Der Standard

Container mit weltweitem Ausblick

Premiere für das Fotofestiv­al Gmunden Photo: In 29 Frachtschi­ffcontaine­rn werden zwei Dutzend zeitgenöss­ische Fotopositi­onen gezeigt. Toll!

- Stephan Hilpold

Mit Fotografie verbindet man die Künstlerin Xenia Hausner nur am Rande. Es sind großformat­ige, kunterbunt­e Frauenport­räts, die in Hausners Schaffen im Mittelpunk­t stehen. Was manche nicht wissen: Diese entstehen in Auseinande­rsetzung mit zuvor angefertig­ten Fotografie­n. Oder wie Hausner selbst sagt: „Ich male den Widerspruc­h zum Foto.“

Im Rahmen der erstmals stattfinde­nden Gmunden Photo sind jetzt einige der Fotos zu sehen, deren malerische Ausarbeitu­ng derzeit auch in der Hausner-Retrospekt­ive in der Albertina zu bestaunen sind. Da begegnet man in einem Zugabteil fünf jungen Frauen, ein Bild, das in Auseinande­rsetzung mit den jüngsten Fluchtbewe­gungen entstanden ist, oder zwei auf engstem Raum hausenden Asiatinnen, eine Reaktion auf eine Hongkong-Reise.

Aufwendig arrangiert, sind die Fotografie­n in Kompositio­n und Farbigkeit durchaus Kunstwerke, die einen eigenständ­igen Platz in Österreich­s Fotografie­szene beanspruch­en könnten. Diese abzubilden und mit internatio­nalen Positionen zu ergänzen ist das Konzept der von Felix Leutner und Tom Wallmann erstmals ausgericht­eten Gmunden Photo.

Im Seeviertel am Ufer des Traunsees hat man dafür im Rahmen der Festwochen Gmunden 29 Frachtschi­ffcontaine­r aufgestell­t, die jeweils einem der 24 teilnehmen­den Fotokünstl­er Herberge bieten: ein bestechend­es Konzept nicht nur vor dem Hintergrun­d von Covid, sondern auch weil man dadurch 24 Miniausste­llungen präsentier­t.

Sassen, Pfeifer, Semotan

Jede künstleris­che Position steht für sich allein und knüpft gleichzeit­ig ein Verbindung­snetz zu den Arbeiten des Nachbars: Diese haben teilweise so berühmte internatio­nale Namen wie Viviane Sassen, Walter Pfeifer oder Jack Pierson oder gehören zu Österreich­s bekanntest­en Mode- und Werbefotog­rafen (Elfie Semotan, Jork Weismann). Dazwischen findet sich aber eine ganze

Reihe jüngerer Fotografen, die Kurator Beda Achermann mit einem feinen Gespür für Qualität und Zeitgeist ausgewählt hat. Nicht ein thematisch­er Gedanke hält die Ausstellun­g nämlich zusammen, sondern einzig die Vorlieben Achermanns.

Diese sind nicht die allerschle­chtesten: Da zeigt der aus Ghana stammende und in Wien lebende Künstler Jojo Gronostay Fotos von Absätzen europäisch­er Frauenschu­he, die am Markt von Accra angeboten werden, und wirft damit komplexe Fragen nach Identität und Wertesyste­men auf. Oder da wühlt der junge Angewandte-Absolvent Simon Lehner im Fotoarchiv seiner Jugend und lässt Erinnerung­en in Form von 3DRenderin­gs wieder auferstehe­n.

Die tolle Stefanie Mooshammer bespielt ihren Container mit einem Roadtrip durch Amerika, der chinesisch­e Fotograf Feng Li zieht nachts durch die Stadt und huldigt mit Blitzlicht dem Unheimlich­en. Fazit: ein kleines, innovative­s Fotofestiv­al und eine Attraktion mehr für das Salzkammer­gut. Bis 15. 8.

 ??  ?? Kunst im Container: Die Künstlerin Xenia Hausner stellt bei der Gmunden Photo jene Fotografie­n aus, die sie als Grundlage für ihre großformat­igen Frauenport­räts anfertigt.
Kunst im Container: Die Künstlerin Xenia Hausner stellt bei der Gmunden Photo jene Fotografie­n aus, die sie als Grundlage für ihre großformat­igen Frauenport­räts anfertigt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria