30 Männer und eine Bühne
Umgekehrt würde das heute so gar nicht mehr gehen! Das bemerkt einer der jungen Männer gleich zu Beginn der Dokuserie, die man sich in der ZDF-Mediathek schon während der Fußball-Europameisterschaft hätte reinziehen können. Worum geht’s? Zwei junge Frauen, die Regisseurinnen Felicitas Sonvilla und Nina Wesemann, haben für ihre siebenteilige Doku Boys dreißig junge Männer nacheinander auf eine mit silbernem Satinstoff verkleidete Bühne geholt und sie alle um Einschätzungen zum Thema (neue) Männlichkeit gebeten.
It’s stage time, boys! Und tatsächlich,
„BOYS“, SIEBENTEILIGE DOKU, MONTAGS, 23.50 UHR, ZDF
sie tanzen auch ein bisschen. Denken wir das kurz umgekehrt: zwei Männer, dreißig Frauen. Eben. Die Boys wurden selbstredend nach allen Regeln der Diversitätskunst ausgesucht – queer, schwul und people of colour – und geben ein angenehmes und erwartbar buntes Bild an heutigen Männlichkeiten wieder. Die Alten wurden zum Glück nicht gefragt.
Männlichkeit 2021? „Die muss man sich heute selbst zusammenbauen!“, sagt einer. „Stößt mich total ab“, sagt der Nächste. Wer schwul ist, hat überhaupt einen eigenen Zugang. „Meine Managerin ist eine Managerin“, sagt der Rapper Kelvyn Colt und meint, dass die es nicht einfach hat im Business, und der SPDPolitiker Kevin Kühnert macht auch mit. Einer hat Angst, sich mit seinen Antworten in die Nesseln zu setzen. Warum, fragen die beiden Girls aus dem Off. Na, er ist heterosexuell, weiß und fast alt. Nette Schnipsel, die Boys versammelt. In Folge zwei kommt der Sex. Da bleiben wir natürlich dran, bevor es weitergeht mit Vätern, Liebe, Feminismus, Körper und natürlich Fußball.