Journalist de Vries tot
Drogenbande steht nun im Visier der Ermittler
Zehn Tage nach dem Mordanschlag auf Peter R. de Vries ist der niederländische Journalist am Donnerstag in Amsterdam gestorben.
DFlorian Niederndorfer
ass einer wie er auf Schritt und Tritt tödlicher Gefahr ausgesetzt ist, war Peter de Vries bewusst. Noch im Juni erklärte er in einem Interview, er könne sich schon vorstellen, dass man ihm nach dem Leben trachtet. Dies, so der bekannteste Kriminalreporter der Niederlande, sei schließlich „Teil seiner Arbeit“.
Am 6. Juli, de Vries war nach einem seiner vielen Fernsehauftritte gegen 19.30 Uhr auf dem Amsterdamer Leidseplein auf dem Weg zu seinem Auto, wurde seine Vorahnung Wirklichkeit: Mit fünf Schüssen wurde der 64-Jährige niedergestreckt. Am Donnerstag erlag der Vater zweier Kinder schließlich in einem Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen. „Peter kämpfte bis zum Ende, aber er konnte den Kampf nicht gewinnen. Er starb umgeben von Menschen, die ihn liebten“, sagte seine Familie in einem Statement.
Zwei Verdächtige in U-Haft
Zwei Verdächtige, ein 21-Jähriger aus Rotterdam – der mutmaßliche Schütze –, und ein 35-jähriger Pole, er soll den Fluchtwagen gelenkt haben, sitzen in Untersuchungshaft. Aufgrund von Zeugenaussagen und Kamerabildern konnten sie schnell ausfindig gemacht werden, ein Spezialkommando der Polizei nahm sie auf einer Autobahn nahe Amsterdam fest.
Die niederländische Öffentlichkeit reagierte entsetzt auf den Anschlag mitten im Ausgehviertel Amsterdams. König Willem Alexander nahm die Schüsse auf de Vries zum Anlass, die Freiheit der Presse einzuklagen. Der Reporter, der sich zuletzt auch über die Berichterstattung hinaus als Anwalt und Opfervertreter gegen die organisierte Kriminalität engagiert hatte, galt als der am besten vernetzte – und für viele auch als mutigster – Investigativjournalist im Milieu der organisierten Kriminalität.
Die Ermittler konzentrieren sich nun Medienberichten zufolge auf das Umfeld des inhaftierten Bandenchefs Ridouan Taghi, das die niederländische Staatsanwaltschaft schon vor dem Anschlag auf de Vries als „gut geölte Tötungsmaschine“bezeichnet hatte. 2019 waren bereits der Bruder des Kronzeugen im Prozess gegen Taghi und sein Verteidiger ermordet worden. Auch Medien werden regelmäßig bedroht. Nun ist Taghis hartnäckigster Gegner für immer verstummt.