wie ein in Österreich lebender Oligarch, der Guthaben von 56.000 Euro beansprucht. Oder die frühere litauische Bankas Snoras, die 18 Mio. Euro an Schadenersatz beansprucht. Die Bank, von einem Russen und einem Litauer gegründet, wurde 2011 nach Malversationen verstaatlicht und filetiert. Der Masseverwalter sieht ihre Forderung nicht als berechtigt an.
Nicht weniger schillernd ist Gläubiger Nummer 132, die nordkoreanische Korea Ungum Corporation. Sie will rund zwei Mio. Euro Schadenersatz aus einem Streit über die Zulässigkeit der Aufrechnung wechselseitiger Forderungen – da ist ein Verfahren anhängig. Um sehr viel mehr Geld – fast 82 Mio. Euro – geht es bei einem Gläubiger, der mittlerweile international bekannt ist: die
Meinl Bank Antigua. Sie ist in den Bestechungsskandal des brasilianischen Odebrecht-Konzerns verwickelt. In dem Konnex hat die USJustiz Ex-Meinl-Bank-Chef Peter Weinzierl angeklagt. Er sitzt derzeit in London in Haft, die USA wollen seine Auslieferung.
In Wien ermittelt die Justiz in der Causa u. a. gegen Weinzierl und Julius Meinl V. Sie weisen die Vorwürfe zurück. Der Masseverwalter der AAB hat die Forderung der in Abwicklung befindlichen AntiguaBank
bestritten. Und: Ihre Konten in Wien wurden gesperrt, wegen Geldwäscheverdachts. Ein Schicksal, das für viele Spareinlagen bzw. Kontoguthaben gilt, zum Teil wurden die Gelder beschlagnahmt.
Aus internen Unterlagen erhellen sich die Gründe für die Erstattung von Geldwäscheverdachtsmeldungen bzw. fürs Einfrieren von Konten im Jahr 2019. Auswahl aus den Begründungen: unangekündigte Transaktion von mehreren Millionen Euro; Anklagen im OdebrechtSkandal;
viele hohe Umsätze fast jeden Tag; Konnex zu Weißrussland, Venezuela, Iran; Mittelherkunft bei Transaktion mit Ukraine-Konnex unklar; FMA-Stichprobe.
Auch die Konten vermögender Kundinnen standen unter Beobachtung
– wegen großer Immobilientransaktionen mit Russland-Bezug etwa oder wegen „sehr hoher Privatausgaben wie Urlaube, hohe Barabhebungen etc.“. Summa summarum ging es per 31. Dezember 2019 um rund 32 Mio. Euro.